Am 6. Juni 1982 weihte der damalige Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann, in Kevelaer den Altar in der neuen Pax-Christi-Kapelle[1] ein. Am Vorabend war der Reliquienschrein mit Reliquien der Heiligen Willibrord und Liudger in einer feierlichen Lichterprozession dorthin übertragen sowie der Kreuzweg im Kreuzgang an der Pax-Christi-Kapelle eingeweiht worden.
[1] Das Forum Pax Christi liegt südlich des Kapellenplatzes in Kevelaer. Es wurde nach der katholischen Pax-Christi-Bewegung benannt, die 1944 in Frankreich entstand als Initiative katholischer Laien in katholischen Kreisen der Résistance. Der erste Pax-Christi-Kongress auf deutschem Boden fand 1948 in Kevelaer statt. Bischof Pierre Marie Théas von Montauban/F begann seine Begrüßungsrede mit den Worten: „Ich begrüße das ganze Deutschland und bringe ihm den Bruderkuß des christlichen Frankreichs, einen Kuß, der Verzeihung gewährt und solche sucht, das heißt: den Kuß der Versöhnung“. Symbole der Völkerverständigung sind u. a. die in den Fußboden der Kapelle eingefügten Steine aus 21 Kathedralen Europas sowie die Kerzenleuchter an den Pfeilern und die Dachsäulen, die Namen europäischer Marienwallfahrtsorte tragen. Das Forum ist ein Ort der Begegnung, neben Veranstaltungen, die mit dem Marienort Kevelaer in Zusammenhang stehen, besonders für die zahlreichen Pilger, die an den großen Wallfahrten teilnehmen.
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An der Altarweihe nahmen neben zahlreichen weiteren Ehrengästen der Päpstliche Gesandte Maximilian Kardinal de Fürstenberg, die Bischöfe Dr. Johannes Maria Gijsen aus Roermond, Jean Hengen aus Luxemburg und Heinrich Maria Janssen aus Hildesheim teil, darüber hinaus 3.000 Schützenbrüder und 12.000 Pilger.
Der Altar ist ein Geschenk der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften des Niederrheins, die damit ihre Verbundenheit mit Kevelaer und der Gottesmutter, der „Consolatrix Afflictorum – Trösterin der Betrübten“, bekunden. Er wurde von dem Maler und Bildhauer Roland Friederichsen (1910-1992) aus München entworfen und ausgeführt.
Der Künstler fertigte den Altar aus Bronze und die Altarplatte aus rötlichem Naturstein. Sie wird von neun Darstellungen heiliger und seliger Glaubenszeugen getragen. Auf dem Rand der Platte sind ihre Namen sowie das Schützen-Symbol Kreuz und Pfeil eingraviert.
Im Altarinneren steht der Schrein mit den Reliquien der Heiligen Willibrord und Liudger, die rechts und links von der Altarmitte dargestellt sind, dazwischen die Inschrift: CONSORTIUM SANCTORUM [Gemeinschaft der Heiligen]. Es folgen die Heiligen Sebastian, Hubertus, Liborius, Elisabeth und Edith Stein sowie die Seligen Clemens August Kardinal von Galen und Karl Leisner.
Karl Leisner trägt Sträflingskleidung, seine mit Ketten gefesselten Hände umfassen einen Kelch. Attribute, die auf seine geheime Priesterweihe im KZ Dachau und seine Primiz am 26. Dezember 1944, seiner ersten und einzigen heiligen Messe, die er in seinem Leben feierte, hinweisen. Dieses Motiv ist auf einem der drei Primizbilder zu sehen, die Karl Leisner von Mitgefangenen zur Primiz geschenkt bekam. Es wurde von dem Niederländer Br. Raphael Tijhuis OCarm gemalt. Neben der Darstellung Karl Leisners wurde links eingraviert: „Häftling Nr. 92829 [richtig: 22356] in Dachau“ und rechts „Sacerdotem oportet offerre [ein Priester muss opfern]“.
Das Motiv weist auch auf die Schönstattgruppe „Victor in Vinculis (Mariae) [Sieger in Ketten (Mariä)] im KZ Dachau hin, zu der Karl Leisner gehörte. Bereits während seiner Priesterausbildung im Collegium Borromaeum und im Priesterseminar in Münster hatte sich Karl Leisner einer Schönstatt-Theologengruppe angeschlossen, die sich das Gruppenideal „Sacerdotem oportet offerre“ gegeben hatte. 1939 ergänzte die Gruppe dieses um „et offeri [und geopfert werden]“. Als Gruppensymbol wählte sie den Kelch.
1996 wurde der Gebetsplatz vor der Pax-Christi-Kapelle zeltartig und 1999 schließlich mit einer offenen Glas-Stahl-Konstruktion überdacht. Der gesamte Komplex: Kapelle, Kreuzgang und Gebetsplatz, trägt seitdem die Bezeichnung „Forum Pax Christi“.
Mit der Stadt Kevelaer wird Karl Leisner besonders die Marienwallfahrt verbunden haben, aber auch Jungscharführer, Kurskollegen und Priester, die aus Kevelaer kamen. Siehe hierzu den bereits veröffentlichten Beitrag zum Portal der Versöhnung an der Marienbasilika.
Die weiteren Beiträge zu den verschiedenen Erinnerungsstätten Karl Leisners in Kevelaer werden nach und nach auf der Homepage des IKLK veröffentlicht.
Siehe bereits folgende Links:
Impressionen
Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv