Streiflichter vom Pontifikalamt mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und von der anschließenden Mitgliederversammlung des IKLK. Weitere Informationen folgen zu einem späteren Zeitpunkt.
Pontifikalamt im Dom zu Xanten
Einzug von Diakon Stefan Rintelen und Weihbischof Dr. Stefan Zekorn
Predigt von Weihbischof Dr. Stefan Zekorn
Liebe Schwestern und Brüder!
Vor einigen Jahren saß ich an meinem Schreibtisch im Collegium Borromaeum in Münster und las Auszüge aus den Tagebüchern von Karl Leisner. Darin schreibt er am 6. Mai 1934 auch über seine Ankunft im Collegium Borromaeum:
Seit gestern abend stecke ich im Collegium Borromaeum zu Münster. […] Ich hoffe, daß ich mit Gottes starker Hilfe es mal soweit bringe als Gesalbter des Herrn am Altare Gottes das heilige Opfer darbringen zu dürfen. Gott hat sich meine Schwachheit auserkoren, wie ich inständig hoffe und worum [ich] täglich beten will.
Gestern kam ich um 17.30 Uhr mit dem D-Zug in Münster an. […] Etwas ungewohnt kam mir das Ganze noch vor. Etwas verwirrt oder zerstreut und auch wohl etwas müde von der langen Fahrt kommt mir alles etwas „Spanisch“ vor. Ich verlaufe mich gleich zu Privatdozent Dr. [Johannes] Quasten, statt ich in mein Zimmer I,3 gehe.
Im Lesen dieser Zeilen geht mir auf: Das war drei Türen neben mir, wenige Meter neben meiner damaligen Wohnung!
Durch diese eigentlich simple äußere Tatsache wurde mir bewusst, wie nahe mir das Leben unseres Seligen ist. Er hat nicht nur drei Türen neben mir gewohnt, sondern sein Suchen und Fragen, sein Bemühen um ein Leben mit Gott – sie gleichen in Manchem meinem Suchen, Fragen und Bemühen.
Liebe Schwestern und Brüder, Ähnliches kann auch für Sie gelten. Da wo Sie jetzt sitzen, hat Karl Leisner auch gesessen, gekniet und gebetet.
So kommen mir, wenn ich die Lesung und das Evangelium des heutigen Tages mit Blick auf den sel. Karl Leisner höre, drei Gedanken.
1. Von Johannes dem Täufer heißt es im heutigen Evangelium: „Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht!“ Für Karl Leisner war die Gestalt Johannes des Täufers Ansporn, selbst in dunkler Zeit Zeugnis abzulegen für das Licht. In diesem Sinn schreibt Karl Leisner am 24. Januar 1938 in sein Tagebuch:
Das ist meines Lebens letzter Sinn: Christus zu leben in dieser Zeit!
Für Christus leben als Zeuge für das Licht – nichts anderes ist unser Auftrag heute.
2. Wie wir dieses Zeugnis vom Licht geben können, wie wir Christus in dieser Zeit leben können, davon sprechen die Lesungen.
Der Prophet Jesaja sagt: Es sind die Armen und die, deren Herz zerbrochen ist, denen die frohe Botschaft gebracht wird. Wie sehr haben Karl Leisner und seiner Mitgefangenen das im KZ erfahren. Wie sehr haben sie es an diesem Gaudete-Sonntag vor 67 Jahren erlebt, als in die traurige Grausamkeit des Konzentrationslagers die Freude der Priesterweihe von Karl einzog! Wie existenziell werden die Gefangenen das Wort der neutestamentlichen Lesung und des Introitus gehört haben: „Freut euch zu jeder Zeit!“ Was für eine Zumutung dieses Wort, diese Lesung in der Hölle des KZ! Aber Karl und viele seiner Mitgefangenen haben genau das gelebt. Sie haben in der unzerstörbaren Freude derer gelebt, die als die Armen und Zerbrochenen auf Gott vertrauen.
Liebe Schwestern und Brüder, wir leben in einer völlig anderen Zeit. Aber auch uns stellt sich auf eigene Weise die Aufgabe, aus der Botschaft des Propheten und des Apostels zu leben – in einer Zeit, in der wir bei aller äußerlichen Größe der Kirche und all ihrer Entfaltungsfreiheit oft ihre innere geistliche Armut wahrnehmen. Wenn wir diese innere Armut der Kirche heute erleben, dann fordert uns der Blick auf die Lesungen und den sel. Karl heraus, aus dem Glauben zu leben, dass Gott bei denen ist, die arm sind, selbst wenn sie äußerlich reich sind. Und der Blick auf den sel. Karl fordert uns heraus, angesichts der Schwierigkeiten unserer Zeit nicht die Köpfe hängen zu lassen, sondern aus der unzerstörbaren Freude derer zu leben, die auf Gott vertrauen!
3. Noch ein drittes Moment wirft seinen Schein auf unseren Seligen. Johannes der Täufer war bereit, sein Leben für Gott hinzugeben. Johannes hat ganz aus dem Lebensopfer, aus der Ganzhingabe seines Lebens an Gott gelebt.
Bischof Zekorn schloß seine Predigt mit folgenden Gedanken aus Karl Leisners Tagebuch vom 28. Januar 1938:
Christus, wenn Du nicht bist, dann möchte ich nicht sein. Du bist, Du lebst. Nimm mich hin, verfüge ganz über mich. Laß Dein Handeln und Wandeln durch mich und uns alle heute Tat werden. Christus!
mein Leben, meine Liebe, meine innerste Glut!
Nach dem Gottesdienst erfolgte das traditionelle Gebet am Grab des seligen Karl Leisner in der Krypta.
Seit dem Sonntag Gaudete 2011 brennt nun an Karl Leisners Grab auch der Stumpf der von Friedenspilger Elijah Maria Thomas Joachim Uhlig von Leon nach Santiago de Compostela getragenen Kerze. (Siehe: Aktuelles von Mittwoch, 27. Juli 2011)
Mitgliederversammlung des IKLK
Beiträge aus der Mitgliederversammlung des IKLK:
Unser Mitglied Viktor Roeloffs, als ehemaliger Propst von Kleve geborenes Mitglied im IKLK, hat eine Broschüre über den KZ-Priester Paul Bartsch entdeckt, in der auch der Priesterweihe Karl Leisners im KZ Dachau gedacht wird.
Pfarrer Paul Bartsch wurde am 31. März 1901 in Cammin geboren und 1925 in Breslau zum Priester geweiht. Er kam am 9. Juli 1943 ins KZ Dachau und wurde am 4. April 1945 entlassen. Paul Bartsch hat die Priesterweihe Karl Leisners miterlebt. Nachdem er das KZ Dachau überlebt hatte, wurde er am 23. März 1950 von marodierenden Sowjetsoldaten auf der Straße ermordet.
Folgende Veröffentlichung erinnert an den Glaubenszeugen:
Unser Mitglied Margret Möller brachte einen interessanten Fund aus dem Nachlaß ihrer Mutter Hedwig Möller mit, die sich sehr im „Priesterhilfswerk“ engagiert hat. Diese damalige Institution bemühte sich um Priesternachwuchs, indem sie dafür betete und Gelder für bedürftige Priesterkandidaten sammelte.
Hedwig Möller hat die Rundbriefe des Priesterhilfswerks gesammelt. Im Rundbrief von April 1946 finden sich Artikel über den am 22. März 1946 verstorbenen Clemens August Kardinal Graf von Galen, den Priesterblock 26 im KZ Dachau, den KZ-Priester Anton Lenferding und die Priesterweihe Karl Leisners. Im Rundbrief vom Dezember 1946 schildert der KZ-Priester Pater Engelbert Rehling „Weihnachten in Dachau“.
Über folgende Links sind die Seiten zu lesen:
Jeannine und Jean-Aloyse Rimlinger, die Kontaktpersonen des IKLK in Frankreich, berichteten über die Ereignisse des Jahres 2011 und stellten den im November erschienen französischen Rundbrief Nr. 9 vor sowie eine Adventsandacht mit Texten, die Karl Leisner 1939 im Gefängnis in Freiburg in sein Missale und Brevier geschrieben hat.