Artikel von Hans-Karl Seeger
Am 4. Mai 1945 „entführte“ Pater Otto Pies SJ Karl Leisner in die Freiheit.
Dachau, Donnerstag, 3. Mai 1945, Maria, Patrona Poloniae[1]
[Tgb. 27, 6]
Karl Leisner:
[P.] Otto [Pies SJ] schickt Paket und Brief durch Charles Deschler. Kann nicht herein. Schade. Abends erster Krankentransport [von Typhuskranken] von Block 15 ins Lazarett [des amerikanischen Militärs]. Große Feier der Polen auf dem Appellplatz mit Feldgottesdienst. Herrlicher Altar. Französischer General[2] und amerikanischer Feldkaplan sprechen. Herrliche Sache!
Johann Steinbock:
Am 3. Mai war ein polnischer Nationalfeiertag; dieser sollte festlich begangen werden, und die Amerikaner stimmten zu, daß ein Altar auf dem Appellplatz aufgestellt werde. Es begann ein emsiges Arbeiten und Zimmern. Lange schwere Balken wurden aneinandergestückelt und mit einem Querbalken zu einem riesigen Kreuz geformt. Es wurde zwischen den zwei neuen Kleiderkammerbaracken errichtet, inmitten der weiten Platzfläche. Die Aufrichtung mit Hilfe von Stangen und Seilen war ein schweres Stück Arbeit, ich erinnerte mich da an die in der Geschichte geschilderte schwierige Aufstellung des Obelisken vor St. Peter in Rom. Aber immer höher schwebte und strebte das Kreuz hinauf, bis es ragend dastand und den Platz majestätisch beherrschte.
Es mochte wohl eine Höhe von 10 Metern haben. An seinem Fuß wurde eine Freitreppe von mehr als 10 Stufen gebaut, darauf der Altartisch mit den Leuchtern gestellt und alles mit einer Fülle von Blumen und Kränzen geschmückt. Als Hintergrund beiderseits des Kreuzes wurden acht Masten mit Fahnen der Nationen aufgerichtet. Hoch auf jedem Mast über der Fahne war in großer Ausführung das rote Häftlingsdreieck mit darüber gesetztem weißen Feld für die Nummer angebracht, und das Ganze krönte jedesmal ein [gekrönter weißer] Adler [auf rotem Hintergrund aus der Zeit des polnischen Königreichs, das polnische Wappen]. Auf den weißen Feldern standen statt der Häftlingsnummern mahnend die Jahreszahlen 1940 bis 1945.[3]
P. Josef Fischer SAC:
3.5.1945. Ein großes Bild von der Tschenstochauer Madonna haben die Polenpriester gemalt und hinter dem Altar aufgestellt. Heute, am Fest Regina Poloniae, halten die Polen einen feierlichen Gottesdienst im Freien auf dem Appellplatz. […] Nach dem Gottesdienst wird das Madonnenbild am Kopfende des Priesterblocks 26 aufgestellt und ein herrlicher Maialtar aufgebaut.[4]
[1] Am 3. Mai, einem polnischen Nationalfeiertag, feiern die Polen das Fest der Patrona Poloniae, der Gottesmutter Maria, der Königin Polens.
Hans Carls:
Am 3. Mai fand ein feierlicher Gottesdienst für die Toten des Lagers statt. Es zelebrierte Pfarrer Verenik-Lublin [Stanislaw Werenik], es assistierte Pfarrer Korcinski [Dr. Franciszek Korszyński], als Diakon Pfarrer Corcz [Theodor Korcz], als Subdiakon Pfarrer [Bernard] Czaplinski. Die Predigt hielt Pfarrer Haudza[, vermutlich kein KZ-Häftling]. Dieser Gottesdienst war leider nur für die Polen bestimmt (Carls, Hans: Dachau. Erinnerungen eines katholischen Geistlichen aus der Zeit seiner Gefangenschaft 1941–1945, Köln 1946: 205).
Johann Steinbock:
Am 3. Mai hatten die Franzosen Besuch von mehreren Ministern und Generälen, es erklang zum ersten Mal auf dem Dachauer Platz die Marseillaise (Steinbock 1995: 45).
[2] Hans Carls:
Es ereignete sich ein Zwischenfall, der sehr bedauerlich war. Während der hl. Messe [der Polen] hielt plötzlich ein französischer General zu den in der Nähe versammelten Franzosen eine Ansprache und störte durch seine laute Stimme den Gottesdienst. Nachher hat er sich entschuldigt (Carls 1946: 205).
[3] Steinbock, Johann: Das Ende von Dachau, Steyr 1995 (Neuauflage der Erstauflage von Salzburg 1948): 46
[4] Fischer, Josef: Dokumentation über den Gründer Schönstatts [P. Joseph Kentenich SAC] und die Schönstattgemeinschaften im KZ Dachau 1941–1945, 3 Bd.: 230
Fotos zu dem oben beschriebenen Ereignis mit nachfolgenden Erklärungen
Betreff: Re: Gruss
Von: Eleonore Philipp <eleonore.philipp@T-Online.de>
An: <antoni.brylinski@neostrada.pl> •15.9.2008
<mailto :antoni. bry linski@neostrada.pl> schrieb:
Liebe Familie Philipp!
Allerherzlichsten Dank fuer Ihre herzlichen Glueckwuensche zu meiner 90.Gebutrstag. ( Leider schon 90! ! !) Ich moechte Ihnen herzlich bedanken fuer die 4 Artikel und Karl Leisner Photo. Sehr wichtig ist fuer mich seiner Lebensbeschreibung. In&qout; Charlupia mala&qout; ist Gemaelde (Anlage) schildern Gottesdienst auf dem Appelplatz am 3. Mai 1945, werk Prof. Zinn. Photo dieses Bild hatte Paulina gemacht 31.8.2008. Jetzige Pfarrer Grzegorz Drzewiecki hatte gesagt, dass Professor hatte gemalen auf Erklaerung Augenzeuge. Nach mein Meinungs ist auf dem Bild bischen artistische Vorstellung.Weil wenn ich mich gut erinnere Altar stand vor oder links wovon die Kueche.Spitzen die Wohnbaracken koennte nicht sichtbar sein. Auf dem Bild sind sichtbar. Warscheinlich Professor wohlte zeigen KZ-Zeichen (Symbol) J.M.Lenz &qout;Christus in Dachau oder Christus der Sieger&qout;, 8 Auflagen Seite 367 ist Photo &qout;Befreiungsfeier auf dem Appelplatz, Mai 1945. Aber das ist Gesamtansicht. Wir mich waere wichtig in Anaeherung Altar waehrend Heilige Messe. Weil Herr Pijanowski behauptet, dass diese Monstranz, die er jetzt besitzt (Monstrancja dachauowska … Seite 4 und 51) war benutzt waehrend Heilige Messe am 3. Mai 1945. Die Priester: Herud Kasimir Nr.28239, Kaczmarek Stanislav Nr. 28071 und Stepniak Leon Nr. 22036 haben mir gesagt das Monstranz war nicht benutzt. Sie haben mir mal geschrieben oder gesagt, dass haben sie oryginale Photo gesehen nur wussten Sie nicht wo? Es ist moeglich ,dass finden sie mal Oryginal Photo ?
Seien Sie herzlich gegruesst von Ihren
Anton
Eleonore Philipp Tel. 08136 / 12 01
Schulmeisterberg 23 E-Mail: eleonore.philipp@t-online.de
D – 85229 Markt Indersdorf Homepage: www.philipp-zeitgeschichte.de
15. September 2008
Lieber Herr Seeger,
Herr Antoni Brylinski aus Poznan, mit dem ich seit vielen Jahren in Verbindung bin, schreibt mir heute einen Mail-Brief, den ich Ihnen mit angefügten Fotos beilege. Ich hoffe, Sie kommen mit seinem etwas holprigen Deutsch zurecht. Es geht um den Dankgottesdienst vom 3. Mai 1945 auf dem Appellplatz des KZ Dachau. Sie hatten mich vor längerer Zeit schon mal nach einem Foto gefragt, das dieses Ereignis zeigt. Ich meinte, irgendwo eines gesehen zu haben, weiß aber nicht mehr wo. Vielleicht war dieses Foto im Gedenkstättenarchiv?
Bei Brylinski geht es jetzt in diesem Schreiben auch um die Monstranz, die bei diesem Gottesdienst verwendet worden sein soll. Wissen Sie etwas hierzu?
Beste, liebe Grüsse und gute Wünsche,
von Ihrer
Eleonore Philipp
Anlagen
P. S.
Pauline, die das Gemälde fotografierte, ist die Enkelin von Antoni Brylinski.