Karl Leisner und seine Lieder (7)

 

Karl Leisner mit seiner Schwester Maria 1937 im Allgäu

 

Quelle des Fotos: Karl Leisner-Archiv

 

 

 

Singen in Gemeinschaft Singekreis

Außer dem Singen in Gruppenstunden, auf Fahrt und im Lager bildeten sich eigene Gruppen, in denen nur gesungen wurde. Sie nannten sich Singekreis oder Singschar. Auch Gruppen, die sich anläßlich verschiedener Gelegen­heiten zum Singen trafen, nannte man „Singkreis“ oder „Singekreis“.

Notizen aus der Gruppenchronik und ­aus Karl Leisners Tage­büchern

Freitag, 10. August 1928
Nach dem 16.00 Uhr-Kaffee schwam­men wir und trieben an­deres, zum Beispiel Singkreis.

Sonntag, 26. Juni 1932
Gegen 22.00 Uhr begann unser Johannisfeuer, für das wir die Woche vorher or­dentlich Holz ge­schleppt [hatten].
[…]
Zunächst sang der [von Hermann Mies gegründete] Singekreis einige Lie­der. Dann zündeten wir den Holzstoß an.
[…]
Einige Lieder klingen noch in die stille, ruhigatmende Nacht. – Verklingen.

Montag, 1. August 1932
Abends setzten wir uns zu ei­nem Sin­gekreis zusammen und lernten neue Lie­der.

Donnerstag, 25. Mai 1933
Um 14.00 Uhr mit dem Singekreis nach Emmerich.
[…]
An der andern Rheinseite auf einer „Insel“ am Ufer Sin­gen, dann Spiel.

Montag, 26. Juni 1933
Nachher kleiner Gruppen­abend und 20.15 Uhr Singekreis.

Sonntag, 2. Juli 1933
Um 17.00 Uhr wollen wir los [aus Marienthal]. Da begegnet uns aber Robert Meigen. ( Singekreista­gung [über Pfingsten in Marienthal]. – Ich kannte ihn noch nicht.)

Sonntag, 24. September 1933
Um 10.30 Uhr bei [Kaplan Heinrich] Huyeng – kommt nicht! Singekreis!

Montag, 25. September 1933
Abends 19.30 Uhr Singekreis.

Gemeinschaftslager in Reinshagen[1]
[1] In den Schulen fanden nach 1933 unter der Lei­tung der Hitler-Jugend nationalpolitische Lehrgänge statt.

Mittwoch, 24. Januar 1934
20.00 Uhr Herbert–Norkusabend[1] mit der HJ Remscheids. Rudi Hell spricht. Die Singschar singt.

[1] Hitler-Junge Herbert Norkus, geboren am 26.7.1916, am 24.1.1932 in Berlin von Kommunisten erstochen. Sein Leben lieferte den Stoff für den Film „Hitler­junge Quex“. Das nach ihm benannte Schulschiff lief am 7.11.1939 vom Stapel.

* * * * *

Sonntag, 13. Mai 1934
Nach dem Abendspaziergang Singekreis in der Aula. Köstliche neue Lieder gelernt „Jetzt gang i ans Peters Brünnele“ [Jetzt gang i ans Brünnele]. – Um 21.00 Uhr in die Klappe. Ruhe wiedergewonnen.

Dienstag, 22. Mai 1934
Schnell zur Singschar im [Jungmänner]Heim, die den Geburtstagskantus für den Präses [Heinrich Brey, geb. 26.5.1903] übte.

Mittwoch, 23. Mai 1934
9.30 Uhr Probe mit der Sing­schar im Vereinshaus. Es klappt.

Mittwoch, 4. Juli 1934
19.45 bis 20.40 Uhr Singstunde des ersten Kursus.

Montag, 25. Juni 1934
16.20 bis 16.50 Uhr Karten an Tante Paula [Väth] und Theo Ger­ritzen: V. w. [? Von wegen] Sing­schar­fahrt! – Wann?

Ein Singekreis war der Vorreiter für das Erlernen neuer Lieder. Man sang Volkslieder, bündisches Liedgut, ausländische Folklore und Christliches, wenn es nur jugend­bewegt genug war. Singen schmiedete die verschiedenen Altersgruppen zusammen. Mitmachen konnte jeder. Es kam nicht darauf an, daß man besonders gut singen konnte, sondern es sollte einfach nur Freude machen.