Am 13. Dezember 2014, dem Vorabend des dritten Adventssonntags – Gaudete – wurde aus Anlass der heimlichen Priesterweihe Karl Leisners vor 70 Jahren im KZ Dachau das Karl-Leisner-Erinnerungsmal auf dem Vorplatz der Stifts- und Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt[1] in Kleve der Öffentlichkeit vorgestellt und von Erzbischof em. Dr. Werner Thissen eingeweiht.
[1] Im 12. Jhdt. wird eine kleine, im romanischen Stil aus weißem Tuffstein erbaute, dem Evangelisten Johannes geweihte Kirche erwähnt. Grundsteinlegung der Kirche St. Mariä Himmelfahrt durch Graf Dietrich IX. von Kleve war am 12.8.1341. Die Namensgebung Stiftskirche erfolgte aufgrund der Verlegung des Stiftes vom Monterberg nach Kleve. Neben den Bezeichnungen Stiftskirche und St. Mariä Himmelfahrt wird die Kirche Propsteikirche, Oberstadtkirche/Oberkirche und im Volksmund auch de Boverkerk genannt.
Der IKLK beauftragte im Frühjahr 2014 den Künstler Bert Gerresheim[1], der sich mit dem Leben und Wirken Karl Leisners schon viele Jahre beschäftigt hat und zahlreiche Werke schuf die den Seligen darstellen, die übermannshohe, frei stehende Bronzeskulptur zu schaffen. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt befürwortete die Stadt Kleve, die sich – wie auch zahlreiche Spender – an den Herstellungskosten beteiligte, mit dem Erinnerungsmal Karl Leisner in seiner Heimatstadt zu ehren. Der Künstler selbst verzichtete auf sein Honorar.
[1] Bert Gerresheim (* 8.10.1935 in Düsseldorf) – Düsseldorf – Bildhauer – Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf 1956–1960 – Studium der Kunstgeschichte, Archäologie u. Germanistik an der Universität in Köln 1960–1963 – Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen 1963 – Deutsch- und Kunstlehrer am Lessing-Gymnasium in Düsseldorf bis 1990 – Unter zahlreichen weiteren Auszeichnungen erhielt er 1978 den Kunstpreis „Zeitgenössisches Menschenbild“ des Unesco-Komitees.
Von Juni 2013 bis November 2014 arbeitete der Bildhauer mit seinem Assistenten Francisco Ces Hernandez an der 2,20 m hohen Skulptur. Gegossen wurde das Denkmal in der Kunstgießerei Schmäke in Düsseldorf.
In der Skulptur lässt der Künstler das Leben Karl Leisners lebendig werden, seine Christusverbundenheit, Liebe, Glaube und Hoffnung, aber auch sein Leiden, die Risse in seinem Leben.
Das Denkmal besteht aus acht Einzelteilen: der zweiteiligen Stele, Büste und Brille, Marterwerkzeuge, Gewaltembleme und je eine Tafel mit Zitaten aus den Tagebüchern Karl Leisners sowie seinen Lebensdaten.
Die Büste zeigt Karl Leisner im Priestergewand, unter dem seine Gefängniskleidung zu sehen ist. Im unteren Teil der Stele wurden seine Gefangenennummern eingraviert; Nr. 17520 bekam er im KZ Sachsenhausen, 22356 im KZ Dachau. Davor sind auf einem Sockel Leidenswerkzeuge Jesu – Arma Christi – dargestellt: Lanze, Nägel und ein Schwamm vor einer Dornenkrone; Gegenstände, die bei der Kreuzigung Jesu verwendet wurden. Vor der Stele hat der Künstler auf einer Bronzeplatte als Gewaltembleme symbolisch den Judenstern, ein zerbrochenes Hakenkreuz, Stacheldraht, eine Kette mit einer Fessel und einen zerbrochenen Stern des Bolschewismus mit Hammer und Sichel dargestellt.
Die eingravierten drei Tagebuchzitate lauten:
„Christus – Du bist meine Leidenschaft!“ Dieser Zusatz steht unter Karl Leisners Tagebucheintrag vom 1.5.1934. Wahrscheinlich hat er ihn am 2.9.1935 nachgetragen.
Am 17. Februar 1939 schrieb er: „Lachend Lasten tragen – und froh leiden. Das gibt den rechten Klang des Herzens.“
Und sein letzter Tagebucheintrag, den er im Lungensanatorium Planegg am 25. Juli 1945, drei Wochen vor seinem Tod am 12.8., schrieb: „Segne auch, Höchster, meine Feinde!“
Präsidiumsmitglieder des IKLK besuchten mehrfach Bert Gerresheim in seinem Atelier und dokumentierten den Verlauf der Herstellung der Skulptur. Die Vizepräsidentin des IKLK, Monika Kaiser-Haas, ließ alle Interessierten durch umfassende und detailreiche Zwischenberichte, die auf der Homepage des IKLK veröffentlicht wurden, daran teilhaben. Siehe hierzu auch die unten angeführten Links.
Bereits 1989 schuf Bert Gerresheim ein Bronzekruzifix, das „Kreuz der Versöhnung“, das an der Außenseite des Chores der Klever Stiftskirche angebracht wurde.
Der Kunsthistoriker Prof. Wilfried Hansmann aus Bonn hat ein Begleitbuch zu dem Karl-Leisner-Denkmal geschrieben, das am 1. Oktober 2015 dem IKLK anlässlich seines 40jährigen Bestehens vorgestellt wurde.[1] Neben der Beschreibung des Erinnerungsmals geben zahlreiche Fotos u. a. den Werdegang der Skulptur, von der Idee des Künstlers, seinen Skizzen und der Beschreibung des Urmodells bis zur Aufstellung wieder. Siehe hierzu auch die unten eingefügten Links.
[1] Hansmann, Wilfried: „Wir werden verfolgt und halten stand“ Der Selige Karl Leisner. Das Erinnerungsmal in Kleve und verwandte Bildwerke von Bert Gerresheim, Kevelaer (Butzon & Bercker) 2015
Da die Tagebücher Karl Leisners zu einem großen Teil in seiner Heimatstadt Kleve geschrieben wurden bzw. sich darauf beziehen, wird an dieser Stelle auf die unter der nachstehenden Internetadresse veröffentlichten Aufzeichnungen verwiesen.
Link zu den Tagebüchern
Link zu den verschiedenen Erinnerungsstätten Karl Leisners in Kleve
Links zur Karl-Leisner-Skulptur
Link 1
Link 2
Link 3
Link 4
Link 5
Link 6
Link 7
Links zum Begleitbuch
Text und Fotos Christa Bockholt