Pakete aus Haus Meeresstern auf Wangerooge an Karl Leisner ins KZ Dachau

MeeressternErrichtung von Haus Meeresstern auf Wangerooge durch die Schwestern Unserer Lieben Frau als Erho­lungsort – u. a. für Familien, Ordensschwestern u. Priester – Enteig­nung u. Umfunktionierung zum Lazarett 1939–1945 – Erwei­te­rungs­bauten zu einem Erholungs­heim für große Kindergruppen 1960 u. 1970 – Übergabe an die Trägerschaft des St.-Willehad-Vereins in Vechta in den 1980er Jahren – bis 2004 Mutter-Kind-Kurheim – Heute ist das Haus ein Ort für Erholung und Besinnung suchende Menschen.

Quelle des Fotos: Geschäftsleitung Haus Meeresstern

Bernhard Leusder[1] und seine Familie bemühten sich sehr um Karl Leisner im KZ Dachau. Sie versorgten ihn mit Paketen. Das geschah auch von Haus Meeresstern aus auf der Nordseeinsel Wangerooge, wo Bernhard Leusder eine Zeitlang als Kaplan tätig war.
[1] Bernhard Leusder (* 11.10.1912 in Och­trup, † 26.4.1988), Priesterweihe am 6.8.1939 in Münster, war vom 15.5.1943 bis 18.12.1943 Kaplan auf Wangerooge. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leis­ner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.

Karl Leisner am Samstag, 13. November 1943, aus Dachau an seine Familie in Kleve:
Meine lieben Eltern und Geschwister!
[…]
Dazu kam ein sehr reichhaltiges Paket von Bern­hard Leusder aus Wangerooge, Haus Mee­res­stern. Sagt ihm herzlichen Dank für das reiche Namenstagsan­gebinde.

Karl Leisner am Samstag, 11. Dezember 1943, aus Dachau an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
[…]

Bern­hard Leusder schickte zum 8.[12.] köstliches Paket aus Wange­rooge. Ihm besonderen Fest- und Dankgruß.

Karl Leisner am Freitag, 4. Februar 1944, aus Dachau an Bernhard Leusder auf Wangerooge und an seine Familie in Kleve:
Mein lieber Bernhard!
Die gnadenreiche Weihnachtszeit verklingt. Da sollst Du lieben Dankgruß von mir haben, der Du so treu an mich denkst. Deine reichen Inselpakete [von Wangerooge] ließen jedes Mal frohe Erinnerung an die schöne Studi­enzeit aufklingen. Wie fühlst Du Dich dort, geistlicher Inselchef? Wie sagt das Meer Dir Landratte zu? An Jupp Taphorn[1], den Du nach Heinis [Ten­hum­berg[2]] Bericht in Delmenhorst vertrittst, gute Genesungswünsche! Durch Heinis Feldpost erfahre ich immer von allen aus der Fami­lie [Schönstatt­gruppe unter Führung von Heinrich Tenhum­berg]. Das verbindet so lebendig und ich freue mich jedes Mal wie ein Junge. Wie schaut’s daheim in Ochtrup aus? Auf das Wiedersehn mit Dir und den anderen freu’ ich mich jetzt schon. Bis dahin bleiben wir verbunden in treuer Opfer- und Gebetsge­meinschaft. In froher Hoffnung!
Dein Karl
Meine Lieben!
[…]
An Pa­keten kamen Nr. 6, was mich sehr ergötzte mit Vaters originellen Beiga­ben. Von Bernhard Leusder aus Wangerooge, Haus Meeresstern. Von Jupp Brink aus dem Osten. (An Bernhard [Leusder] Beibrief!)

[1] Joseph (Jupp) Taphorn (* 23.6.1912 in Bünne bei Dinklage, † 11.10.1981) – Priester­weihe 14.6.1940 in Münster – Kaplan auf Wangerooge 1941 – Kaplan in Delmen­horst 1942–1944 – Er schickte Pakete für Karl Leisner ins KZ Dachau.
[2] Bischof Heinrich (Heini) Tenhumberg (* 4.6.1915 in Lünten, † 16.9.1979) – Karl Leisners Schön­stattgruppen­führer im Collegium Borromaeum in Münster – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Mi­litärdienst als Sanitäter (1943 in Stralsund) u. englische Kriegsgefangenschaft 1942–1945 – Bi­schofs­­weihe zum Weihbischof für das Bistum Münster 20.7.1958 – Bi­schof von Mün­ster 7.7.1969 bis 16.9.1979

Karl Leisner am Samstag, 22. April 1944, aus Dachau an Heinrich Ten­hum­­berg[1]:
Herrn Obergefreiten Heinrich Tenhumberg Fp.-Nr. 01423 A.
Lieber Heini!
[…]
An Bernhard Leusder erwidere bitte die österlichen Grüße über daheim. Ist er wieder auf Wangerooge?[2] So denken alle an einen. Diese Treue ist das beste herzstärkende Mittel in lan­gen trüben Ta­gen.

[1] am 2.5.44-10 in Dachau 3 abgestem­pelter Feldpostbrief
[2] Bernhard Leusder war während seiner Tätigkeit als Kaplan auf Wangerooge am 18.12.1943 zum Vertreter des Vikars in Delmenhorst ernannt worden und war ab 27.2.1944 Vikar in Wilhelmshaven.

Kirche + Leben, die Kirchenzeitung des Bistums Münster, berichtete am 9. August 2015 unter der Überschrift „Kein Geistlicher Leuchtturm mehr auf Wangerooge“ vom drohenden Ende des Hauses auf Grund des vorgesehenen Verkaufs gegen Jahresende.

Kirchenzeitung:

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