Nach seinem Buch „SEHNSUCHT, aber wonach? Eins zu werden mit mir selbst und mit allem, was ich nicht bin“ erscheint im November 2019 in demselben Kleinverlag „nick emotion Medienproduktion Nicole Dick e.K. / Billerbeck 2019“ – ISBN: 978-3-943884-08-1 – sein neues Buch mit dem Titel „Was mich ärgert, hat mit mir zu tun! – Dieser ,Seeger-Spruch’ und weitere Lebensweisheiten kommentiert von Hans-Karl Seeger“.
Auch in diesem Buch findet Karl Leisner mit dem letzten Satz in seinem Tagebuch „Segne auch, Höchster, meine Feinde!“ [1] auf den Seiten 220 und 268 Erwähnung.

Altarreliquie in der Pfarrkirche Liebfrauen in Duisburg-Hochheide
Dieser Satz wäre eine bessere „Reliquie“, als wenn sein Sarg, der nach dem 12. August 1945 in der Krypta des Xantener Domes bereits sein drittes Grab gefunden hat, erneut geöffnet würde, um daraus immer wieder angefragte Reliquien zu entnehmen.
[1] Seeger, Hans-Karl / Latzel, Gabriele (Hgg.), Karl Leisner. Tagebücher und Briefe. Kevelaer 2014: 2679
Passend zur Vor-Weihnachtszeit erscheint dieses Buch, das für jung und alt von Interesse sein könnte.
Zum Titelbild:
In der frühen Kunst sind Gesichter ohne Ausdruck dargestellt, eher wie schlafend oder gar tot. Später wendet sich die Kunst dem Gesichtsausdruck zu.
Das Antlitz des Menschen als ausdrucksfähigster Teil seines Leibes spiegelt die Person im eigentlichen Sinn.
Eine Frau erzählte: „Als ich mich als Kind oft im Spiegel betrachtete, sagte man mir, eines Tages werde ein Affe herausschauen und mich anfeixen.“
Der Spiegel ist ein Medium des Erkennens und des Wiedererkennens. Auf der spiegelnden Oberfläche treffen wir auf unser Ich. Unser Gesicht selbst ist ein Spiegel; denn sein Ausdruck verrät viel über unsere Verfassung. Freude oder Verärgerung zeigen sich am ausdrucksstärksten in unseren Augen; sie sind der Spiegel der Seele.
„Ein Spiegel, dann erkennst du Fluch und Hölle / dein Ich und alles, diese ganze Völle / von Nichts, die er dir flach entgegenhält.“ (Franz Werfel)
Aus dem Spiegel auf dem Cover schaut ein sich ärgernder Hans-Karl Seeger. Hinein schaut ein gelassener Hans-Karl Seeger, der den sich ärgernden darauf hinweist, die Ursache für seinen Ärger in sich selbst zu suchen.
So kann der Spiegel zum geheimen Berater werden und das negativ besetzte Sprichwort „Jemandem den Spiegel vorhalten“ umwandeln in „Sich selbst den Spiegel vorhalten“.
Wie in einen Spiegel können wir auch lesend in ein Buch schauen, indem wir wie beim Musizieren selbst das Instrument sind.
Vielleicht finden auch Sie sich in diesem Buch wieder.
Vorwort:
Einem alten Menschen steht es im Herbst seines Lebens zu, die Ernte einzufahren, indem er auf seine langjährigen Erfahrungen zurückblickt. Es erfreut mich immer wieder sehr, wenn ich erlebe, daß meine Saat, die ich als Spiritual gesät habe, aufgegangen ist.
Am 17. Mai 2017 zum Beispiel erzählte mir ein Priester, der sich auf sein silbernes Priesterjubiläum vorbereitete, ihm helfe noch immer, was ich ihm als Student in seiner damaligen Beziehungskrise gesagt hätte: „Was mich ärgert, hat mit mir zu tun!“ Eine Kursteilnehmerin sagte mir nach langjähriger Begleitung, dieser „Seeger-Spruch“ sei der wichtigste in ihrem Leben. Ähnliches höre ich von vielen Menschen, die mich als Geistlichen Begleiter gewählt haben. So kam mir der Gedanke, diese und ähnliche Lebensweisheiten als Hilfe zur Selbstfindung und Selbstwerdung in einem Buch zu kommentieren.
Um dies zu verwirklichen, habe ich die Menschen, die ich begleite, gebeten, mir „Seeger-Sprüche“, die sie in Erinnerung haben und die sie für ihre Lebensgestaltung als hilfreich erfahren haben, mitzuteilen.
So habe ich eine Sammlung von Lebensweisheiten zusammengestellt und mittels meiner Erfahrungen mit anderen Menschen und mit mir selbst angereichert und kommentiert. Ich will nichts Neues vermitteln, sondern nur übermitteltes Weisheitswissen weitergeben. Es handelt sich um meine ganz persönlichen Ansichten vom Leben und vom Glauben ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit.
„Wer aus der Bahn geworfen wird, findet seinen Weg.“ Wege, die in die Zukunft führen, liegen nie als solche vor uns, sondern entwickeln sich erst dadurch, daß wir sie gehen. „Der Weg entsteht im Gehen“, formulierte der spanische Dichter Antonio Machado y Ruiz. Manchmal kommen wir weiter, wenn wir umkehren. Aber wo neue Wege gebahnt werden, erschließen sich neue Ziele. Es ist ein langer Weg, sich selbst kennenzulernen. Dabei geraten wir an Anteile in uns, die wir nicht so gerne sehen und deshalb verdrängen oder auf andere projizieren; denn dort lassen sie sich bekämpfen. Statt dessen gilt es einzuüben, die negativen Projektionen auf den anderen zurückzunehmen und auf weitere Projektionen zu verzichten.
Der Weg der Wandlung eines Menschen beginnt damit, sich mit seiner eigenen Vergangenheit auszusöhnen und niemanden mehr dafür verantwortlich zu machen, wie es ihm persönlich geht. Erst das Erkennen und das Annehmen des Erkannten ermöglichen das Verwandeln und das Sich-verwandeln-lassen.
Ein Weg, sich selbst besser zu erkennen, liegt in der Anerkennung der Weisheit „Was mich ärgert, hat mit mir zu tun!“ oder auch der Volksweisheit „Der Ärger ist ein böses Vieh. Er frißt nur Dich, den anderen nie“.
Wer seinen Ärger für sich behält, schneidet zum Beispiel bei Verhandlungen schlechter ab, weil er auf Grund seiner inneren Verfassung unfähig ist, sich auf die Verhandlung zu konzentrieren. Außerdem ist es nicht gut, „seinen Ärger in sich hineinzufressen“; denn das macht auf Dauer krank.
Demjenigen, der sich mehr oder weniger intensiv über gewisse Menschen oder Situationen ärgert, möchte man den Namen des bekannten Gesellschaftsspieles „Mensch, ärgere dich nicht!“ zurufen. Das nutzt aber nichts, wenn dem Betreffenden nicht klar ist, warum er sich ärgert. Er bemerkt nicht einmal, daß andere sich über denselben Menschen oder in derselben Situation nicht ärgern.