Reinhold Friedrichs‘ bedeutsame Priesterpersönlichkeit vor allem im KZ Dachau manifestiert sich in seinen eigenen Berichten sowie in Mitteilungen von Zeitzeugen, insbesondere in zahlreichen Zeugnissen von überlebenden KZ-Häftlingen.
Brief von Eduard Farwer[1] an Reinhold Friedrichs
[1] Eduard Farwer (* 17.8.1901 in Geseke, † 24.4.1971) – Priesterweihe 24.3.1928 in Paderborn – Er wurde am 20.1.1938 wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz verhaftet und kam nach einem Gefängnisaufenthalt am 18.4.1941 ins KZ Dachau. Völlige Entkräftung und Gnadengesuche seiner Geschwister erwirkten ihm vom 12.12.1942 bis zum 25.8.1943 einen Krankenhausaufenthalt im Schwabinger Krankenhaus in München. Nach seiner Entlassung wurde er wieder ins KZ gebracht. Er wurde am 29.4.1945 befreit.
Farwer
München 13.1.1947
Erl. 13.I.
Mein lieber Reinhold!
Seit einigen Tagen bin ich in Dachau als Zeuge geladen.[1] Heute wurden vorgeführt folgende SS=Gefangene:
1. David Kirrmann, der im letzten Jahre P. Kentenich[2] fast täglich aufsuchte und der später als Kommandoführer in der Plantage sich als Freund der Pfarrer zeigte.
2. Scharführer Frank Schulz, der im Jahre 1944/45 Blockführer auf Block 26 war, der als guter Mensch galt u. oft in unseren Gottesdienst u. auch zur Kommunion ging.
3. Konrad Konatz, seit März 1945 Blockführer auf Block 26.
Ich habe allen Dreien ein gutes Zeugnis geschrieben. Es wäre aber gut, wenn Du, der Du als Blockältester diese Drei noch viel besser kanntest, ihnen auch ein Zeugnis ausstellen würdest, damit sie bald in Freiheit kommen. Diese Zeugnisse sind (für jeden ein gesondertes Blatt, möglichst in Maschinenschrift) zu richten an:
Mr. [Josef] Kirschbaum, Camp-Dachau, War Crimes [Kriegsverbrechen].
Für Deine Mühe im voraus herzlichen Dank!
c. a. cfr. [cum ave confraternitate (lat.) = mit mitbrüderlichem Gruß]
Dein Eduard Farwer.
[1] Die Amerikaner führten in Dachau Prozesse gegen Mannschaften der KZ Dachau, Mauthausen, Flossenbürg, Buchenwald, Mühldorf und Nordhausen durch. Der erste Prozeß richtete sich gegen die Leitung des KZ Dachau und dauerte vom 5.11. bis zum 13.12.1945. Die Liste der Angeklagten reichte vom zeitweiligen Lagerkommandanten Martin Gottfried Weiß bis zu drei Funktionshäftlingen. Von 40 Angeklagten wurden 36 zum Tode verurteilt, 28 von ihnen am 28. und 29.5.1946 im Landsberger Kriegsverbrechergefängnis gehängt.
[2] Pater Joseph Kentenich SAC (* 16.11.1885 in Gymnich bei Köln, † 15.9.1968 in Vallendar-Schönstatt) – Eintritt ins Noviziat der Pallottiner 1904 – Priesterweihe 8.7.1910 in Limburg – Spiritual im Studienheim der Pallottiner in Schönstatt 1912–1919 – Er gründete die Schönstatt-Bewegung, kam am 13.3.1942 ins KZ Dachau und wurde am 6.4.1945 entlassen. 1965 trat er aus der Gemeinschaft der Pallottiner aus und wurde im Bistum Münster inkardiniert.
Siehe auch Aktuelles vom 20. September 2015
Foto und Brief IKLK-Archiv