Rees: Karl-Leisner-Straße

Rees Karl-Leisner-StraßeIm Zuge der kommunalen Neuordnung wurde 1975 in Rees die Irmgardisstraße in Karl-Leisner-Straße umbenannt. Die Stadtverwaltung Rees begründete die Benennung nach Karl Leisner damit, dass Personen genommen wurden, die unmittelbar mit der Kirche in Verbindung standen, da es sich bei den Grundstücken um Kirchengrund handelte[1].

[1] Siehe Mail der Stadtverwaltung Rees, Fachbereich Bauen, vom 7.1.2016

 

 

Die Karl-Leisner-Straße ist eine kurze Sackgasse mit nur vier Wohngrundstücken, die 1960/1961 bebaut wurden.

Parallel zu ihr verläuft die Letterhausstraße. Sie wurde nach dem am 14. ovember 1944 hingerichteten Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, Bernhard Letterhaus, benannt.

Auch wenn die Stadt Kleve zur Heimat Karl Leisners wurde, hat er in seinen Tagebuchaufzeichnungen doch immer wieder hervorgehoben, dass Rees seine Geburtsstadt war. Rees[1] liegt rechtsrheinisch (Luftlinie von Kleve ca. 18 km) und war bis zur Inbetriebnahme der Rheinbrücke Rees-Kalkar 1967 nur mit der Fähre von Reeserschanz aus zu erreichen. Daher war die Stadt selten das Ziel der Unternehmungen von Familie Leisner oder den Jungen, wenn sie „auf Fahrt“ waren.

[1] Namensgebung der ursprünglich fränkischen Siedlung (500-800) vermutlich aus Rys = Reis = Rees (Weidenholz mit Röhricht) – 1012-1040 ließ Irmgard von Aspel über den Gräbern ihrer Eltern in Rees ein neues Gotteshaus bauen und gründete dort ein der Muttergottes geweihtes Kanonikerstift, das die Keimzelle für die Entwicklung zur Stadt bildete. 14.7.1228 Erhebung zur Stadt und damit die älteste Stadt am Niederrhein. Am 16.2.1945 wurde die Stadt durch einen schweren Luftangriff fast völlig zerstört.

Kleve, Samstag, 29. [30.] Juni 1928
(Wandertag) Um 7.45 Uhr trafen wir (unsere Klasse U III g) [uns] am Bahn­hof [in Kleve]. Bis Cal­kar gings mit dem Zug. Von dort zu Fuß über den Damm zur Ponte [Reeser­schanz]. – Dort kurze Rast; dann übergesetzt. – Rees, meine Geburtsstadt kurz besichtigt (be­sonders die Kirche [St. Mariä Himmelfahrt])

Kleve, Freitag, 24. Mai 1929
Wir zwei [Karl und sein Bruder Willi] standen um 5.30 Uhr auf und fragten Papa um Erlaubnis, [mit dem Fahrrad] nach Wesel zu fahren. […] Um 7.00 Uhr starteten wir über die Uedemer Straße nach Qualburg. Von dort radelten wir über Calkar nach Reeserschanz, wo wir zusammen für 50 Pfennig mit dem Motorboot [über den Rhein] übersetzten. In Rees besichtigten wir kurz die Kirche [St. Mariä Himmelfahrt] und gingen dann bei Tepaß[1] Kaffeetrinken. Dort kamen wir um 8.45 Uhr an. Wir besichtigten das Kohlenlager und den Garten und fuhren nun über Haldern nach Wesel zu Onkel Hans.

[1] Familie Johannes (Jan) Tepaß (* 12.4.1877, † 18.6.1948) – Kohlenhandlung in Rees, Rünkelstr. – Bekannte u. Nachbarn von Familie Wilhelm Leis­ner aus der Zeit in Rees

In den Pfingstferien 1932 nahmen die Jungen am Bundestag des Katholischen Wandervogels in Marienthal bei Wesel teil. Auf dem Rückweg kamen sie auch durch Rees.

Marienthal, Mittwoch, 18. Mai 1932, 7. Tag
Um 4.30 Uhr raus! Als tüchtiges Morgenfutter gab’s Milch mit Käsebutter­broten. Um 5.30 Uhr tippelten wir los. […] Hinter Haldern „schnappten“ wir eine Karre, die uns die fünf km bis Rees mitnahm. Fein! – In Rees kaufte ich bei [Bäcker Peter] Köpp („ein kleines viertel Pfündchen!“) Brot. – Wir setzen über [den Rhein]. In Niedermörmter legten wir uns „schach­matt“ hin, und es gab Was­ser mit Brot.

Karl Leisners Briefe aus dem KZ spiegeln seine Sehnsucht nach der Heimat, dem Niederrhein und seiner Geburtsstadt Rees wider.

Karl Leisner aus dem KZ Sachsenhausen am Sonntag, 11. August 1940, an seine Familie in Kleve:
Maria, Paula und Elisabeth wie gern wär’ ich mit Euch auf der „Woy“ im Kahn geschaukelt, vor uns auf der andern Rheinseite die Mauern und Türme von Rees, der Geburtsstadt von Paula und mir.

Karl Leisner aus dem KZ Dachau am Samstag, 19. September 1942 an seine Familie in Kleve:
Also Rees habt Ihr gegrüßt von [Nieder-]Mörmter aus. Ja, da möcht’ ich mal gern wieder mitradeln. Grüßt alle dort herzlich wieder! Paula, gel’, da [in Rees] ist’s schon schön, wo wir das Licht [der Welt] erblickten zum ersten Mal, am herrlichen Rhein!

Die Beiträge zu den verschiedenen Erinnerungsstätten Karl Leisners in Rees werden nach und nach veröffentlicht.

Impressionen zur Karl-Leisner-Straße

Rees Karl-Leisner-Straße 4Rees Karl-Leisner-Straße 2

Text und Fotos Christa Bockholt