Reinhold Friedrichs – Blockvater im KZ Dachau auch für Karl Leisner (27)

Friedrichs_Totenbild

 

 

Reinhold Friedrichs‘ bedeutsame Priesterpersönlichkeit vor allem im KZ Dachau manifestiert sich in seinen eigenen Berichten sowie in Mitteilungen von Zeitzeugen, insbesondere in zahlreichen Zeugnissen von überlebenden KZ-Häftlingen.

 

 

 

Brief von Georg Schelling[1] an Reinhold Friedrichs

[1]   Schelling_Foto Georg Schelling (* als Sohn eines Bergbauern 26.9.1906 in Buch bei Bregenz/A, † 8.12.1981 in Nenzing/A) – Priesterweihe 29.6.1930 in Innsbruck/A – 1934 wurde er mit der Re­dak­tion des Vorarlberger Volksblattes betraut und auf Grund dessen am 21.3.1938 ver­haf­tet. Er kam am 31.5.1938 ins KZ Dachau und dort in die Strafkompa­nie. Am 27.9.1939 kam er ins KZ Buchenwald und dort eben­falls in die Strafkompanie. Am 8.12.1940 kam er erneut ins KZ Dachau und wurde dort am 16.(17.)3.1943 dritter Lagerka­plan als Nach­fol­ger von Franz Ohnmacht und ab 1.10.1944 Lagerdekan, außerdem war er Blockschrei­ber. Am 10.4.1945 wurde er aus dem KZ Dachau entlas­sen. Im Selig­sprechungs­prozeß für Karl Leisner hat er 1982 als Zeuge ausgesagt.

Schelling

 

Kaplan Georg Schelling,
Altach (Vorarlberg) – Österr.

Altach, 28 Jänner 1947

Lieber Reinhold!
für Deinen lieben Brief herzlichen Dank! Zur Zeit erhalte ich manche Nachrichten von unseren Kameraden, gerade aus dem Rheinland und Westfalen. Hingegen habe ich noch nicht viel Kenntnisse über das Schicksal der einzelnen Sudetendeutschen und Schlesier. Mancherorts wurden schon Regiunkel [Zusammenkünfte von Dekanatsabteilungen] abgehalten. In Österreich sind wir noch nicht zusammengekommen, aber wir sind sonst in guter Verbindung miteinander. Eine sehr eindrucksvolle Zusammenkunft haben die tschechischen KZ-Priester in Prag gehabt, wo sie auch unter Führung ihres neuen Erzbischofs Beran[1] dem Staatspräsidenten [Edvard Beneš (1884–1948)] eine Aufwartung machten und ihm dabei auch Forderungen bezügl. der Behandlung kirchlicher Fragen stellten, dass die Zeitungen schreiben, noch niemand hätte sich getraut, so energisch aufzutreten … Dass Konaš[2] in das kommunistische Lage geraten ist und sich zu politischer Reklame missbrauchen lässt, dürfte Dir auch nicht bekannt sein. Ich las es in einer Zeitung. – Aus Frankreich (von Anneser[3]) erfahre ich, dass der polnische Kanoniker Korszynski[4], der von Dachau weg nach Paris, ging und dort die theologische Fortbildung der poln. Seminaristen in die Hand nahm[5] und vor einem halben Jahr nach Polen zurückgekehrt ist, zum Weihbischof von Wlozlawek bestimmt wurde. Von den franz. Theologen, so schreibt Anneser, seien Valentin[6] und Noisette[7] fest am Studium, die anderen hätten die Kraftprobe nicht bestanden. Lanique[8] ist Hausgeistlicher in der Nähe von Paris, aber so schwer herzkrank, dass er oft kaum zelebrieren könne. Dypong[9] ist Domkapitular in Luxemburg. – Von den Österreichern kann ich Dir berichten, dass die meisten wieder auf ihren alten Pfarreien sind. Steinkelderer[10] ist Caritasdirektor in Innsbruck (für Tirol). Just[11] und Wöss[12] haben ihrem Bischof ein paar Schwierigkeiten bereitet, doch jetzt ist der revolutionäre Rummel abgeklungen. Rieser[13] ist Kaplan in Raith bei Brixlegg/Tirol, wo er früher war. Lenz[14] wollte ein zweibändiges Werk über „Priester in Dachau“ schreiben. Der Provinzial [der Jesuiten] hat ihm aber die Weiterarbeit an diesem Buch verboten … Lenz hat bekanntlich immer Pech.[15] P. Otto Pies[16] ist in meiner Nähe. Er ist Rektor des Exerzitienhauses und Leiter des Ordensnoviziates in Feldkirch/Tisis.[17] Was soll ich Dir von mir berichten? Ich bin Kaplan in Altach, einer Gemeinde von 2000 Seelen. An Arbeit fehlt es nicht. Viel Zeit beansprucht die Schule. Das Schreiben habe ich auch nicht verlernt, doch an die Redaktion [des Vorarlberger Volksblattes] zurückkehren durfte ich gemäss den allgemeinen Weisungen der österr. Bischöfe nicht mehr. Gesundheitlich bin ich zufrieden, spüre aber, dass ich älter geworden bin!
Und nun zu Deinem Vorschlag einer Zusammenkunft. So wie die Verhältnisse heute sind, wird nicht viel unternommen werden können. Innerhalb eines Jahres kann sich ja noch manches ändern. Aber bitte zu bedenken: Es ist z. B. zur Zeit ausgeschlossen, dass wir Österreicher ins [Deutsche] Reich hinaus kommen können. Vielleicht, dass es dem einen oder anderen gelingt, einen Pass zu bekommen. Dann ist er aber ein weisser Rabe. Ausserdem sind Termine unberechenbar. Das gleiche gilt für Reisen ins übrige Ausland, also auch nach Rom. Zur Zeit völlig ausgeschlossen. Vielleicht, dass nach Abschluss eines Staatsvertrages die Lage besser wird, doch rechne ich damit, dass im Kalenderjahr 1947 noch keine endgültige Lösung zu erwarten ist. Zum Vorschlag, in Rom zusammenzukommen, ist zu sagen, dass eine solche Reise unter den heutigen Verhältnissen in Italien nicht durchführbar ist. Das Leben ist in Italien für den Ausländer so kostspielig, dass wir alle zusammen das Geld nicht aufbrächten. Allein schon die Bahn wäre unerschwinglich. Pies und Steinkelderer waren in Rom.[18] Doch keiner von beiden musste aus der eigenen Tasche zahlen. Verlockend wäre die Reise, besonders dann noch dazu, wenn man wie ich journalistische Nebenabsichten hätte. Wir hätten zwar schon einen Kameraden in Rom, der uns organisatorische Vorarbeiten leisten könnte, nämlich van Gestel[19]. Jedoch wollen wir die Rom-Pilgerfahrt im Auge behalten.[20] Die Idee wäre sehr gut. Sie wäre auch eine greifbare Widerlegung der gravamina [Auseinandersetzungen] von Kentenich[21]-Joos[22].[23]
Durch Lenz erhielt ich einmal ein Foto, darstellend: Dich, Pfannezlt[24] (inzwischen Prälat geworden), Lenz. Ich würde Dir gerne ein Foto von unserer Kapelle schicken, ich habe mir nämlich ein solches gerettet und vervielfältigt, jedoch ist es noch nicht gestattet, nach Deutschland Fotos zu schicken. Eines Tages wird es dann vielleicht möglich sein. Durch Anneser hat neulich auch Bischof Gabriel[25] in Clermont-Ferr. eines bekommen.
In caritate Christi [in der Liebe Christi] grüßt Dich und alle Münsteraner[26], bes. auch meinen Freund und langjährigen Spindgenossen Hermann St.[27]
der alte Schelling

[1] Dr. Josef Kardinal Beran (* 29.12.1888 in Pilsen/Plzeň/CZ, † 17.5.1969 in Rom, beigesetzt in der Krypta des Petersdomes) – Priesterweihe 10.6.1911 in Rom – Er kam wegen des Verkehrs mit rechtsfeindlichen Kreisen am 4.9.1942 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit. Er hat Bischof Gabriel Piguet bei der Prie­sterweihe von Karl Leisner assistiert. – Bischofs­weihe zum Erzbischof für das Erz­bi­stum Prag 8.12.1946 – Kar­dinal 1965 – Eröffnung des Selig­spre­chungsprozesses 2.4.1998
[2] František Konáš (* 1.2.1892 in Prag, † ?) – Priesterweihe am ? – Er kam wegen zu hoher Stolgebühren am 8.10.1942 ins KZ Theresienstadt, am 27.11.1942 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[3] Jules Annéser (* 27.10.1892 in Phalsbourg/Moselle/F, † ?) – Priesterweihe am ? – Er kam am 20.8.1944 ins KZ Natzweiler-Struthof/F, am 4.9.1944 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[4] Weihbischof Prof. Dr. Franciszek Salesy Korszyński (* 19.1.1893 in Ręczno/PL, † 3.11. 1962 in Otwock bei Warschau) – Priesterweihe 25.7.1915 in Leslau/Włocławek/PL – Er kam am 25.4.1941 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit. – Mitarbeiter am polni­schen Priesterseminar in Paris – Rückkehr nach Polen 2.5.1946 – Bischofs­weihe zum Weihbischof für das Bistum Włocławek 29.6.1946
[5] Vor allem aus Frankreich und Polen waren viele Seminaristen im KZ Dachau inhaftiert.
Am 29. Juli 1945 spendete Bischof Ka­rol Radonski von Włocławek, der aus Polen vertrieben und aus London angereist war, den polnischen Seminaristen aus dem KZ Dachau in der polnischen Kir­che St. Mariä Himmel­fahrt in Paris die Priesterweihe.
Die Weihekandidaten waren Leon Dan­kowski, Stanisław Dąbrowski, Tadeuz Karczewski, Boslesław Kurzawa, Stanisław Librowski, Marian Majda, Kazimierz Majdański, Franciszek Olczyk, Walery Przekop, Władys­ław Sarnikow, Józef Swiniarski und Antoni Warmuz.
Vor der Weihe hatten die Kandidaten ihre Exerzitien im französi­schen Diakonenseminar in der Rue de Regard in Paris gemacht. Fehlende Nie­dere Weihen und Subdiakonen- und Diako­nenweihe hatte man kurz­fristig vorher erteilt. (Auskunft von Zdzislaw Lipinski vom 18.5.2001, der bei der Weihe anwe­send war.)
[6] Raymond Valentin (* 6.10.1924 in La Petite-Raon/Vosges/F, † ?) – Priesterweihe am ? – Er kam als Student der Theologie wegen Widerstandes am 9.10.1944 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[7] Robert Noisette (* 12.5.1922 in Nancy/Meurthe-et-Moselle/F, † 2009) – Priesterweihe am ? – Er kam als Student der Theologie wegen Aufstandes am 30.8.1944 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[8] Prof. René Lanique (* 7.2.1893 in Metz/F, † ?) – Priesterweihe am ? – Er kam unschuldig wegen „Unsittlichkeit“ am 19.5.1943 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[9] Josef Dupong (* 4.6.1889 in Keispelt/L, † ?) – Priesterweihe am ? – Er kam wegen Predigten und Hirtenbriefen am 24.2.1942 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[10] Dr. phil. Josef Steinkelderer (* 20.12.1904 in Innsbruck/A, † 17.6.1972 ebd.) – Priester­weihe 26.8.1932 – Er kam wegen Erteilung von Religionsunterricht am 9.11.1939 ins KZ Sachsenhausen, am 14.12.1940 ins KZ Dachau und wurde am 28.3.1945 entlassen.
[11] Pater Konrad (Josef) Just SOCist (* 19.3.1902 in Hrušov/SK, † 22.10.1964 in Grama­stet­ten/A) – Eintritt bei den Zisterziensern – Priesterweihe 29.6.1926 in Linz/A – Er kam am 25.6.1938 wegen wilder Hetze gegen Volk, Führer und Reich ins KZ Dachau, am 27.9.1939 ins KZ Buchenwald, am 8.12.1940 erneut ins KZ Dachau und wurde auf dem Eva­ku­ierungsmarsch vom 26.4.1945 befreit.
[12] Franz Wöß (* 16.11.1880 in Aigen/A, † ?) – Priesterweihe am ? – Er kam wegen Verdacht auf Mordversuch und Gerede über KZ am 2.7.1938 ins KZ Dachau, wurde am 19.11.1938 entlassen, kam am 25.9.1941 erneut ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 be­freit.
[13] Nach Georg Schellings Entlassung am 10.4.1945 wurde Andreas Rieser Lagerkaplan/Lagerdechant. Es ist nicht bekannt, ob Andreas Rieser auch von Michael Kardinal von Faulhaber als Lagerdechant ernannt wurde.
Andreas Rieser (* 1.7.1908 in Dorfgastein/A, † 3.3.1966 in Bramberg/A) – Priesterweihe 10.7.1932 in Salz­burg/A – Er kam wegen verschiedener Dokumente gegen die NSDAP-Weltanschauung am 3.8.1938 ins KZ Dachau, am 27.9.1939 ins KZ Buchenwald, am 8.12.1940 erneut ins KZ Dachau und wurde auf dem Evakuierungsmarsch vom 26.4.1945 befreit.
Auf Befehl eines SS-Mannes wurde ihm während der Arbeit im KZ eine Dornen­krone aus Stacheldraht auf den Kopf gedrückt.
Papst Pius XII. in einer Rundfunkanspra­che am 2.6.1945:
Viele von diesen Priestern und Laien haben um ihres Glaubens und ihres Berufes wil­len unsägliche Leiden erduldet. In einem Falle ging der Haß der Gottlosen gegen Chri­stus so weit, daß sie an einem internierten Priester mit Stacheldraht die Geißelung und Dornenkrönung unseres Herrn nachgeäfft haben (Bischöfli­ches Ordinariat Berlin 1947: 59f.).
P. Johann Lenz:
Kaplan Rieser muß eines Tages in Dachau mit Stacheldraht arbeiten. „Na, wie war denn das mit der Dornenkrönung Christi?“ fragt plötzlich der wachhabende SS‑Posten. Nach seiner Antwort muß er eine Dornenkrone flechten. Eine Dornenkrone aus Sta­cheldraht. Der SS‑Mann drückt sie dem Priester aufs Haupt. Das Blut rinnt herab. Doch siehe, die erhaltenen Wunden eitern nicht! (Fattinger 1949: 343)
Richard Schneider aus Buchen am 22.2.1967 an Heinz Römer in Haardt:
Rieser nur Dornenkrönung, nicht Geißelung, auf dem Leichnam keine Spuren zu sehen.
[14] P. Johann Nepomuk Lenz (* 7.4.1902 in Graz/A, † 16.7.1985 in Vil­lach/A) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu 7.9.1923 – Prie­ster­weihe 26.7.1935 – Er kam als Dollfußanhänger und wegen seiner Reden gegen das Regime am 9.8.1940 ins KZ Da­chau und war dort, mit einer kurzen Unterbre­chung im KZ Maut­hausen und im KZ Gusen, bis zur Be­freiung am 29.4.1945. Die Gewährung seiner Bitte um Ent­lassung aus der Ge­sell­schaft Jesu zog sich aus ver­schiedenen Gründen von 1940 bis zum 24.4.1950 hin. Am 23.6.1950 kam er ins Novi­ziat der Kalasantiner und legte am 25.6.1951 Ewige Profeß ab. Im August 1954 trat er aus der Gemein­schaft aus, um Welt­priester zu werden, aber keine Di­özese konnte ihn recht verwenden. Er be­hielt den Titel Pa­ter für sich persönlich bei. Zuletzt wirkte er als Ein­seg­nungsprie­ster in der Erzdiözese Wien. Ab Früh­jahr 1979 lebte er bei einer befreundeten Arztfamilie in Vil­lach. In seiner Todesanzeige heißt es: „Pater Johannes Maria Lenz, Ordenspriester und ka­tholi­scher Schriftstel­ler“; das Direkto­rium der Erzdi­özese Wien ge­denkt sei­nes Todes mit dem Vermerk „P. Jo­hannes M. Lenz, Ein­segnungspriester i. R.“.
[15] Vermutlich handelt es sich um eine Vorarbeit für folgende Veröffentlichung:
lenzLenz, Johann
Christus in Dachau oder Christus der Sieger. Ein religiöses Volksbuch und ein kirchen­geschichtliches Zeugnis (mit 100 Bildern). Für Priester und Volk, Wien 11956, 61957, 101974
Die 7. und 8. Auflage sind um die Listen, Statistiken und Chroniken der früheren Aufla­gen gekürzt.

 

 

 

 

[16] Pater Dr. Johannes Otto Pies SJ (* 26.4.1901 in Arenberg bei Koblenz, † 1.7.1960 in Mainz) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu 14.4.1920 – Priesterweihe 27.8.1930 – Am 31.5.1941 wurde er wegen eines Protestes gegen die Klosteraufhebung von der Gestapo verhaftet. Am 2.8.1941 brachte man ihn aus dem Gefängnis in Dresden ins KZ Dachau und am 27.3.1945 wurde er ohne Angabe des Grundes und ohne Be­dingung entlassen. Bereits im KZ und auch nach seiner Entlassung setzte er sich unermüdlich für Karl Leisner ein. Ohne ihn wäre es vermutlich nicht zur Priesterweihe im KZ gekommen.
[17] Sitz eines Noviziates u. Exerzitien­hauses der deut­­schen Jesuiten – Errichtung 1894–1896 – unter Druck der National­sozialisten zwangs­weiser Verkauf des Kollegs „Stella Matutina“ u. Vermietung des Exerzitienhauses u. No­viziates im Dezember 1941 für die Dauer des Krieges
[18] Im Herbst 1946 hatte Otto Pies eine Audienz bei Papst Pius XII. in Rom.
Bernhard Hapig:
Zu meiner großen Freude traf ich in Rom mit P. Pies zusammen, der dort seinen Freund aus der Dachauer Zeit, P. van Gestel, unseren jetzigen Assistenten, wieder­sah. […]
Am Dienstag [17.9.1946] empfing uns der Heilige Vater in Castel Gan­dolfo, wohin wir mit Autobussen fuhren, in feierlicher, fast zweistündiger Audienz. (Hapig, Bernhard: Bericht über die Romreise, in: Mitteilungen aus den Deutschen Provin­zen der Gesell­schaft Jesu, 16. Band, Nr. 110–112, 1946–1948, S. 341–347, hier 343)
[19] Pater Dr. Petrus van Gestel SJ (* 10.7.1897 in Woensel/NL, † 6.10.1972 in Rom) – Ein­tritt in die Gesellschaft Jesu 26.9.1916 – Priesterweihe 15.8.1928 – Letzte Ge­lübde 2.2.1934 – Er kam am 27.3.1942 wegen Verbreitung bi­schöflicher Schreiben und Predig­ten ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit. – Rektor des Jesui­ten­kolle­giums in Maastricht/NL – deutscher Assistent des Generals in Rom 1946–1965
[20] Sie fand 1965 statt.
[21] Pater Joseph Kentenich SAC (* 16.11.1885 in Gymnich bei Köln, † 15.9.1968 in Vallen­dar-Schönstatt) – Eintritt ins Noviziat der Pallottiner 1904 – Priesterweihe 8.7.1910 in Lim­burg – Spiritual im Studienheim der Pallottiner in Schönstatt 1912–1919 – Er gründete die Schönstatt-Bewegung, kam am 13.3.1942 ins KZ Dachau und wurde am 6.4.1945 ent­las­sen. 1965 trat er aus der Gemein­schaft der Pallottiner aus und wurde im Bistum Münster inkardiniert.
[22] Joseph Joos (* 13.11.1878 in Wintzenheim im El­saß/Haut-Rhin/F, † 11.3.1965 in St. Gal­len/CH) – Sozialpolitiker u. Publizist – Leiter der Westdeutschen Arbeiter­zeitung (WAZ) 1903 – Mit­glied der Nationalversammlung 1919 u. des Reichstages als Zentrumsab­geord­neter 1920–1933 – Er wurde 1940 in Köln verhaftet, war von 1941–1945 im KZ Dachau im „Ehrenbunker“ unterge­bracht und wurde am 4.5.1945 von den Amerikanern auf der Eva­ku­ierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südti­rol in Niederdorf/Villabassa/I be­freit.
[23] P. Otto Pies SJ:
Eine Art Arkandisziplin zwang zu mög­li­cher Tarnung; so war es möglich, daß nachträglich die Verleumdung aus­gestreut wurde, die Dachauer Priester hätten ihre priesterliche Pflicht nicht erfüllt und Kranke, Sterbende und andere Notleidende ohne priesterlichen Beistand gelas­sen. In Wirklichkeit war der apostolische Eifer ausnahms­los groß und fand reiche Möglich­keiten (Pies, Otto: Stephanus heute. Karl Leisner. Prie­ster und Opfer, Kevelaer: Butzon & Bercker 1950: 128).
P. Joseph Kentenich SAC und Joseph Joos wurden später zu Unrecht beschuldigt, Ge­rüchte über Pflichtverletzungen der Priester in die Welt gesetzt zu haben.
s. Joos, Joseph: Religion und kirchliche Seel­sorge im K. L. Beobachtungen, Eindrücke und Erfah­rungen. Dachau. SS und Religion. Einstellung der Gefangenen. Priesterle­ben im K. L. Laien­gespräche über Kirche und Priester von Morgen, o. J., (Typoskript)
[24] Prälat Friedrich Pfanzelt (* 24.8.1881 in Moosen an der Vils, † 8.9.1958) – Priesterweihe 29.6.1907 – Pfarrer in Dachau St. Jakob 30.5.1930 – Stadtpfarrer 1933 – Geistlicher Rat 1941 – De­kan 1942 – Päpst­licher Hausprälat 1946 – Ehrenbürger von Dachau 1955 – Ab April 1933 hielt er im Auftrag von Michael Kardinal von Faulhaber unter schwierigsten Bedingun­gen regel­mä­ßig Gottes­dienste im KZ. Doch schon bald zogen die maßgebli­ch Verantwortlichen die Sache so ins Lä­cherliche, daß es nicht mehr möglich war, weitere Gottesdienste zu feiern. Vom Pfarrhof aus initiierte er vielfäl­tige Hilfe für die Häftlinge.
[25] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Cler­mont (* 24.2.1887 in Ma­con-sur-Saône/Saône-et-Loire/F, † 3.7.1952) – Priesterweihe 2.7.1910 in Paris (St. Sul­pice) – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire 27.2.1934 – Bischof von Clermont 11.3.1934 – Ob­wohl Ver­ehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich wäh­rend der deut­schen Besatzung (1940–1944) den Na­tional­so­zialisten. Er wurde am 28.5.1944 ver­haf­tet, kam über das Ge­fäng­nis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzwei­ler-Struthof am 6.9.1944 ins KZ Da­chau und wurde am 4.5.1945 befreit.
[26] Siehe Link
[27]
   Hermann Stammschröer (* 7.2.1890 in Wadersloh, † 7.10.1957) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1909 – Priesterweihe 15.8.1913 in Mün­ster – Er kam wegen Predigt gegen Klosteraufhebungen am 10.10.1941 ins KZ Dachau und wurde am 10.4.1945 entlassen. – Pfarrdechant in Beckum St. Stephanus 1946–1951 – anschließend Pfarrdechant i. R. ebd.

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