Suppan, Arnold: Hitler – Beneš – Tito. Konflikt, Krieg und Völkermord in Ostmittel- und Südosteuropa. Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften 2013. ISBN13: 978-3-7001-7309-0
Prof. Dr. Arnold Suppan (* 18. August 1945 in St. Veit/Kärnten) ist Osteuropa-Historiker und ehemaliger Universitätsprofessor der Universität Wien.
In der F.A.Z. vom 29. April 2014 rezensierte Karl-Peter Schwarz unter dem Titel „Tiefpunkttreffen der Altösterreicher. Wie Hitler, Beneš und Tito die mitteleuropäische Lebenswelt gewaltsam zerrissen“ das Buch von Arnold Suppan. In der Rezession heißt es u. a.:
Suppan legt jetzt ein Mammutwerk zur Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas vor: Auf mehr als 2000 Seiten schildert er in drei kiloschweren Bänden die Geschichte der nationalen Konflikte, der Kriege und der Genozide, beginnend mit den Volkstumskämpfen in der Habsburgermonarchie über die beiden Weltkriege und ihr nationalistisches Zwischenspiel zu den kollektiven Entrechtungen und Enteignungen, Vertreibungen und Zwangsaussiedlungen bis hin zu den jüngsten Bemühungen, die im „Zeitalter der Extreme“ gelegten Minen erinnerungspolitisch zu entschärfen. Er behandelt die Dynamik, die die habsburgisch geprägte mitteleuropäische Lebenswelt gewaltsam zerriss und durch ethnische Säuberungen die Trennung von Deutschen und Österreichern auf der einen, Tschechen, Slowaken, Slowenen, Kroaten und Serben auf der anderen Seite besiegelte.
In dem Artikel befindet sich ein Foto aus dem besprochenen Buch mit der Unterschrift Himmler, Göring, der italienische Außenminister Ciano, Hitler und Mussolini am 29. September 1938 in München.
Link zum Artikel in der F.A.Z.
Am Donnerstag/Freitag, 29./30. September 1938, trafen sich Benito Mussolini (Italien), Arthur Chamberlain (Großbritannien), Edouard Daladier (Frankreich) und Adolf Hitler in Abwesenheit von Vertretern der Tschechoslowakei im Hotel Vier Jahreszeiten in München zu einer Konferenz über die Sudetenfrage. Am Freitag um 0.30 Uhr unterzeichneten sie das Münchner Abkommen über die Abtretung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich.
1938 bildete sich ein Widerstandskreis im Amt Ausland/Abwehr, der für den Fall einer Mobilmachung Kommandeure für Staatsstreichspläne in Berlin gewinnen konnte. Gemäß den Planungen der Verschwörer sollte am 28. September 1938, auf dem Höhepunkt der Sudentenkrise [… ein Stoßtrupp] in die Reichskanzlei eindringen. Hitler sollte festgesetzt und an einen sicheren Ort gebracht werden, damit er später vor Gericht gestellt werden könne. […] um den 20. September 1938 änderten die Verschwörer […] die Absprache in einem wesentlichen Punkt: Hitler sollte während eines inszenierten Handgemenges noch in der Reichskanzlei erschossen werden, da selbst ein angeklagter Hitler […] noch eine Gefahr darstelle.
Als am 28. September 1938 die überraschende Nachricht kam, dass Hitler der Münchener Konferenz mit Chamberlain, Daladier und Mussolini zur friedlichen Regelung der Sudetenfrage zugestimmt hatte, erreichte seine Popularität in der Bevölkerung einen neuen Höhepunkt. Mit einem Male erschien Hitler, der nur widerstrebend der Konferenz zugestimmt hatte, als Bewahrer des Friedens. Die Verschwörer, „die gehofft hatten, Hitlers militärisches Abenteurertum als Waffe für seine Absetzung und Vernichtung einsetzen zu können“, sahen keine ausreichende Handhabe mehr, gegen Hitlers Regime loszuschlagen (URL http://de.wikipedia.org/wiki/Septemberverschw%C3%B6rung).
Weitere Attentate auf Adolf Hitler schlugen fehl.
Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler am 8. November 1939, im Bürgerbräukeller in München
Georg Elser lehnte den Nationalsozialismus und das neue Regime entschieden ab. Er war, wie er bei der Vernehmung zu Protokoll gab, der Meinung, „daß Deutschland anderen Ländern gegenüber noch weitere Forderungen stellen und sich andere Länder einverleiben wird und daß deshalb ein Krieg unvermeidlich ist …“[1]
Im Herbst 1938, als sich die Sudetenkrise offensichtlich zu einem Krieg auszuweiten drohte, entschloß er sich, durch ein Attentat die Führung (Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Hermann Göring) zu beseitigen. Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 ahnte er, daß ein Weltkrieg bevorstand, und er machte Ernst. In minutiöser Kleinarbeit installierte er eine Bombe im Pfeiler des Bürgerbräukellers in München, vor dem Adolf Hitler alljährlich eine lange Rede in Erinnerung an den Putsch von 1923 in München hielt. Hätte am 8. November 1939 kein Nebel geherrscht, so daß Adolf Hitler statt des Flugzeuges den Zug von München nach Berlin nahm und daher nicht wie in den Vorjahren eineinhalb Stunden redete, wäre der Anschlag gelungen.
Georg Elser wurde am 8. November 1939 in Konstanz verhaftet, nach München gebracht und im Wittelsbacher Palais, der Münchener Gestapozentrale, verhört und gefoltert. Man wollte nicht glauben, daß er diese Tat ohne „Hintermänner“ vollbracht hatte. Statt dessen war der Nachrichtenoffizier des Secret Service Captain Sigismund Payne Best mit seinem Kollegen Lieutenant Colonel (Oberstleutnant) Richard H. Stevens irrtümlich des Attentates beschuldigt worden.
[1] Gruchmann, Lothar: Autobiographie eines Attentäters Johann Georg Elser. Aussagen zum Anschlag im Bürgerbräukeller. München am 8. November 1939, Stuttgart 1970: 81
Karl Leisner erfuhr erst am nächsten Morgen von dem Attentat. Mit seiner Äußerung „Schade, daß er nicht dabei gewesen ist“ veränderte sich sein Leben grundsätzlich.
siehe auch Rundbrief des IKLK Nr. 36 – Dezember 1997: 4–11
siehe Aktuelles vom 8. November 2011
siehe Aktuelles vom 10. November 2011
siehe Aktuelles vom 9. November 2013