Kleve: Karl Leisner auf einer Patronatsstola

Foto Wikimedia Commons

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Kleve Stola 1

Am 18. September 1997, dem liturgischen Gedenktag des Heiligen Bischofs Lambertus und Patronatsfest der Kirche St. Lambertus in Donsbrüggen[1], wurde eine neue Priesterstola eingesegnet. Auf ihr abgebildet sind der Heilige Lambertus und der Selige Karl Leisner. Gefertigt wurde die Stola für die Gemeinde St. Lambertus Donsbrüggen anlässlich des Pfarrjubiläums im folgenden Jahr.

[1] Die Ursprünge Donsbrüggens liegen im Frühmittelalter. 1448 wurde Donsbrüggen mit der romanischen Lambertuskirche selbständige Pfarre. 1884 wurde die Kirche durch einen neugotischen einschiffigen Neubau ersetzt, dessen nördlicher Arm des Querhauses 1961 erweitert wurde; große Teile der neugotischen Ausstattung wurden beseitigt. Am 1.7.1969 wurde Donsbrüggen nach Kleve eingemeindet und am 1.10.2005 fusionierten die Klever Pfarrgemeinden Stiftskirche, Unterstadtkirche, Christus-König-Kirche und das Spyckkloster zusammen mit St. Lambertus in Donsbrüggen. Die Großgemeinde erhielt den Namen St. Mariä Himmelfahrt.

Kleve Stola Maaßen 3Während eines Festgottesdienstes, an dem auch die Schwestern Karl Leisners, Maria Leisner und Elisabeth Haas, teilnahmen, segnete Pfarrer Bernhard Westkamp die Stola. Eigentümer ist Richard Maaßen aus Donsbrüggen. Er schreibt unter anderem dazu: „Beide Märtyrer geben ihr Leben unerschrocken für Christus hin in der Verteidigung der Rechte der Kirche und der Menschenwürde. Gegen die Widrigkeiten ihrer Zeit konnten sie Menschen für Christus und seine Kirche begeistern und haben durch ihren Glaubenseifer und ihre gelebte Liebe zu Jesus Christus ein Beispiel gegeben.“

Kleve Stola Maaßen 2Die Stola zeigt den Heiligen Lambertus mit den Bischofsinsignien Mitra und Stab. Lambertus war Bischof von Maastricht und Tongeren und wurde an einem 17. September um das Jahr 705 in einer Kirche zu Lüttich ermordet.

Der Selige Karl Leisner ist im Priestergewand mit einem Manipel[1] über dem linken Unterarm dargestellt, auf dem Kopf trägt er ein Birett[2]. Attribute, die auf das einmalige Geschehen in einem KZ, seine heimliche Priesterweihe am 17. Dezember 1944 und seine Primiz am 26. Dezember 1944, seiner ersten und einzigen heiligen Messe, die er in seinem Leben feierte, hinweisen. Vorlage für diese Darstellung war das Foto von Karl Leisner im Priestergewand, das zwei Tage vor seiner Priesterweihe, am 15.12.1944, in der Lagerkapelle des KZ Dachau von Pater Sales Heß gemacht wurde.

[1] Manipel von manipulus (lat.) = Handvoll, Bündel, Manipel, Kompanie – 1. Unterabteilung der römischen Kohorte (ca. 100 bis 200 Mann), 2. Band des Katholischen Messgewandes am linken Unterarm – ursprünglich ein Schweißtuch – Seit der Liturgiereform gibt es den Manipel nicht mehr.
[2] Birett von birrus (lat.) Mantelkragen, kurzer Mantel mit Kapuze Þ barettum (mlat.)

Birettviereckige Kopfbedeckung katholischer Geistlicher – Be­standteil der kle­ri­ka­len Amts­tracht in der entsprechenden Farbe des Amtes

Die Stola wird bei besonderen Anlässen im Gedenken an den Heiligen Lambertus oder den Seligen Karl Leisner getragen, z. B. am 13. Dezember 2014 von dem emeritierten Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen bei der Segnung des Karl-Leisner-Denkmals vor der Stiftskirche in Kleve.

Hin und wieder erwähnt Karl Leisner in seinen Aufzeichnungen Donsbrüggen und die Donsbrügger Heide, wenn er mit den Jungen „auf Fahrt“ war, mit der Schulklasse einen Ausflug machte oder mit seiner Familie und Freunden längere Spaziergänge unternahm.

Sonntag, 2. Oktober 1927
20. [Bericht in der Gruppenchronik] (Radfahrt) Fahrt nach Zyfflich – Mehr – Donsbrüggen.
Wir fuhren um 15.00 Uhr unten von der Gruft ab […]
[wir] gondelten wir gegen 18.00 Uhr heimwärts. Söhni [Josef Wimmer] blieb in der Wirtschaft Koekkoek[1] in Donsbrüggen hängen.

[1] Haus Koekkoek in Donsbrüggen an der Kranenburger Str. 19 war früher ein beliebtes Kaffeelokal, 2013 Abriss und Neubau von Wohnungen

Kleve, Sonntag, 18. [17.] Juni 1928
Dann gings zur Donsbrügger Heide[1], wo wir ein braunes Wiesel und einen Kuckuck fliegen sahen. Um 17.30 Uhr waren wir zu Hause.

[1] Die Donsbrügger Heide ist ehemaliges Reichswaldgebiet zwischen Kleve und Donsbrüggen am Rande des Klever Stadtwaldes. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Soldatenfriedhof für gefallene deutsche Soldaten und zivile Kriegsopfer errichtet.

Kleve, Sonntag, 30. März 1930
Nach dem Essen mit der Familie in den Tiergarten und über die Donsbrügger Heide spazierengegangen. Es war wunderbares Wetter. Die Lerchen sangen, daß es eine Freude war. Um 16.00 Uhr waren wir zu Hause. – Dann fuhr ich um 16.30 Uhr mit dem Rad über die Wasserburgallee – Schützenhaus – Donsbrüggen – durch den Tiergarten und über die Donsbrügger Heide zurück.

Kleve, Montag, 30. Juni 1930
Um 8.00 Uhr ab Penne. – Wandertag! – Durch den Tiergarten geht’s nach Dons­brüggen.

Kleve, Sonntag, 17. April 1932
Gegen 14.00 Uhr zo­gen wir zur Donsbrügger Heide, wo heute Flugtag war. Eine Weile schauten wir zu und gingen dann durch den Tiergartenwald nach Hause.

Kleve, Dienstag, 14. August 1934
Unser großes Jungenlager in Groesbeek
So beginnen wir unser Jungenlager mit frohem Gotteslob in unserer Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt [Stiftskirche] am Vigiltag des Patronatsfestes. […] Gruft runter – Tiergarten – Donsbrüggen – Nütterden: Hochstimmung. Vor Wyler gleich „över de Pöhl“ [über die Grenze] auf nach Groesbeek!

Kleve, Donnerstag, 2. Januar 1936
Abends spazieren wir [Hermann Ringsdorff[1] und ich] zusammen bis Donsbrüggen, und er erzählt mir vom Leidensweg der evangelischen Kirche, der bekennenden Brüder [in der Bekennenden Kirche].

[1] Dr. rer. pol. Hermann Ringsdorff (* 25.3.1913 in Essen/Ruhr, evangelisch getauft, † 14.10. 2002) – Mitschüler von Karl Leisner – Wäh­rend ihrer Gymnasialzeit saßen sie sieben Jahre ne­beneinander.

Kleve, Samstag, 30. Oktober 1937
Nachmittags um 14.00 Uhr mit Kaplan [Friedrich] Larsen spazieren durch den Herbstwald nach Donsbrüggen.

Kleve, Mittwoch, 15. März 1939
In Donsbrüggen „Sippen­tag“ der drei Abiturientenfamilien ([Elfriede] Mütter, [Margret] Schönzeler, wir [Paula]).[1]

[1] Elfriede Mütter, Paula Leisner und Margret Schönzeler waren in der Oberstufe eng befreundet. Nach dem Abitur im März 1939 feierten die Familien gemein­sam. Dabei entstand die scherzhafte Bezeichnung „Sippe MÜ-SCHÖ-LEI“, da­her Sippentag.

Text und nicht ausgewiesene Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv