Im Reisemagazin „NORDRHEINWESTFALEN – Ausgabe 03/15 – Herbstzeit zu zweit“ steht auf Seite 10 ein Artikel mit obiger Überschrift.
Einige darin erwähnte Sehenswürdigkeiten zeigen, daß Karl Leisner sich bereits vor 81 Jahren „voll auf der Erlebnisschiene“ befand, allerdings unter völlig anderen Umständen.
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Der Artikel weckt Erinnerungen an Karl Leisners Aufenthalt 1934 in Rheinshagen, von wo aus er das Bergische Land während eines zweiwöchigen „Gemeinschaftslagers“, das er mit seiner Klasse vom Gymnasium aus als „nationalsozialistischen Lehrgang“ mitmachen mußte, kennenlernte.
Über die Müngstener Brücke ist er damals mit dem Zug gefahren, Schloß Burg an der Wupper und das Deutsche Röntgen-Museum in Lennep hat er besichtigt.
Die inzwischen im Bergischen ausgebauten „Panorama-Radwege“ (siehe Link) hätte er als passionierter Fahrradfahrer sicherlich sehr begrüßt.
Tagebucheinträge:
Kleve, Donnerstag, 11. Januar 1934
Anmarschtag
8.30 Uhr in der Penne. Zwei Stunden gelangweilt, 10.48 Uhr los. Im Zug zunächst gelesen, dann gesungen. In Krefeld umsteigen. (Die Krefelder [Schüler des Humanistischen Gymnasiums] kommen hinzu.) Bis Düsseldorf „Jazz“ zugehört. Von Düsseldorf bis Remscheid jugendbewegter Singsang und „Ulk“ […]. (Apfelsinen und Äpfel „geklaut“.) Über die Müngstener Brücke, herrliche Fahrt. Das Bergische Land in prächtiger Sonne.
Müngstener Brücke
Eisenbahnbrücke über die Wupper zwischen Solingen u. Remscheid – erster Spatenstich 26.2.1894 – Einweihung auf den Namen Kaiser-Wilhelm-Brücke 15.7.1897 – Die 5.000 Tonnen schwere Eisenkonstruktion hat eine Länge von 500 m, eine Höhe von 107 m und eine Bogenspannweite von 170 m.
Der letzte von insgesamt 950.000 Nieten sei aus Gold gewesen, so erzählt man sich. Die damaligen Kosten von 2.646.386,25 RM würden heute nicht einmal für einen Anstrich reichen.
Reinshagen, Sonntag, 14. Januar 1934, 3. Tag
Gegen 14.00 Uhr Ausmarsch nach [Schloß] Burg. Bald sehn wir auf der Höhe das stolze Schloß vor uns. Tief unten im Wuppertal liegt das malerische Dorf [Burg] mit seinen weiß-schwarzen Häuschen. Bald stehn wir im äußeren Burghof vor dem Reiterstandbild Engelberts, des Grafen von Berg und Erzbischofs von Köln, der 12??[1] ermordet wurde. – Wir wandern durch die prächtigen Räume des 1899 von Heimatfreunden erneuerten Schlosses. Die Wände des Rittersaales und der Kemenate sind mit historischen Gemälden aus der Geschichte der Burg und des Bergischen Landes geschmückt. Die prächtigen Säle und Burgzimmer versetzen uns in die ferne, romantische Ritterzeit. – Oben vom hohen, wuchtigen Bergfried halten wir Ausschau weit ins Bergische hinein. Über die alten Wehrgänge steigen wir wieder in den inneren Burghof. Dann gehen wir langsam durch das „Tyroler Land“ zu unserm Heim zurück.
[1] Engelbert I. von Berg (* 1185/1186, † ermordet 1225) – Erzbischof von Köln 1215–1225 – Herzog von Westfalen u. Engern – Verweser des Reiches nördlich der Alpen für den in Palermo residierenden Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen – Er wurde von Graf Friedrich von Isenberg (1193–1226), dem Sohn seines Vetters, 1225 ermordet, weil er versuchte, dessen Übergriffe auf kirchliches Gut, insbesondere auch auf das Damenstift Essen, zu verhindern.
Schloß Burg
Verlegung des Stammsitzes der Grafen und Herzöge von Berg durch Graf Adolf II. von Berg von Altenberg auf Schloß Burg an der Wupper 1118 – Heute vermitteln die Sammlungen im Museum Schloß Burg einen Eindruck von der Ausstattung einer rheinischen Burg von der Spätromanik bis in die Renaissance.
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Reinshagen, Mittwoch, 17. Januar 1934, 6. Tag
7.00 Uhr Aufstehen etc. 9.00 Uhr Besichtigung eines Dampfhammers im Morsbachtal. 12.00 Uhr Mittag. – Gegen 16.00 Uhr nach Lennep gefahren. (Schneewetter. Es taut!) – Röntgenmuseum: (Menschendurchleuchtung – Materialausleuchtung, zum Beispiel Gemälde.)
Deutsches Röntgen-Museum in Remscheid-Lennep, Schwelmer Str. 41
Wilhelm Conrad Röntgen (* 27.3.1845 in Lennep, † 10.2.1923 in München) – Entdecker der nach ihm benannten Strahlen 1895 – erster Nobelpreis für Physik 1901
Foto Wikimedia Commons
Gemeinschaftslager
Gemeinschaftslager
Links zu Begegnungen Karl Leisners mit dem Bergischen Land