Materialien zu Karl Leisner aus den 1990er Jahren

Lejeune, René
Comme l’or passé au feu – Carl Leisner (1915–1945), Hauteville 1989
Übersetzung ins Deutsche:
Wie Gold im Feuer geläutert – Karl Leisner 1915–1945, Hauteville 1991

Franz-Josef Tremer aus Fuchsstadt hat zu dem Buch 1993 eine Rezension geschrieben, die er, laut eigenen Angaben, heute anders verfassen würde.

Rezension des Buches von René Lejeune

Rezension (1)

 

Ergänzung

Dort wird er am 9. November, am Tag nach dem am 8. November fehlgeschlagenen Attentat auf Hitler, …

Anläßlich Karl Leisners Seligsprechung 1996 schuf ein Grafiker aus Schweinfurt folgendes Kartenset:

Siehe auch Liedtext von Franz-Josef Tremer zur Seligsprechung von Karl Leisner 1996.

* * * * *

Am 10. Juni 2018 erreichte den IKLK über die Mailadresse info@karl-leisner.de folgender Brief des Diplomtheologen Franz-Josef Tremer:
Sehr geehrte Frau Latzel, sehr geehrter Herr Seeger,
ich habe mich in den letzten Tagen in Ihr „opus magnum“, die fünfbändige Leisner-Chronik vertieft und muss Ihnen dafür ein grosses Kompliment machen, da steckt viel Arbeit drin.
Karl Leisner spielt auch in meinem Leben eine Rolle, das will ich aber nicht weiter ausführen.
In der Lejeune-Biografie über den Seligen, schreibt dieser, dass während der Priesterweihe ein jüdischer Häftling durch ein Violin-Konzert die SS-Wachposten versucht hat abzulenken. (S. 257)
Ich habe dies in meiner Rezension zu dem Buch 1993 in der Zeitschrift „integration“ sogar zitiert und als ökumenisches Symbol gedeutet. Aber in Ihrer Chronik taucht die Begebenheit nicht auf. Entweder ist die Historizität umstritten oder sie haben die Begebenheit vergessen.
Vielleicht können Sie kurz dazu Stellung nehmen.
[…]
Ich selbst bin ein leidenschaftlicher Musikliebhaber, aber auch Liedermacher und Amateur-Instrumentalist. […] 1996 [hatte] ich einige Kontakte mit Elisabeth Haas […] im Zuge meiner Vorbereitungen für ein Leisner-Zeltlager mit Georgs-Pfadfindern.
Ich habe damals auch einen Popsong auf Leisner umgetextet:
„Er sieht durch die Wolken die Sonne“
[…]
Herzliche Grüsse aus Unterfranken der Heimat von Franziska Leisner
Franz-Josef Tremer, Dipl. Theol. Univ.

Stellungnahme am 11. Juni 2018 basierend auf folgender Veröffentlichung:
Seeger
, Hans-Karl und Gabriele Latzel (Hg.): Karl Leisner. Priesterweihe und Primiz im KZ Dachau, Münster 20041, Berlin 2. erweiterte Auflage 2006: 133f.

Was René Lejeune über das Geigenspiel eines Juden schreibt, ist eine Legende:
Während der Priesterweihe spielte ein depor­tierter Jude draußen Geige, um die Aufmerk­samkeit der SS-Wachposten abzulenken.[1]

René Lejeune hat die Idee vermutlich von Christian Ber­nadac übernommen:
Ehe Karl wieder ins Revier zurückging, umarmte er einen Häftling und sagte: „Danke, Danke ih­nen. Ich habe lange für alle verfolgten Juden ge­betet.“ Der Häftling kniete nieder und bat: „Seg­nen Sie mich!“ Dieser jüdische Häftling, der er­ste Geiger aus dem berühmten Orchester von Karl Furtwängler [1886–1954], hatte während des gesamten Wei­hevorgangs Werke von Bach, Händel und Mo­zart gespielt.[2]

KZ-Priester hal­ten diese Episode für eine Legende.

KZ-Priester Johannes Sonnenschein am 31. Juli 1997 an Hans-Karl Seeger:
Bei der Priesterweihe ist keine einzige Geige er­klungen. Es ist auch höchst unwahrscheinlich, daß ein jüdischer Mithäftling überhaupt im Lager hat spielen können.

KZ-Priester Hermann Scheipers am 16. August 1997 an Hans-Karl Seeger:
Auf keinen Fall hat ein Jude bei der Weihe Karl Leisners Geige gespielt.

Auf Zweifel und Kritik an dieser Episode durch obige Autoren reagierte René Lejeune am 11. Fe­bruar 1998:
Eins bin ich sicher, die rührende Episode ist mei­nerseits keine Erfindung.

[1] Lejeune, René: Comme l’or passé au feu – Carl Leisner (1915–1945), Hauteville 1989: 251; Lejeune, René: Wie Gold im Feuer geläutert – Karl Leisner 1915–1945, Hauteville 1991: 257
[2] Bernadac, Christian: Les sorciers du ciel [Die Himmels­komiker], Paris 1969: 331