Planegg/Krailling: Karl-Leisner-Weg von der Wallfahrtskirche Maria Eich zum Waldsanatorium Planegg

Planegg Karl-Leisner-Weg 1Im August 1996, nur wenige Wochen nach der Seligsprechung Karl Leisners am 23. Juni 1996, beschloss der Rat der Gemeinde Krailling, den Fuß- und Radweg von der Wallfahrtskirche Maria Eich zum Waldsanatorium Planegg nach Karl Leisner zu benennen.
Unterhalb der Wegbezeichnung steht: Karl Leisner war wegen seiner kirchlichen Jugendarbeit von 1940-1945 im KZ Dachau inhaftiert. Nach der Befreiung lebte er bis zu seinem Tod am 12. August 1945 im Waldsanatorium. 1996 Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II.

WEg_HKSAm 23. November 1996 wurde im Rahmen einer Feier das Straßenschild durch den Bürgermeister der Gemeinde Krailling, Dieter Hager, und den Münchener Weihbischof Engelbert Siebler enthüllt. Der Wallfahrtsweg ist etwa ein Kilometer lang und verläuft je zur Hälfte auf den Gemeindegebieten Krailling[1] und Planegg[2].

[1] Die Gemeinde Krailling liegt vier Kilometer südwestlich von München und hat ca. 7.600 Einwohner. Erste Besiedlungsspuren stammen aus der Zeit um 125 v. Chr. Das Siedlungsgebiet ist mit der Gemeinde Planegg zusammengewachsen und gehört auch zur Pfarrei Planegg.
[2] Die Gemeinde Planegg liegt südwestlich der Stadtgrenze von München und hat ca. 10.500 Einwohner. 1409 wird der Ortsname erstmalig erwähnt. Der Wallfahrtsort Maria Eich brachte im 19. Jhdt. einen großen Aufschwung. Planegg wurde zum Erholungsgebiet für die Münchener.

Maria Eich gehört zur Gemeinde Planegg und ist seit 1710 ein Wallfahrtsort unter dem Patrozinium St. Mariä Himmelfahrt, der von Augustiner-Eremiten betreut wird. Der Karl-Leisner-Weg beginnt gegenüber der Gnadenkapelle.

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Der Karl-Leisner-Weg endet an der Gedenkstätte für Karl Leisner. Bei der Einweihung dieses Weges fiel der Beschluss, dort ein Denkmal zu Ehren Karl Leisners zu errichten. Eingeweiht wurde diese am 12. August 1997.

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Wegen der heranrückenden Amerikaner war die Bewachung der Häftlinge nicht mehr so streng. Das ermöglichte wohl wieder das Führen eines „Tagebuches“. Das letzte Tagebuch Karl Leisners beginnt am 28. April 1945. Einen Tag später wurde das KZ Dachau durch die Amerikaner befreit. Am 4. Mai 1945 „entführte“ der väterliche Freund und ehemalige Mitgefangene Pater Otto Pies SJ[1] Karl Leisner aus dem unter Quarantäne stehenden Lager und brachte ihn in das Waldsanatorium Planegg[2]. Die Fahrt führte sie an Maria Eich vorbei.

[1] Pater Dr. Johannes Otto Pies SJ (* 26.4.1901 in Arenberg bei Koblenz, † 1.7.1960 in Mainz) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu am 14.4.1920, Priesterweihe am 27.8.1930 – Am 31.5.1941 wurde er wegen eines Protestes gegen die Klosteraufhebung von der Gestapo verhaftet – Am 2.8.1941 brachte man ihn aus dem Gefängnis in Dresden ins KZ Dachau. Dort teilte er sich einen Spind mit Karl Leisner und kümmerte sich intensiv um Karl Leisner. Am 27.3.1945 wurde er aus dem KZ entlassen.
[2] Das Waldsanatorium Planegg liegt trotz des Namens auf dem Gebiet der Gemeinde Krailling. Es wurde 1898 als erste Volksheilstätte Bayerns eröffnet und von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul geführt. Ab 1984 wurde das Lungensanatorium als Alten- und Pflegeheim
weitergeführt, zunächst nur für Ordensschwestern, seit 1997 ist es ein öffentliches Altenheim.

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Dachau, Freitag, 4. Mai 1945, Heilige Monika
Herz-Jesu-Freitag im Marienmonat. Habe großes Vertrauen grad’ wegen der absoluten Not und Schlappheit. Bete mit Mutter Monika und meiner Mutter um baldige Wende. (Holocaustum!)
18.00 Uhr abends [kommt P.] Otto [Pies SJ] mit Pfarrer von Dachau [Friedrich Pfanzelt]. Tiefe Rührung bei der Begegnung mit Geistlichem Rat Pfanzelt. Otto nimmt mich mit. […] Abschied vom Lager! […] An großen Anlagen, Apfelblüte vorbei, über Ampersteg. (Die große Brücke durch SS gesprengt!) Richtung München. Allach. Zerstörte Straßen. O – weites Land! Freiheit!! Abends beim Dämmerschein im Waldsanatorium gelandet. (Maria Eich vorbei. Zerstörte OT [Organisation Todt]-Wagen) Bombentrichter. Da!! Freundliche Aufnahme durch Oberin [Schwester Virgilia
Radlmair] und Chefarzt [Dr. Bernhard Cramer]. Zimmer 76[1]. Im Bett. Oh – – !

[1] Karl Leisner kam in das Zimmer Nr. 76 und lag dort bis zu seinem Tod am 12.8.1945. Während der Generalsanierung des Hauses, bei der jedes Zimmer mit einer Nasszelle ausgestattet wurde, drängte die Ordensleitung darauf, im Gedenken an den seligen Karl Leisner Zimmer 76 im ursprünglichen Zustand zu erhalten.

Die Eltern Karl Leisners besuchten ihren vom Tod gezeichneten Sohn im Waldsanatorium Planegg. Vater Wilhelm Leisner konnte nur zehn Tage bleiben, Mutter Amalia Leisner blieb bei Karl, um ihn zu pflegen. In dieser Zeit ging sie mehrfach den Wallfahrtsweg nach Maria Eich, um dort für ihren Sohn zu beten.

Während ihres Aufenthaltes machte Amalia Leisner Notizen.

Freitag, 13. Juli 1945
Bauchpneu bei Karl gemacht worden. Maria Eich vormittags.

Mittwoch, 8. August 1945
Morgens nur etwas Tee, zwei Zwiebäcke, mittags eine halbe Tasse Suppe, nur schlafen, spricht öfter wirr durcheinander, (ich vormittags nach Maria Eich). Frau Oberin [Schwester Virgilia Radlmair] hielt selbst die Nachtwache bei Karl.

Link zum Karl-Leisner-Denkmal am Waldsanatorium Planegg

Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv