Dr. Heinrich (Heini) Schönzeler (* 19.9.1888 in Köln, † 1.6.1975 in Kleve) – Kleve, Grenzallee 1 – Volksschule in Kleve, Köln u. England – Abitur 1909 – Klassenkamerad von Vater Wilhelm Leisner – Studienrat am Gymnasium in Kleve mit den Fächern Französisch u. Englisch, später auch Latein 1916–1957
Quelle des Fotos: IKLK-Archiv
Eine aufgefundene Karte an Familie Wilhelm Leisner erklärt die Initialen H. S. unter einem Artikel über Karl Leisner in dem Mitteilungsblatt „Unsere Penne“.
Karte von Heinrich Schönzeler an Ehepaar Leisner:
Kleve, 5.VII.59
Mein liebes Ehepaar Leisner!
Da liegt heute morgen das Buch „Stephanus heute“ auf meinem Tisch. Ich pack’s aus u. finde die herrliche Widmung von Karls Eltern. Es ist wahr: das erhöht mir den Wert dieses von mir sowieso sehr geschätzten Buches u. verbindet mich noch stärker mit dem jungen Freund und Priester, der so beispielhaft sein Leben opferte. –Ich möchte annehmen, daß diese Gabe eine Folge der Worte ist, die ich Karl in „Unsere Penne“ widmete. Wisset: Ich hab’s mit Tränen in den Augen geschrieben, u. hatte das Gefühl: dann wird’s wohl brauchbar.
Ich danke Ihnen beiden von ganzem Herzen für diese mir wertvolle Gabe u. grüße Wilhelm u. Frau Amalie mit Kindern u. Kindeskindern in alter herzlicher Verbundenheit.
Ihr oder Euer Heinr. Schönzeler.
Totenzettel:
Zeugnisse der Verbundenheit
Dr. Heinrich Schönzeler aus Kleve am 30. November 1930 an Gerd Matthäi[1] in Kleve:
Mein lieber Herr Matthäi!
Ich war heute mit meiner ganzen Familie auf der Mühle bei der Jugend. Es interessierte mich sehr, angeregt durch die Zeitung, zu sehen, was die Jungens gemacht hatten.[2] Aber ich darf wirklich sagen, daß meine Erwartungen weit übertroffen wurden. Es war mir eine wahre Freude, was jugendlicher Eifer, Ausdauer, Fertigkeit und innige Freude am Schönen dort geschaffen haben. – Und da ich weiß, welchen Anteil Sie an der ganzen Sache, an der Betätigung der Jungens in dieser Richtung haben, habe ich das Bedürfnis, Ihnen meine Freude über die Veranstaltung und über den Geist, der aus ihr spricht, mitzuteilen.
Ich wünsche Ihnen und der gesamten Jugendgruppe weiter guten Erfolg; es ist wirklich etwas Gutes.
Ich grüße Sie und Ihre Familie freundlichst.
Ihr Dr. Schönzeler
[1] Gerhard (Gerd) Matthäi (* 22.3.1889 in Kleve, † 19.2.1952 ebd.) (Bildhauer) – Kleve, Merowingerstr. 51 – Er war Schüler des Klever Bildhauers Gerd Brüx und half Karl Leisner und den Jungen, Kasperfiguren zu schnitzen. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.
[2] Es ging um eine Bastelausstellung.
s. Auszug aus der Lebens-Chronik zu Karl Leisner
Vater Wilhelm Leisner nach 1945 in einem Vortrag bei Jung-KKVlern:
Anfang Mai 1933 wurden auf dem Schulhof des Gymnasiums unter Führung eines Primaners alle Bücher verbrannt, die nicht mehr zum Dritten Reich paßten. Mit erhobenem Arm stand sogar der katholische Religionslehrer [Bernhard Peters] dabei. Nur fünf Unterprimaner [Oberprimaner] – darunter mein Sohn Karl – hoben den Arm nicht, und wenn ich mich nicht irre, auch Dr. [Heinrich] Schönzeler nicht.[1]
[1] Leisner, Wilhelm: Vortrag vor Jung-KKV: 3
Karl Leisners Tagebucheinträge:
Kleve, Montag, 3. Juli 1933
Vorladung vor den Herrn Direktor [Dr. Karl Hofacker]: Gerd Tosses, Jan van Lier, Manes [Hermann Mies], Jupp G. [Gerlings] und ich müssen als „Bonzen“ – folgenden Wisch unterschreiben:
„Die unterzeichneten Schüler verpflichten sich hiermit, sich jeder verleumderischen oder hetzerischen Äußerung gegen die Regierung und ihr Werk zu enthalten.“
Wir hatten uns – Gott weiß, wie – auf scharfe Reden der Geit [von Dr. Wilhelm Verleger] gefaßt gemacht. Aber, es war sehr, sehr zahm. Zeus [Direktor Karl Hofacker] ist doch ein feiner Kerl!
Wie ich nachher von Papa durch Heini [Studienrat Dr. Heinrich Schönzeler] hörte, wollte die verflixte Geit [Dr. Wilhem Verleger] uns alle „schassen“.[1] Heini hat die Geit mal gefragt, wo er denn von 14 bis 18 gewesen wäre.[2] – Er hat uns gerettet! Junge, was [für] ein feiner, schneidiger Kerl!!
[1] s. Aktuelles vom 24. September 2014 – Karl Leisners Lehrer
[2] Es kann die Zeit des Ersten Weltkrieges gemeint sein oder seine Jugendzeit von 14 bis 18 Jahren.
Kleve, Mittwoch, 14. Februar 1934
Von 12.00 Uhr bis 12.45 Uhr erschütternder Vortrag Dr. [Heinrich] Schönzelers über das Dritte Reich! Das Gewaltige geht mir auf!
Kleve, Donnerstag, 1. April 1937
Am Morgen war ich noch bei Professor [Bernhard] P. [Peters] und Dr. S. [Heinrich Schönzeler] zum Abschied [wegen des Arbeitsdienstes]. Ernste Gespräche. Mit Dr. S. [Schönzeler] sprach ich über das Weltbild der heutigen Physik. Über Religion und Kirche heute. Über den Beruf. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ – Ernst und schwer klingen die Worte in mir nach. Eine schwere Zeit der Prüfung, der Härte, des Ringens um Mannestum und Lebensberuf steht mir bevor, ernster und schwerer als ich mir dachte. – Dunkle Zukunft! O unbeständig’s, wildes Herz – o tiefer, dunkler, weher Schmerz!
Kleve, Freitag, 30. Dezember 1938
Nachmittags gehn wir zu Dr. Sch. [Heinrich Schönzeler] in die Wasserburgallee. Frontkämpfererlebnisse [aus dem Ersten Weltkrieg, seit dem er eine Beinprothese trug]. – Georg Duhamel: Dran denken! Geister, die um Christus ringen.[1] – Er hat gerungen und froh gesiegt. Ihm nach![2]
[1] Titel eines Buches: Pfleger, Karl: Geister, die um Christus ringen, Salzburg 1934
[2] Georg Duhamel nahm als Frontarzt am Ersten Weltkrieg teil und thematisierte wiederholt Kriegserlebnisse aus humanitärer Perspektive.
Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 18. April 1942, an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
Über Margrets [Schönzeler] lieben Gruß freute ich mich. Grüßt sie herzlich wieder! Auch die ganze Familie Schönzeler.