Rees: Karl-Leisner-Büste vor der Kirche St. Mariä Himmelfahrt

Rees Karl-Leisner-Büste 10Am Sonntag, dem 13. März 2005, wurde anlässlich des 90. Geburtstages des Seligen Karl Leisner zu seinem Gedenken auf dem Vorplatz seiner Geburtskirche St. Mariä Himmelfahrt[1] in Rees eine Büste feierlich enthüllt. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) der Gemeinde Rees hatte sich für die Fertigung der Skulptur eingesetzt und die Anschaffung ermöglicht.

[1] Gräfin Irmgard von Aspel ließ 1012–1040 über den Gräbern ihrer Eltern ein Gotteshaus errichten und gründete dort ein der Muttergottes geweihtes Kanonikerstift. Nach einem Brand um 1245 wurde die Kirche 1250 wieder aufgebaut, Einsturz 1817, Errichtung der klassizistischen Pfarrkirche 1820-1828, Zerstörung am 16.2.1945, Wiederaufbau 1956-1970. Karl Leisner wurde am 3.3.1915 und Paula Leisner am 28.12.1919 dort getauft. 2005 Fusion mit vier weiteren Kirchen zur Pfarrgemeinde St. Irmgardis. In der Taufkapelle ist seit 2009 ein Karl-Leisner-Bronzerelief von dem Künstler Dieter von Levetzow.

Damit wurde ein Projekt verwirklicht, dessen Planung sich über mehrere Jahre erstreckte. Es war das Anliegen des VVV, Karl Leisner als Sohn der Stadt besonders zu ehren. Der damalige Präsident des IKLK, Spiritual Hans-Karl Seeger, hielt die Predigt in dem mit der Einweihung der Skulptur verbunden Hochamt. Er schilderte das Leben und Wirken Karl Leisners und begrüßte den Aufstellungsort der Büste, da Karl Leisner nicht nur ein Mann der Kirche, sondern auch der Stadt gewesen sei. Nach der Messe segnete er das Kunstwerk.

Die Bronzeskulptur wurde von dem Bildhauer Jürgen Ebert[1] gefertigt. Dargestellt ist Karl Leisner als Priester. Unterhalb des Portraits sind die Lebensdaten in Bronze geprägt. Neben dem Geburts- und Sterbedatum, den Daten der Priesterweihe und der Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. steht auch sein Taufdatum: „3. März 1915 Taufe in St. Mariä Himmelfahrt Rees“. Ein etwa 2,20 Meter hoher Granitblock bildet den Hintergrund.

[1] Jürgen Ebert (* 1954 in Bocholt), Bildhauer, Studium an der Bildhauerschule in Oberammergau und an der Akademie der Künste in München – Seine Werke sind überwiegend gegenständlich und in Bronze gegossen. 2014 schuf der Künstler ein Informationsstehpult, das in der Florastraße in Rees zur Erinnerung an Karl Leisners Geburtshaus aufgestellt wurde.

Rees Karl-Leisner-Büste 11Rees Karl-Leisner-Büste 6

Vor dem Kunstwerk ist auf dem Boden eine Bronzetafel mit einem erläuternden Text eingelassen:
KZ Dachau – 17. Dezember 1944
„Tu es sacerdos in acternum! – Du bist Priester in Ewigkeit!“
Karl Leisner, in Rees geboren, wird als begeisterter Jungscharführer und Diakon von der Gestapo verfolgt und ins KZ Dachau gebracht. Aus Leidenschaft für Christus will er Priester werden. Der todkranke Karl Leisner wird unter strengster Geheimhaltung durch seinen Mitgefangenen, den französischen Bischof Gabriel Piguet von Clermont-Ferrand, in Dachau zum Priester geweiht. Ein kirchengeschichtlich einzigartiges Ereignis von hohem europäischen und ökumenischen Rang.
Leisner stirbt an den Folgen der Haft 1945 in Planegg.
Karl Leisner, ein Mensch von beeindruckender innerer Größe

Da die Skulptur auch abends zur Geltung kommen sollte, wurde sie ab dem 23. Januar 2008 angestrahlt. Für die Beleuchtung hatte sich der VVV eingesetzt.

Rees Karl-Leisner-Büste 8Weitere drei Jahre später wurde auf Initiative des VVV und in Absprache mit dem Künstler Jürgen Ebert die Karl-Leisner-Büste an einen neuen Standort unmittelbar in der Nähe des Haupteingangs zur Kirche St. Mariä Himmelfahrt umgesetzt und so „ins rechte Licht gerückt“. Es hatte sich gezeigt, dass das Denkmal an dem vorherigen Standort im Schatten einer Baumgruppe auf dem Kirchenvorplatz hinter dem Rathaus trotz entsprechender Beleuchtung von der Bevölkerung kaum wahrgenommen wurde und nicht zur Geltung kam. Am 30. Oktober 2011 wurde nach dem Sonntagsgottesdienst die Büste in Anwesenheit zahlreicher Bürgerinnen und Bürger an dem neuen Standort gesegnet.

Auch wenn die Stadt Kleve zur Heimat Karl Leisners wurde, hat er in seinen Tagebuchaufzeichnungen hervorgehoben, dass er in Rees geboren und in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt getauft wurde.

 

 

GeburkundeAm 28. Februar 1915 wurde Karl Leisner um 9.00 Uhr in Rees, in der Bahnhofstraße 5, in der Zeit des Nationalsozialismus Adolf-Hitler-Straße, heute Florastraße 9, geboren. Da Vater Wilhelm Leisner im Krieg war, meldete die Hebamme Hendrina Pastoors seine Geburt am 5. März 1915 beim Standesamt Rees an. Die Taufe war am 3. März 1915 in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees auf die Namen Karl Friedrich Wilhelm Maria. Der Taufeintrag ins Stammbuch von Familie Wilhelm Leisner ist von Kaplan Johannes Harmes unterschrieben.

Rees[1] liegt rechtsrheinisch (Luftlinie von Kleve ca. 18 km) und war bis zur Inbetriebnahme der Rheinbrücke Rees-Kalkar 1967 nur mit der Fähre von Reeserschanz aus zu erreichen. Daher war die Stadt selten das Ziel der Unternehmungen von Familie Leisner oder den Jungen, wenn sie „auf Fahrt“ waren.

[1] Namensgebung der ursprünglich fränkischen Siedlung (500-800) vermutlich aus Rys = Reis = Rees (Weidenholz mit Röhricht) – 1012-1040 ließ Irmgard von Aspel über den Gräbern ihrer Eltern in Rees ein neues Gotteshaus bauen und gründete dort ein der Muttergottes geweihtes Kanonikerstift, das die Keimzelle für die Entwicklung zur Stadt bildete. 14.7.1228 Erhebung zur Stadt und damit die älteste Stadt am Niederrhein. Am 16.2.1945 wurde die Stadt durch einen schweren Luftangriff fast völlig zerstört.

Kleve, Samstag, 29. [30.] Juni 1928
(Wandertag) Um 7.45 Uhr trafen wir (unsere Klasse U III g) [uns] am Bahn­hof [in Kleve]. Bis Cal­kar gings mit dem Zug. Von dort zu Fuß über den Damm zur Ponte [Reeser­schanz]. – Dort kurze Rast; dann übergesetzt. – Rees, meine Geburtsstadt kurz besichtigt (be­sonders die Kirche [St. Mariä Himmelfahrt])

Kleve, Freitag, 24. Mai 1929
Wir zwei [Karl und sein Bruder Willi] standen um 5.30 Uhr auf und fragten Papa um Erlaubnis, [mit dem Fahrrad] nach Wesel zu fahren. […] Um 7.00 Uhr starteten wir über die Uedemer Straße nach Qualburg. Von dort radelten wir über Calkar nach Reeserschanz, wo wir zusammen für 50 Pfennig mit dem Motorboot [über den Rhein] übersetzten. In Rees besichtigten wir kurz die Kirche [St. Mariä Himmelfahrt]

Am 1. Dezember 1933 schreibt Karl Leisner in seinem für das Abitur einzureichenden Lebenslauf:
Ich wurde geboren am 28.2.1915 in Rees am Niederrhein als Sohn des Gerichtsbeamten Wilhelm Leisner und seiner Gattin Amalia, geborene Falkenstein.
Mit sechs Jahren kam ich auf die Grundschule zu Rees. Aber schon zu Weihnachten mußte ich Rees verlassen, weil mein Vater nach Kleve versetzt wurde.

Karl Leisners Briefe aus dem KZ spiegeln seine Sehnsucht nach der Heimat, dem Niederrhein und seiner Geburtsstadt Rees wider.

Karl Leisner aus dem KZ Sachsenhausen am Sonntag, 11. August 1940, an seine Familie in Kleve:
Maria, Paula und Elisabeth wie gern wär’ ich mit Euch auf der „Woy“ im Kahn geschaukelt, vor uns auf der andern Rheinseite die Mauern und Türme von Rees, der Geburtsstadt von Paula[1] und mir.

[1] Paula Leisner wurde am 28. Dezember 1919 in St. Mariä Himmelfahrt in Rees getauft.

Nach der heimlichen Priesterweihe Karl Leisners am 17. Dezember 1944 war die Primiz, seine erste und einzige heilige Messe, am 26. Dezember 1944. Ohne um den Primiztermin zu wissen, feierten Karl Leisners Eltern in seiner Taufkirche St. Mariä Himmelfahrt in Rees den Gottesdienst mit.

Karl Leisner aus dem KZ Dachau am Samstag, 27. Januar 1945 an seine Familie in Berlin und Niedermörmter:
Die Mette in [St. Mariä Himmelfahrt in] Rees nach nächtlicher Fahrt über unsern Strom.[1] Und daß Du, liebste Mutter, ausgerechnet am 2. Feiertag dort weiltest, wo ich die schönste Stunde des nun bald 30jährigen Lebens feierlich begehen durfte. Welch selten schöne Führung des Heiligen Geistes: Du gleichzeitig in meiner Geburtsstadt und Taufkirche!

Die Beiträge zu den verschiedenen Erinnerungsstätten Karl Leisners in Rees sind unter den nachfolgenden Links abrufbar:

[1] Vater Wilhelm Leisner und Maria Leisner waren von Niedermörmter aus mit dem Boot über den Rhein zur Christmette nach Rees gefahren.

Link 1

Link 2

Link 3

Link 4

Link 5

Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv