Reinhold Friedrichs‘ bedeutsame Priesterpersönlichkeit vor allem im KZ Dachau manifestiert sich in seinen eigenen Berichten sowie in Mitteilungen von Zeitzeugen, insbesondere in zahlreichen Zeugnissen von überlebenden KZ-Häftlingen.
Brief von Pater Johann Nepomuk Lenz[1] an Reinhold Friedrichs
[1] Pater Johann Nepomuk Lenz (* 7.4.1902 in Graz/A, † 16.7.1985 in Villach/A) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu 7.9.1923 – Priesterweihe 26.7.1935 – Er kam als Dollfußanhänger und wegen der Reden gegen das Regime am 9.8.1940 ins KZ Dachau und war dort, mit einer kurzen Unterbrechung im KZ Mauthausen und im KZ Gusen, bis zur Befreiung am 29.4.1945. Die Gewährung seiner Bitte um Entlassung aus der Gesellschaft Jesu zog sich aus verschiedenen Gründen von 1940 bis zum 24.4.1950 hin. Am 23.6.1950 kam er ins Noviziat der Kalasantiner und legte am 25.6.1951 Ewige Profeß ab. Im August 1954 trat er aus der Gemeinschaft aus, um Weltpriester zu werden, aber keine Diözese konnte ihn recht verwenden. Er behielt den Titel Pater für sich persönlich bei. Zuletzt wirkte er als Einsegnungspriester in der Erzdiözese Wien. Ab Frühjahr 1979 lebte er bei einer befreundeten Arztfamilie in Villach. In seiner Todesanzeige heißt es: „Pater Johannes Maria Lenz, Ordenspriester und katholischer Schriftsteller“; das Direktorium der Erzdiözese Wien gedenkt seines Todes mit dem Vermerk „P. Johannes M. Lenz, Einsegnungspriester i. R.“.
Lenz
Okt. 46
Wien XXV
Kalksburg
Pax Christi!
Mein lieber und verehrter Dachauer Freund!
Daß unsere Freundschaft durch Landesgrenzen leiden könnte? Was hat Freundschaft und Landesgrenzen wohl an Gegensätzlichem? Wir sehen auf Gott und auf den Wert des Menschen. Oder meinst Du, daß ich Dich jemals vergessen könnte!? Doch genug davon! –
Vergelts Gott für Deinen lieben Brief und die Bilder. Sende heute eines von Dir an P. v. Gestel[1] (Rom). Bitte wenn möglich um 5fachen Ersatz, dazu ein echtes Foto als Domkapitular!
Du weißt ja, es geht nicht darum, Menschen zu verherrlichen. Wir sind Zeugen Gottes und Er hat uns das Leben wiedergeschenkt, auf daß wir ohne Ende Seine Ehre verkünden.
Domkapitular Reinhold Friedrichs 1963 bei einer Fahrzeugsegnung
Das Bildchen von Leisner hat Arthofer[2] (Pfr. In Kronstorf O.Öst.) herstellen lassen.
Siehe auch Aktuelles vom 12. August 2016.
Von den lb. Schulschwestern darfst Du Dir ruhig 100-1000 Prospekte senden lassen. Das Buch selbst ist soeben in Druck. Bis Neujahr – so Gott will – wirds erscheinen. Gern würde ich Dir es schon jetzt mit Widmung senden – aber?! Und wenn – wie bei solcher Grenzsperre?![3]
[3] Vermutlich handelt es sich um eine Vorarbeit für folgende Veröffentlichung:
Lenz, Johann
Christus in Dachau oder Christus der Sieger. Ein religiöses Volksbuch und ein kirchengeschichtliches Zeugnis (mit 100 Bildern). Für Priester und Volk, Wien 11956, 61957, 101974
Die 7. und 8. Auflage sind um die Listen, Statistiken und Chroniken der früheren Auflagen gekürzt.
Eine Romfahrt wünschen wir alle und haben in Dachau oft davon gesprochen. Vielleicht nimmt ein tüchtiger Mann die Organisation in die Hand. 1947 könnte, meine ich, solches schon möglich sein?[4] Bitte recht bald um Dein Foto!
In unverbrüchlicher Treue
Dein Pater Lenz
[1] Pater Dr. Petrus van Gestel SJ (* 10.7.1897 in Woensel/NL, † 6.10.1972 in Rom) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu 26.9.1916 – Priesterweihe 15.8.1928 – Letzte Gelübde 2.2.1934 – Er kam am 27.3.1942 wegen Verbreitung bischöflicher Schreiben und Predigten ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit. – Rektor des Jesuitenkollegiums in Maastricht/NL – deutscher Assistent des Generals in Rom 1946–1965
[2] Geistlicher Rat Leopold Arthofer (* 4.1.1899 in Gmunden/A, † 24.7.1977 in Enns/A) – Priesterweihe 29.6.1924 in Linz/A – Er kam wegen Verdachtes auf monarchische Gesinnung und Predigt gegen nationalsozialistische Weltanschauung am 28.4.1941 ins KZ Dachau und wurde am 4.4.1945 entlassen.
[4] Die Fahrt fand 1965 statt.
Fotos und Brief IKLK-Archiv