L’OSSERVATORE ROMANO berichtete über Karl Leisner

Artikel von Hans-Karl Seeger

L’OSSERVATORE ROMANO brachte am 21. August 2020 einen Artikel von Barbara Just über Karl Leisner.

Dieser bereits in der Rheinischen Post, Redaktion Kleve vom 12.08.2020 und in der Katholischen SonntagsZeitung – Regensburger Bistumsblatt vom 8./9. August 2020 erschienene Artikel (s. Aktuelles vom 13. August 2020) bedarf einiger Ergänzungen, die in der Lebens-Chronik zu Karl Leisner ausführlich dargestellt sind:
Karl Leisner – Tagebücher und Briefe – Eine Lebens-Chronik
5 Bände – Herausgegeben von Hans-Karl Seeger und Gabriele Latzel im Auftrag des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK) unter besonderer Mitarbeit von Christa Bockholt, Hans Harro Bühler und Hermann Gebert – Kevelaer 2014

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ERGÄNZUNGEN

Auch die Mutter und die drei Schwestern sind dabei …
Die Mutter und die drei Schwestern waren zwar im Haus, aber nicht bei Karl Leisner, als er starb. In der Sterbestunde war nur P. Otto Pies SJ bei ihm.

P. Otto Pies SJ:
Am Sonntag, dem 12. August, kurz vor 5 Uhr wurde der Sterbende et­was unruhig. Der bei ihm wachende Priester [Otto Pies] betet die Ster­be­gebete und reicht ihm das Kreuz zum Kuß. Er versteht, betet mit und reicht die Hände zum Abschied. Bald wird der Atem kurz und schwach, Mutter und Schwestern be­gleiten seine Seele mit ihren Gebeten über die Schwelle des anderen Le­bens, wo er die Herrlich­keit Christi schauen soll, die er in sei­nem kur­zen und doch so starken Le­ben so geliebt, die er im­mer und über­all darstel­len wollte.

Mutter Amalia Leisner:
Als Karl am 12. August 1945 starb, hat man mich wohl sofort geweckt, ich traf ihn aber nicht mehr lebend. Pater [Otto] Pies [SJ] hat ihm in der letzten Stunde beigestanden.

Paula Leisner:
Als Karl am 12. August 1945 starb, war nur P. [Otto] Pies [SJ] bei ihm. Als wir dann gerufen wurden und zu ihm ka­men, war er bereits gestor­ben.

Elisabeth Haas:
Am 12.8.1945 weckte uns eine Or­densfrau [Schwester Juvenalis Brandl] gegen 5.15 Uhr und teilte uns mit, daß Karl verstorben sei. [P.] Otto Pies [SJ] und Karl hatten gewünscht, beim Sterben allein zu sein.
So standen wir nun – Mutter und wir drei Schwe­stern – bei der Leiche unseres früh vollendeten Bru­ders. Nun setzten die Überlegungen ein, wie es weiter­gehen sollte. Karl hatte noch bei unserem Ge­spräch gesagt: „Die Muttergottes wird schon alles richtig fü­gen.“

Mit Hilfe einer Ordensschwester gelang es, die benötigten Dokumente herbeizuschaffen, die Weiheerlaubnis von Leisners Heimatbischof Clemens August Graf von Galen und die Zustimmung des Münchner Kardinals Michael von Faulhaber.
Neben dem Bischof von Münster Clemens August Graf von Galen, mußte auch der Erzbischof von Mün­chen und Freising, Michael Kardinal von Faul­haber, die Erlaubnis zur Priesterweihe geben, weil das KZ Dachau in seinem Erzbistum lag. Während die Erlaubnis aus „Münster“ über den offiziellen Postweg des KZ Dachau ging – alle Brief­bögen tragen den Stempel der Post­zensur­stelle KL Dachau – vollzogen sich die Anfragen nach München „auf geheimen Wegen“, unter anderem auch mit Hilfe des mutigen Einsatzes der damaligen Kandidatin und späteren Ordensfrau Schwester Imma Mack SSND.

Karl Leisner hatte am 23. September 1944 in einem Terminbrief über seinen Bruder Willi in Berlin seinen Bischof Clemens August Graf von Galen in Münster um die Erlaubnis gebeten, im KZ Dachau die Priesterweihe empfan­gen zu dürfen.
Bischof Clemens August Graf von Galen schrieb auf dem Extrabogen an Karl Leis­ner:
Mein lieber Herr Karl Leisner! Auf die Anfrage vom 23. Septem­ber, die ich heute erst er­hielt, erwidere ich Ihnen, daß ich gern meine Zustimmung gebe, daß die heilige Hand­lung dort vollzogen wird. Voraus­set­zung ist, daß alles sicher gültig und für später nach­weisbar ge­schieht. Gott gebe sei­nen Segen dazu! Mit den be­sten Grüßen an alle lieben Mit­brüder und Segen, den 29. Okto­ber 1944 † Clemens August

Gabriel Piguet:
Die Einwilligung des Erzbischofs von Mün­chen [und Freising Michael Kardinal von Faulhaber] war durch die Ver­mitt­lung unseres Hosti­enlie­fe­ranten, den Pfarrer [Friedrich Pfanzelt] von Dachau [St. Jakob], leichter zu erfragen und zu erhalten. Tatsächlich bekam ich einige Tage später [am 11.12.] ein Pontifikale, das zur Priester­weihe nötige Kate­chu­menenöl und darüber hin­aus die Tuni­cella und die [Pontifi­kal-]Hand­schuhe, die die liturgi­schen Ge­wänder un­serer Sakristei vervoll­stän­digten.

Anfang 1945 schrieb er ins Tagebuch, dass er nur noch 60 Kilogramm wiege und sich sehr schwach fühle.
Karl Leisner schrieb am Freitag, 20. April 1945, aus Dachau Schwarzpost an P. Otto Pies SJ:
Lieber Otto!
Die kurze Nachricht von voriger Woche wird Dir kurz mein Befinden geklärt haben. Ich bin aber froh, daß der Arzt meint, noch nicht zum Schlauch greifen zu müssen und weiter punktiert. Vielleicht schließt sich die Perforation wieder. Viel schlimmer plagt mich die Diarrhö. Seit 10 Tagen. In einer Woche 4 (!) kg ab. Hab noch 60 kg! Bin sehr abgespannt und schwach, hätte sonst längst eher und mehr geschrieben.

Bezüglich der weiteren Informationen in den unter Aktuelles vom 13. August 2020 genannten Beiträgen ist es vor allem wichtig, noch einmal auf folgenden Artikel hinzuweisen:

Aktuelles vom 16. Dezember 2019 – Ein Heiligsprechungsverfahren wird auch für Karl Leisner schwerer

Ergänzungen zu weiteren Beiträgen zum 75. Todestag von Karl Leisner folgen in Kürze.