Pierre Laffilé malte Szenen aus der Priesterweihe im KZ Dachau

Die Priesterweihe des deutschen Diakons Karl Leisner durch den französischen Bischof Gabriel Piguet[1] im KZ Dachau war ein besonderes Ereignis. Die geheime Vorbereitung der Weihehandlung und deren Durchführung am 17. Dezember 1944 inspirierte auch viele kunstschaffende Menschen. Pierre Laffilé, über den sonst nichts bekannt ist, vermutlich ein französischer Laie, weil er in den Listen der Kleriker nicht aufgeführt ist, zeichnete einige Situationen aus dem Lagerleben und der Priesterweihe.
[1] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Cler­mont (* 24.2.1887 in Ma­con-sur-Saône/Saône-et-Loire/F, † 3.7.1952) – Priesterweihe 2.7.1910 in Paris (St. Sul­pice) – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire 27.2.1934 – Bischof von Clermont 11.3.1934 – Ob­wohl Ver­ehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich wäh­rend der deut­schen Besatzung (1940–1944) den Na­tional­so­zialisten. Er wurde am 28.5.1944 ver­haf­tet, kam über das Ge­fäng­nis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzwei­ler-Struthof am 6.9.1944 ins KZ Da­chau und wurde am 4.5.1945 von den Amerikanern auf der Evakuie­rungs­fahrt vom 24.4.1945 nach Südti­rol in Niederdorf/Villabassa/I be­freit.

Benediktinerpater Makarius Spitzig[1] schnitzte den Bischofsstab.
[1] Pater Makarius (Gustav) Spitzig OSB (* 19.1.1887 in Würz­burg, † an den Folgen von im KZ erlitte­nen Malariaversu­chen 7.1.1957 in Linz/A) – Eintritt bei den Benediktinern von St. Otti­lien – Priesterweihe 25.7.1921 in Mün­chen – Chor­oblate der Trap­pisten (OCSO) von Stift Engels­zell/A 1.9.1931 – Der ge­lernte Kunst­tischler kam wegen Verdachtes auf „Geld­verschiebung“ am 3.2.1941 ins KZ Dachau und wurde auf dem Evakuie­rungs­marsch vom 26.4.1945 befreit, kehrte aber nicht nach Engels­zell zurück, sondern war La­gerseel­sor­ger im Bi­stum Würzburg.

Prinz Alban zu Löwenstein[1] putzte den Fußboden der Lagerkapelle.
[1] Prinz Alban (Alfred Klemens Bernhard Wilhelm Ludwig) zu Löwenstein-Wert­heim (* 14.8.1892 in Drehnow, † 6.3.1964 in Salzburg/A) – Priesterweihe 29.6.1924 in München – Er kam am 19.12.1943 wegen einer Predigt ins KZ Dachau und wurde auf dem Evakuierungsmarsch vom 26.4.1945 befreit. Er war von 1953 bis 1959 an der Wallfahrtskirche Maria Bühel bei Oberndorf/Salzburg in Österreich als Wallfahrtsrektor und Seelsorger tätig.

 

Beim Einzug aus Stube 2 in die Kapelle geht der Kreuzträger voraus. Der Diakon geht nach den liturgischen Dien­sten vor dem Bischof. Die Bischöfli­chen Kapläne folgen dem Bischof.

 

Der zu Weihende mit einer Kerze in der Hand wird mit Namen aufgerufen. Der Gerufene ant­wortet: „Adsum – Hier bin ich“ und macht vor dem Bischof als dem Stellvertreter Chri­sti eine Knie­beuge.

 

 

Beim Ge­sang der Allerheiligenlitanei, bei der der Diakon normaler­weise auf dem Boden liegt, kniete Karl Leisner und stützte die Ellbogen auf einen vor ihm stehenden Hocker.

 

 

 

Nach beendeter Litanei erheben sich alle und der Kandidat kniet vor dem Bischof nieder. Der Bi­schof – die Mitra auf dem Haupt – legt, ohne etwas zu sagen, während tiefes Schweigen in der Kapelle herrscht, dem Kandidaten beide Hände auf das Haupt.

 

 

 

Bischof Gabriel Piguet spendet vor dem Lageraltar den Segen.

 

 

 

Auf der Vorderseite einer Glückwunschkarte befindet sich eine von Br. Raphael Tijhuis OCarm[1] gemalte Farb­zeichnung der Lager­ka­pelle.
[1] Bruder Raphael (Rafael, Bernardus Antonius) Tijhuis OCarm (* 10.10.1913 in Rijssen/NL, † 5.6.1981 in Mainz, beigesetzt in Zenderen/NL) – Eintritt bei den Karmeliten 1932 in Boxmeer/NL – Profeß 30.8.1933 – wohnhaft in Mainz ab 1933 – Er kam am 25.7.1940 ins Gefängnis, am 13.3.1942 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit. Er gestaltete zu Karl Leisners Priester­weihe die Weihe­ur­kunde, ein Primizbild und eine Glückwunschkarte. Ab 1947 lebte er in Rom, ab 1956 in ’s-Hertogenbosch/NL und ab 1980 in Mainz. Im Selig­sprechungs­prozeß für Karl Leisner hat er 1977 als Zeuge ausgesagt.

 

 

 

 

 

Quelle der Fotos: Karl Leisner-Archiv