Märklin
Firmenname der Spielzeughersteller Gebr. Märklin & Cie. GmbH – beliebtes Spielzeug für Jungen
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Fotograf: Gmhofmann / CC BY-SA 3.0 (abgerufen 11.03.2016)
Die F.A.Z. brachte am 23. Januar 2016 unter der Überschrift „Modelleisenbahn auf Langsamfahrt. Zuletzt sparten sogar die Sammler: Trotz aufwändiger Neukonstruktionen melden Märklin und andere Modelleisenbahnhersteller sinkende Umsätze. Nun stellen die Hersteller die Weichen neu.“ eine Darstellung der Situation der Firma.
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Tagebucheinträge
Die Weihnachts- und Winterzeit 1928
Ich bekam folgende Geschenke: eine Bleyle-Weste, ein Biber-Hemd, ein paar schwarze Strümpfe, 5,00 Reichsmark für die Zeltbahn (von Tante Maria), Taschentücher und, mit Willi zusammen, einen Werkzeugkasten [von Märklin][1] und einen Teller Leckers.
[1] vermutlich Baukasten Nr. 2 oder 1 und la
Kleve, Sonntag, 20. Oktober 1929
Gegen 9.15 Uhr war ich in der [Provinzial-Kinderheil-]Anstalt [in Süchteln][1]. Ich ging durch ein kleines Törchen herein, da kein Besuchstag war. – Ich lauerte Willi an der Kirchentür auf. – Ich hatte ihn bald erwischt. Bis Mittag unterhielt ich mich mit ihm und anderes mehr. Ich hatte ihm den „Märklin“-Metallbaukasten mitgebracht, worüber er sich sehr freute. – (NB Er konnte ihn auch gut gebrauchen, da er am nächsten Tag den Gips abbekam und wegen einer Wunde lange Zeit zu Bett liegen mußte.)
[1] Willi Leisner lebte dort vom 26.8.1929 bis 28.3.1931 zwecks orthopädischer Eindämmung seiner Englischen Krankheit (Rückgratverkrümmung mit Buckel durch Unterernährung im Steckrübenjahr 1916).
Kleve, Dienstag 24. Dezember 1929
Dann war Bescherung. – Ich bekam: einen Schal, ein Paar Sportstrümpfe, einen „Metoula“-Italien[-Sprachführer], eine Batterie, ein selbstgemachtes Bild von Willi, einen Märklinkasten 2a (mit Willi zusammen) und einen großen Teller Leckers. – Um 19.30 Uhr war der „Heilige Abend“ beendet.
Kleve, Mittwoch, 25. Dezember 1929, 1. Weihnachtstag
Ich studierte dann was in meinem „Metoula“ herum und baute mit Willi den Metallbaukasten (Märklin).
Dr. Wolfgang Dittrich am 20. Februar 2001 an Hans-Karl Seeger:
Wenn Karl Leisner zu Weihnachten 1929 einen Märklin-Baukasten 2a geschenkt bekam, so deutet das daraufhin, daß er schon vorher einen Kasten Nr. 2 (oder 1 und la) besessen haben muß. Der Kasten 2a ist nämlich ein sogenannter Ergänzungskasten, der den Teilevorrat eines Kastens Nr. 2 zu dem eines Kastens Nr. 3 erweitert.
Einen Ergänzungskasten als „Startpackung“, wie man heute sagt, zu schenken, wäre ziemlich sinnlos gewesen, da er für sich genommen nicht verwendbar ist, sondern eben nur den kleineren zu einem größeren Kasten ergänzt.
Im ganzen gab es zwischen 1914, dem Ersterscheinungsjahr der Märklin-Baukästen, und dem Zweiten Weltkrieg mindestens sieben Baukastengrößen, nämlich aufsteigend von Nr. 0 bis Nr. 6 (irgendwann kam auch noch 00 als ganz kleine Anfängerpackung hinzu). Bei der Bescheidenheit (und Solidität) der Lebensverhältnisse in vielen Familien war es üblich, daß jeweils zu Weihnachten ein Ergänzungskasten geschenkt wurde und so mit fortschreitendem Lebensalter und wachsender Geschicklichkeit der Aufstieg zu den größeren Kästen erfolgte, deren Modelle technisch natürlich auch höhere Ansprüche stellten. Der Kasten Nr. 3, der Karl Leisner ab Weihnachten 1929 zur Verfügung stand, ist von mittlerer Größe, laut Stückzahlliste enthielt er einschließlich Schrauben 326 Teile. Ein fast Fünfzehnjähriger hätte bei entsprechendem Interesse, Erfahrung und Geschick auch schon die Möglichkeiten eines Kastens Nr. 5 oder gar 6 ausschöpfen können, aber diese waren natürlich sehr teuer und überschritten vielleicht die finanziellen Möglichkeiten der Familie.
1929 war gerade ein Jahr des Umbruchs in dem äußeren Erscheinungsbild der Märklin-Baukästen. Bis dahin waren alle Metallteile schwarz lackiert und nur die aus Messing hergestellten Räder und Zahnräder glänzten prächtig. Nun wurde eine farbige Lackierung eingeführt, die bis zum Ende der Produktion im Jahre 1999 Bestand gehabt hat: Flach- und Winkelbänder grün, Platten rot, runde Platten, Räder und der große Ring blau.
Die Vorlagenbücher erstreckten sich entweder auf die Größen 1–3 und 4–6 oder auf das gesamte Spektrum. So wurde im Sinne der Firmenwerbung und Absatzförderung die jugendliche Begehrlichkeit nach mehr Teilen und größeren Kästen geweckt und die Vorfreude auf das nächste Weihnachtsfest entfacht. Ich habe das selbst noch in jungen Jahren erlebt. Alle Teile der Märklin-Baukästen waren im übrigen auch einzeln erhältlich.