Auch ein Basaltkreuz, das auf dem Grab von Pfarrer Fritz Dyckmans stehen sollte, geht auf Wanderschaft. Maria Raudszus berichtete darüber in der WAZ vom 22. August 2016 unter der Überschrift „Reeser Geschichtsverein holt altes Basaltkreuz zurück“.
Foto © Helmut Heckmann
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Siehe auch Link zur RP-ONLINE
und
Aktuelles vom 15. November 2013 „Wanderschaft eines Grabsteins“
Reeser Geschichtsfreund Nr. 10/2017
In einem Aufsatz, der auf Seite 142 beginnt, berichtet Helmut Heckmann über ein Basaltkreuz, welches einst auf dem alten Reeser Kirchhof stand. Bei Restaurierungs-arbeiten wurde es gefunden, Pastor Dyckmans bekam es nach Kleve, weil er es auf seinem Grab haben wollte, doch da wurde es nie aufgestellt. Heckmann hatte über das Kreuz recherchiert und es letztendlich in Kleve gefunden. Man war in Kleve der Meinung, das Kreuz wäre vom Klever Kirchhof, und es wurde an der Außenmauer der Stiftskirche angebracht. Nach einem Briefwechsel zwischen Heckmann und dem Probst in Kleve, mit der Bitte das Kreuz wieder nach Rees zu bekommen, wo es hingehört, wurde von den Kirchenvorständen eine Rückführung des Kreuzes nach Rees genehmigt. Das Kreuz wird im Jubiläumsjahr von RESSA wieder an der Reeser Kirche seinen Platz bekommen und ein Schild wird den Betrachter über die Odyssee des Kreuzes informieren.[1]
[1] http://www.ressa.de/vereinsleben/reeser-geschichtsfreund/nr-10-2017/
Fritz Maria Heinrich Dyckmans (* 27.8.1906 in Kleve, † 7.10.1988) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1925 – Priesterweihe 20.12.1930 in Münster – bis auf Unterbrechung durch Militärzeit (1940–1945) u. Kriegsgefangenschaft in Rußland (1945–1947) Kaplan in Kevelaer 1932–1949 – Pfarrer in Rees ab 1953
Fritz Dyckmans wurde zwar, wie er es gewünscht hatte, auf dem Friedhof in Kleve beerdigt, aber das Basaltkreuz, welches er von seiner letzten Pfarrstelle in Rees für die Gestaltung seines Grabes mit nach Kleve gebracht hatte, wurde nie aufgestellt. Seine Grabstelle im Priesterrondell erhielt die gleiche Gestaltung wie alle anderen Priestergräber, das heißt, die Stelle, wo sein Sarg beigesetzt wurde, ist mit seinem Namen gekennzeichnet. Darüberhinaus gibt es jeweils Tafeln mit den Lebensdaten der einzelnen Priester.
Karl Leisner und Fritz Dyckmans
Theo Derksen aus Aachen am 10. März 1936 an Gerd Matthäi in Kleve:
Wissen Sie schon, daß Karl Leisner und Fritz Dyckmans[1] nach Freiburg/Br. kommen. Das ist fein! Meinen Sie nicht auch?
[1] Vermutlich ist Fritz Häfner aus Emmerich gemeint; denn Fritz Dyckmans aus Kleve war bereits am 20.12.1930 zum Priester geweiht worden.
Siehe Aktuelles vom 8. Januar 2016.
Kleve, Freitag, 29. Oktober 1937
Und da kam am Freitag, 29. Oktober morgens 7.15 Uhr, Besuch von der Gestapo. Um 6.30 Uhr war ich in Christkönig [der Christus-König-Kirche] in der heiligen Messe gewesen – Kaffee hatte ich noch keinen getrunken. Bis 10.30 Uhr dauerte der Besuch. Gegen Quittung nahmen die beiden Herren [Gestapobeamten aus Düsseldorf] mir Willis und meine Tagebücher von 1928 bis 1935 mit.
Daß ich erst seit 1933 Juni im [Katholischen Jungmänner-]Verband bin, und weder ich noch Willi zur Zeit führend noch Mitglied [im KJMVD] sind in der Diözese Münster, interessierte diese Herren gar nicht. Ich habe mich als Arbeitsmann des Emslandes tapfer und mit letzter Energie eines getretenen Herzens gewehrt, aber – – – – – – Ich war hinterher fertig und tieftraurig. Diesen ersten Morgen in der Heimat nach der Entlassung aus dem RAD vergeß ich nie im Leben. Das Heiligste, Persönlichste, Feinste – – – nein, ich darf nicht dran denken, sonst überkommt mich tiefe Trauer, daß solches geschehen kann im deutschen Volk, das doch immer tiefe Achtung und Ehrfurcht vor dem andern und seiner Person und seinem innersten Leben hatte. Oh, es ist mir, als sei da ganz tief drinnen etwas zersprungen, so etwas ganz Feines. Unter bitteren Tränen schreib’ ich das. Ich bin namenlos traurig über dies Erlebnis. Was ich mit Gott und den Brüdern und Schwestern im Volk und auf der weiten Welt erlebte an feinsten Stunden – die Taufrische dieser feinsten Dinge, das gewaltige innere Ringen um Reife und Beruf, um Christus, Kirche und Volk, es wird zertreten; beschämend!
Meine Seele schrie auf, war verwirrt und voll tiefster Erregung diese ganzen Tage daheim. – Bitter, sehr bitter, aber laß dich nicht verbittern! Und vor allem: dies wunderbare Bewußtsein des „Sorget nicht ängstlich.“ – „es fällt kein Haar von euerm Haupte ohne den Willen des Vaters.“ [vgl. Mt 10,29–31] – das darf einen nicht verlassen!
Nach Kevelaer zur [Gottes-]Mutter fuhr ich dann über Goch [bei den Tanten Julchen und Maria vorbei]. Um 16.00 Uhr war ich glücklich da. Kaplan D. [Fritz Dyckmans[1]] gab ich die Stiftung von Tante Maria für die beiden heiligen Messen: in Intentione I. mea (Sac. et ineff. [pro sacerdotio et ineffabili]) II. pro populo atque familia et omn. benefact. eius in iuv. [omnibus benefactoribus eius in iuventute].[2] – Gottes Gnadensegen wird fließen im Blute Seines geliebten Sohnes. Von 16.00 bis 17.10 Uhr eine heilige Stunde des Erschlagenseins, des Verzichtes, des letzten verklärten Glühens, des Daheimseins bei der Mutter! Und – das Große: letzte Weihe zu heiliger Reinheit der Seele und des Leibes vor ihrem Bild. O – Consolatrix afflictorum – Ora pro nobis! [Trösterin der Betrübten – Bitte für uns!] Letzte Hingabe – letztes tiefstes Vertrauen. – Servus Mariae nunquam peribit. Mater habebit curam! Ora pro omnibus, praecipue pro istis tribus! [Ein Diener Mariens geht nie zu Grunde. Die Mutter wird sorgen. Bitte für alle, besonders für diese drei![3]] Zwei Opferkerzen brennen groß und leuchtend. Fiat Voluntas Tua! [Dein Wille geschehe! (Mt 6,10)] – das sag Deinem Sohn, liebste Mutter. – Und das mög Er mir schenken, dies unbedingte Jasagen zu Gottes Willen!
[1] In Kevelaer war damals auch Kaplan Franz Dahlkamp tätig.
Im Protokoll der Sitzung vom 28.2.1975 des Karl-Leisner-Kreises heißt es unter Punkt 3:
Pastor Fritz Dyckmans berichtete über seine Begegnung mit Karl in Kevelaer nach der Beschlagnahme seiner Tagebücher, die ihn tief getroffen hatte.
[2] Es handelt sich um zwei Meßintentionen: 1. Intention für Karl Leisner selbst (mea) bezüglich des Priesterwerdens (Sac.) und des Unaussprechlichen (ineff.), seiner Liebe zu Elisabeth Ruby, 2. Intention für das Volk und die Familie und alle Wohltäter in der Jugend
[3] Gemeint sind vermutlich die zuvor genannten Anliegen:
1. Priesterwerden und Liebe zu Elisabeth,
2. Volk und Familie,
3. Wohltäter in der Jugendzeit.
* * * * *
Durchsuchungen und Beschlagnahmen wie in Kleve gab es zum Beispiel auch in Kevelaer. Eine Dokumentation dazu verfaßte Josef Heckens. Dort heißt es unter anderem:
Verbot „zum Schutz von Volk und Staat“
Bischof Clemens August gab am 30. Oktober 1937 den Pfarrern der Diözese Münster folgende Nachricht und Weisung:
„Durch eine mir heute abschriftlich mitgeteilte Verfügung der Geheimen Staatspolizei vom 27. Oktober 1937 ist ,auf Grund des § 1 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. 2.1933 (RGBl. I S. 83) in Verbindung mit § 1 des Gesetzes über die Geheime Staatspolizei vom 10.2.1936 der katholische Jungmännerverband der Diözese Münster einschließlich seiner Unter- und Nebengliederungen mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Das Vermögen wird beschlagnahmt und sichergestellt!’ Ew. Hochwürden weisen wir an, bis zum 5. November 1937 an das Bischöfliche Generalvikariat einen eingehenden Bericht darüber zu senden, ob und in welcher Weise diese Verfügung gegenüber dem dort bestehenden männlichen Jugendverein mitgeteilt und durchgeführt worden ist und welche Gegenstände beschlagnahmt sind …“
Für das Kath. Pfarramt Kevelaer antwortete Präses Kaplan Fritz Dyckmans am 3. November 1937:
Am Freitagmorgen, dem 29.10., erschienen Beamte der Geheimen Staatspolizei und erklärten dem Präses des Kath. Jugendvereins den Verein für aufgelöst, das Vermögen für beschlagnahmt und weitere Tätigkeit für untersagt. Als der Beschlagnahme verfallen erklärt wurden:
2 Christusbanner, 1 Jungscharbanner, eine Anzahl Gebetbücher „Im Dienste des Herrn“ [von P. Heinrich Horstmann SJ], 1 Madonnenbild, 2 Spruchbilder, an Geld 45,00 RM, Kassenbücher, Rechnungen, Mitgliedsverzeichnisse, Schriftwechsel und andere die Tätigkeit des Vereins angehende Schriftstücke […].
Zur Beantwortung der besonderen Fragen folgendes: Die über 18 Jahre alten Mitglieder des Vereins gehören der im Jahre 1855 kanonisch errichteten Marianischen Jünglings-Sodalität an. Gegen Präses und Mitglieder erfolgten keine persönlichen Maßnahmen. Nach der Überzeugung des Präses hat sich die Tätigkeit des Vereins im Rahmen der Verordnung vom 23.7.1935 gehalten. Insbesondere sind irgendwelche Beanstandungen seitens der Polizeibehörde niemals gemacht worden.[1]
[1] Heckens, Josef: Die Marien-Wallfahrt und Kirchengemeinde von Kevelaer 1933–1945. In: Heckens, Josef / Schulte Staade, Richard: Consolatrix Afflictorum. Das Marienbild zu Kevelaer. Botschaft. Geschichte. Gegenwart, Kevelaer: Butzon & Bercker 1992: 416–456, hier: 446f.
Samstag, 23. Januar 1943
Karl Leisner aus Dachau an seine Familie in Kleve und an Rosalia Austing in Oldorf:
Ihr Lieben!
[…]
Paul und Fritz [Dyckmans] zum EK[1] Glückwunsch!
[1] Vermutlich ist das Eiserne Kreuz gemeint:
Stiftung von Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. als Auszeichnung für militärische Verdienste eines Bürgers an seinem Land 10.3.1813 – ursprünglich Beschränkung auf die Befreiungskriege – Neustiftung jeweils in Zeiten tiefgreifender Bedrohung Preußens 1870 bzw. Deutschlands 1914 – seit 1955 Symbol für die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland
Mit Fritz Dyckmans‘ Bruder Paul[1] hatte Karl Leisner intensiven Kontakt.
[1] Paul Dyckmans (* 15.3.1912 in Kleve, † 17.10.1994) – Abgang vom Gymnasium in Kleve 9.9.1927 – Abitur am Collegium Augustinianum Gaesdonck 1933 – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1933 – Priesterweihe 17.7.1938 in Münster – Geistlicher Lehrer auf der Gaesdonck vom 27.8.1938 bis zum Militärdienst 1940 – Er hat sich sehr um die Seligsprechung Karl Leisners bemüht und 1981 als Zeuge ausgesagt.
Zur Herkunft des Namens Dyckmans siehe Link
nicht ausgewiesene Fotos Britta Ellerhorst und IKLK-Archiv