Nachtrag zu Karl Leisners Lektüre „Nachsommer“

2014_09_24_Nachsommer

 

Siehe Aktuelles vom 14. September 2014 – Karl Leisner könnte den Roman „Der Nachsommer“ von Adalbert Stifter gelesen haben.

 

Zu diesem Artikel schreibt Karl Leisners Nichte Hildegard Niestroj aus Frankfurt:

 

Frankfurt a. M., 7. Okt. 2014
Lieber Herr Seeger,
am 14. Sept. 2014 haben Sie in Ihrem Beitrag unter IKLK-aktuell die Vermutung geäußert, dass Karl Leisner – um sich während seines Aufenthalts im Lungensanatorium „über manch lange Stunde hinweg zu helfen“ – den Roman „Der Nachsommer“ von Adalbert Stifter gelesen haben könnte.
Ich tippe, dass Sie mit dieser Vermutung Recht haben und will Ihnen gern meine Überlegungen hierzu darlegen. Zum Bücherbestand meines Vaters Willi Leisner gehörte auch Stifters Nachsommer. Er hat dieses Buch auf seinen Wunsch hin von einem guten Freund in der Nachkriegszeit geschenkt bekommen und geschätzt. Mitte der 60er Jahre hat er mich dazu angeregt, diese Lektüre zu lesen, was ich tat und sie in liebevoller Erinnerung behalten habe (nach unseres Vaters Tod steht dieses Buch nun bei mir im Bücherregal). Als ich jetzt im September Ihren Text las, holte ich sogleich Stifters Nachsommer aus dem Regal und schaute anschließend nach, wann mein Vater in St. Blasien seinen Bruder Karl besucht hat (30. Sept. 1939), um dieses Datum mit Karl Leisners Schreiben an Walter Vinnenberg (14. Sept. 1939) zu vergleichen. Und siehe da, es zeigte sich ein zeitlicher Zusammenhang. Es scheint mir nicht so weit hergeholt, dass mein Vater bei seinem Besuch in St. Blasien Stifters Roman bei seinem Bruder hat liegen sehen und sich die beiden darüber unterhalten haben (in Kleve haben die beiden Brüder ihre „Bude“ miteinander geteilt und standen in regem Gedankenaustausch), so dass bei meinem Vater der Wunsch entstand, dieses Buch selbst zu lesen, zumal es ihn an die letzte Begegnung mit seinem Bruder vor seiner Verhaftung und Einlieferung ins KZ erinnert haben wird.
Ich möchte Ihnen gern meinen Respekt dafür zollen, wie sehr Sie sich in die Lebensgeschichte von Karl Leisner hineingekniet haben und (mögliche) Zusammenhänge transparent werden lassen, so dass plötzlich interessante Querverbindungen entstehen und beim Leser Geschichte lebendig werden kann.
Mit herzlichem Dank
Ihre Hildegard Niestroj