Reinhold Friedrichs‘ bedeutsame Priesterpersönlichkeit vor allem im KZ Dachau manifestiert sich in seinen eigenen Berichten sowie in Mitteilungen von Zeitzeugen, insbesondere in zahlreichen Zeugnissen von überlebenden KZ-Häftlingen.
Sommer 1944
KZ-Priester Hermann Scheipers[1] berichtete, im Sommer 1944 habe Reinhold Friedrichs ihm gesagt:
„Hermann, wir müssen beten, daß mal ein Bischof hier eingesperrt wird, damit der arme Karl zu seiner Priesterweihe kommt.“[2]
[1] Prälat Hermann Scheipers (* 24.7.1913 in Ochtrup; † 2.6.2016 ebd.) – Theologiestudium in Münster 1932–1936 – Wechsel ins Priesterseminar des Bistums Meißen in Schmochtitz bei Bautzen 1936 – Priesterweihe 1.8.1937 in Bautzen – Kaplan in Hubertusburg 1937–1941 – Er kam am 28.3.1941 wegen Polenseelsorge ins KZ Dachau und entfloh auf dem Evakuierungsmarsch vom 26.4.1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er in der ehemaligen DDR, ab 1983 lebte er in Ochtrup. 2003 erhielten er und seine Zwillingsschwester Anna das Bundesverdienstkreuz am Bande wegen ihres unerschrockenen Einsatzes für Menschenwürde. 2012 erhielt er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und am 26.2.2013 zeichnete ihn Konsul Jan Sobczak, Leiter des polnischen Generalkonsulats in Köln, in Ochtrup mit dem Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen aus. Im Seligsprechungsprozeß 1981 und Martyrerprozeß 1990 für Karl Leisner hat er als Zeuge ausgesagt.
[2] Predigt vom 17.12.1994 im Karmel Heilig Blut in Dachau
Reinhold Friedrichs
Oft haben wir Priesterhäftlinge untereinander den Wunsch ausgesprochen: „Wenn doch auch ein katholischer Bischof nach Dachau käme!“ Dann könnte Karls Herzenswunsch in Erfüllung gehen, er könnte zum Priester geweiht werden![1] Welch ein Erlebnis müßte das sein im KZ![2]
[1] Unter den KZlern waren damals der orthodoxe Erzbischof Antonin Vrabec aus Prag und der orthodoxe Bischof und Patriarch Doschitsch Gavril aus Belgrad.
[2] Friedrichs, Reinhold: Priesterweihe in Dachau. In: Hofmann, Konrad / Schneider, Reinhold / Wolf, Erik: Sieger in Fesseln. Das christliche Deutschland 1933–1945, Freiburg/Br. 1947: 32–38 hier 34 (zit. Friedrichs 1947)
s. auch: Auszüge des Artikels in: Münchener Katholische Kirchenzeitung, Nr. 26, 27.6.1948
P. Josef Fischer SAC[1]
9.12.1944. [Der spätere] Domkapitular Friedrichs aus Münster wird Blockältester.[2]
[1] Pater Josef Simon Fischer SAC, Deckname im KZ: Simon (* 5.12.1904 in Eberbach im Rheingau, † 13.6.1978 in Koblenz-Pfaffendorf) – Gymnasiast in Limburg, Neuwied u. Schönstatt – Eintritt ins Noviziat der norddeutschen Pallottiner 1923 – Priesterweihe 2.7.1929 in Limburg – Kaplan im Bistum Limburg 1930–1932 – Jungmännerseelsorger im Bistum Limburg 1932–1933 – Tätigkeit in Schönstatt 1933–1940 – Er wurde am 1.3.1940 zum ersten Mal von der Gestapo verhaftet, aufgrund von Differenzen mit der HJ am 18.4.1941 erneut verhaftet und am 6.6.1941 ins KZ Dachau eingeliefert. Dort war er enger Mitarbeiter von P. Joseph Kentenich SAC. Am 29.4.1945 wurde er befreit. Ab 1961 war er Priester im Bistum Fulda. 1966 trat er dem Säkularinstitut der Schönstattpatres bei.
[2] Fischer, Josef: Dokumentation über den Gründer Schönstatts [P. Joseph Kentenich SAC] und die Schönstattgemeinschaften im KZ Dachau 1941–1945, 3 Bde., (Typoskript um 1964, Kopie; Original im Priesterhaus Berg Moriah, Simmern Ww.) (zit. Fischer 1964 Bd.) 1964, hier Bd. III: 223
Ferdinand Maurath[1]
Der letzte Blockälteste wurde zu unserer großen Freude einer von uns: Reinhold Friedrichs, der uns schon 1944 die Fastenpredigten hielt, ein frommer Priester aus Münster i. W., zugleich Garnisonspfarrer der Polizeischule und ehemals Heerespfarrer im Majorsrang, nachdem die polnischen Mitbrüder schon lang ihren eigenen Blockältesten hatten.[2]
[1] Geistlicher Rat Ferdinand Maurath (* 28.6.1908 in Bühl/Baden, † 5.7.1993) – Priesterweihe 30.4.1933 in Freiburg/St. Peter – Er kam wegen Sendung von Bibeln an Soldaten am 2.8.1941 ins KZ Dachau, war dort ab 1943 als Hilfspfleger im Krankenrevier, Block 7/2, tätig, wobei ihm sein früheres Medizinstudium zugute kam, und wurde am 9.4.1945 entlassen. Vor der KZ-Zeit hat er vermutlich Exerzitien bei P. Otto Pies SJ gemacht. Im Martyrerprozeß für Karl Leisner hat er 1990 als Zeuge ausgesagt.
[2] Bericht von Ferdinand Maurath, Pfarrvikar. In: Freiburger Diözesan-Archiv 1970: 125–153, hier 149f.
Reinhold Friedrichs setzte sich anläßlich der Priesterweihe Karl Leisners verschiedentlich ein.
Br. Raphael Tijhuis OCarm[1]
Als alles Notwendige fertig war, näherte sich der Weihetag, Sonntag Gaudete (Dritter Adventssonntag 1944). Gesehen die groß Schwäche des Primizianten, wurde eine Reglung getroffen, wer bei der Priesterweihe zugegensein dürfte, denn jeder fühlte an, daß unmöglich alle in die Kapelle einen Platz finden konnten, und außerdem würde bei einen stark gefüllten Gebetsraum bald die Luft derart verbraucht sein, daß das den kranken Karl schlecht bekommen würde. Unser damaliger „Blockvater“ Reinhold Friedrichs fand – in Einverständniss mit alle anderen Blockbewohner eine vernünftige Lösung, und zwar: jenen die Karl gekannt hatten in den ersten Jahren, daß er in Dachau war (das war ungefähr bis der Häftlingsnummer 30.000) dürften bei der Weihe anwesend sein, alle anderen (mit eine Nummer über die 30.000) sollten Zeuge seiner Primiz sein dürfen. Allen waren damit einverstanden. Eine Ausnahme wurde gemacht für die Brüder und die Kleriker [Seminaristen], die nie oder noch nicht am Altare gestanden hatten, dürften bei beide Zeremonien anwesend sein. So hatte auch ich das Glück bei beiden unvergeßlichen Feier zu sein![2]
[1] Bruder Raphael (Rafael, Bernardus Antonius) Tijhuis OCarm (* 10.10.1913 in Rijssen/NL, † 5.6.1981 in Mainz, beigesetzt in Zenderen/NL) – Eintritt bei den Karmeliten 1932 in Boxmeer/NL – Profeß 30.8.1933 – ab 1933 wohnhaft in Mainz – Er kam am 25.7.1940 ins Gefängnis, am 13.3.1942 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit. Er gestaltete zu Karl Leisners Priesterweihe die Weiheurkunde, ein Primizbild und eine Glückwunschkarte. Ab 1947 lebte er in Rom, ab 1956 in ’s-Hertogenbosch/NL und ab 1980 in Mainz. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1977 als Zeuge ausgesagt.
[2] Tijhuis, Raphael: In der Hölle geschah ein Wunder! Bericht vom 25.6.1977, (Typoskript) 1977: 2
Verlauf der Priesterweihe
P. Otto Pies SJ[1]
In der benachbarten Stube wurde Karl mit der weißen Albe und den Gewändern des Diakons bekleidet. Nun trug er über der Häftlingskleidung die weiße Albe, auf dem linken Arm das zusammengefaltete Meßgewand, in der rechten [Hand] die brennende Kerze. Der Bischof hatte inzwischen auch schon die für diese Feier heimlich hergestellten bischöflichen Gewänder angelegt. Unter dem Ornat schauten die Sträflingshosen hervor. […]
Dem Kirchenfürsten folgte bleich und erwartungsvoll der junge Diakon an den Altar, von dem Blockältesten [dem späteren] Domkapitular Reinhold Friedrichs, dem Lagerdekan Georg Schelling[2], den Ministranten und Freunden begleitet. Es war ein erschütterndes Bild.[3]
[1] Pater Dr. Johannes Otto Pies SJ (* 26.4.1901 in Arenberg bei Koblenz, † 1.7.1960 in Mainz) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu 14.4.1920 – Priesterweihe 27.8.1930 – Am 31.5.1941 wurde er wegen eines Protestes gegen die Klosteraufhebung von der Gestapo verhaftet. Am 2.8.1941 brachte man ihn aus dem Gefängnis in Dresden ins KZ Dachau. Dort teilte er sich einen Spind mit Karl Leisner und kümmerte sich intensiv um den jungen Diakon. Von P. Otto Pies’ SJ zahlreichen Veröffentlichungen sind die Biographie „Stephanus heute“ über Karl Leisner und das Gebetbuch „Im Herrn“ die bekanntesten.
[2] Georg Schelling (* als Sohn eines Bergbauern 26.9.1906 in Buch bei Bregenz/A, † 8.12. 1981 in Nenzing/A) – Priesterweihe 29.6.1930 in Innsbruck/A – 1934 wurde er mit der Redaktion des Vorarlberger Volksblattes betraut und auf Grund dessen am 21.3.1938 verhaftet. Er kam am 31.5.1938 ins KZ Dachau und dort in die Strafkompanie. Am 27.9.1939 kam er ins KZ Buchenwald und dort ebenfalls in die Strafkompanie. Am 8.12.1940 kam er erneut ins KZ Dachau und wurde dort am 16.(17.)3.1943 dritter Lagerkaplan als Nachfolger von Franz Ohnmacht und ab 1.10.1944 Lagerdekan, außerdem war er Blockschreiber. Am 10.4.1945 wurde er aus dem KZ Dachau entlassen. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1982 als Zeuge ausgesagt.
[3] Pies, Otto: Stephanus heute. Karl Leisner. Priester und Opfer, Kevelaer: Butzon & Bercker 1950: 68f.
Johannes Sonnenschein[1]
Voran Meßdiener, Zeremoniar [Johannes Sonnenschein], der Blockälteste [Reinhold Friedrichs] – alles Priester der Diözese Münster –, der Lagerdekan [Georg Schelling] – ein österreichischer Confrater –, der Diakon [Karl Leisner], welcher in der rechten Hand eine brennende Kerze trägt und auf dem linken Arm ein zusammengefaltetes Meßgewand hält. Den Abschluß bildet der französische Bischof Gabriel Piguet[2], angetan mit bischöflichem Ornat und allen entsprechenden Insignien.[3]
[1] Johannes Sonnenschein (* 30.5.1912 in Bocholt, † 31.8.2003 in Ahaus) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1931 – Priesterweihe 19.12.1936 in Münster – Kaplan in Ahlen St. Josef 29.2.1940 – Dort wurde er am 8.3.1942 verhaftet und kam über die Gefängnisse in Ahlen und Münster wegen Jugendseelsorge und Verbreitung des Möldersbriefes am 29.5.1942 ins KZ Dachau. Am 9.4.1945 wurde er entlassen. – Kaplan in Emsdetten Herz Jesu 1946–1951 – Pfarrer in Borghorst St. Nikomedes 1958–1970 – Dechant im Dekanat Borghorst 1959 – Pfarrer in Dülmen (Merfeld) St. Antonius 1970–1991 (als Pfarrer em. Pfarrverwalter 1987) – Von 1991 bis zu seinem Tod lebte er als Pfarrer em. in Ahaus. Im Seligsprechungsprozeß 1981 und Martyrerprozeß 1990 für Karl Leisner hat er als Zeuge ausgesagt.
[2] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Clermont (* 24.2.1887 in Macon-sur-Saône/Saône-et-Loire/F, † 3.7.1952) – Priesterweihe 2.7.1910 in Paris (St. Sulpice) – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire 27.2.1934) – Bischof von Clermont 11.3.1934 – Obwohl Verehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich während der deutschen Besatzung (1940–1944) den Nationalsozialisten. Er wurde am 28.5.1944 verhaftet und kam über das Gefängnis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzweiler-Struthof am 6.9.1944 ins KZ Dachau und wurde am 4.5.1945 befreit.
[3] Sonnenschein, Johannes: Die Priesterweihe Karl Leisners im KZ Dachau, (Typoskript) 1994: 1
Der Erzdiakon Reinhold Friedrichs stellt den Weihekandidaten dem Bischof vor:
Reverendissime Pater, postulat sancta mater Ecclesia catholica, ut hos praesentes Diaconos ad onus Presbyterii ordinetis.
[Hochwürdigster Vater! Die heilige Mutter, die katholische Kirche begehrt, daß du diesen gegenwärtigen Diakon zur Bürde des Priestertums weihest.]
Reinhold Friedrichs
Karl Leisner sitzt auf einem Holzschemel. Ganz nahe bei ihm stehen die dreißig Priester aus der Diözese Münster, die damals noch lebten. Einzeln legen sie ihm nach dem Bischof schweigend in ihrem Zuchthäusleraufzug die Hände auf. Alle andern Priesterhäftlinge strecken gemeinsam die Arme aus.[1]
[1] Friedrichs 1947: 36f.
Weiheurkunde
Weiheurkunde-1
Gabriel Emmanuel Josef Piguet
Dei gratia et auctoritate Sanctae Sedis
Episcopus Claramontensis
+
Notum facimus per has praesentes litteras
Nos ex licentia Ordinarii loci
Sacram Ordinationem Presbyteratus contulisse
Rev. Domino Carolo Leisner
Diacono dioecesis Monasteriensis, rite dimisso, in aedibus oratorii
castrorum captivorum in Dachau
die decima septima Decembris
anno milesimo nongentesimo quadragesimo quarto
Datum in Dachau eadem die
Ex mandato
Excellmi ac Revmi Di Di
† Gabriel, Bischof von Clermont
G. Schelling Friedrichs
[Gabriel Emmanuel Josef Piguet
Durch Gottes Gnade und des Heiligen Stuhles Autorität Bischof von Clermont
+
Durch diese Urkunde machen wir kund, daß wir mit Erlaubnis des Ortsbischofs die heilige Priesterweihe erteilt haben dem Ehrwürdigen Herrn Karl Leisner, dem Diakon der Diözese Münster, der regelrecht mir uns überwiesen wurde, in der Kapelle des Konzentrationslagers in Dachau am 17. Dezember 1944
Gegeben in Dachau am selben Tage
† Gabriel
Bischof von Clermont
Im Auftrage
G. Schelling Friedrichs]
30 Priester aus der Diözese Münster haben einen Glückwunschzettel in lateinischer Sprache unterschrieben:
Gratulation
[Karl Leisner, der im sechsten Jahr seiner Gefangenschaft in Dachau unter Anstrengung zum Priester geweiht wurde, gratulieren auch seine mitgefangenen 30 Mitbrüder aus den Söhnen des heiligen Ludgerus.
Dachau, am Sonntag Gaudete 1944]
Auf einer Glückwunschkarte mit einem allgemeinen Bischofswappen und dem Wahlspruch des Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen: „Nec laudibus nec timore – Weder für Lob noch aus Furcht“ steht folgender Text:
Muensteraner
[Zum Gedenken an Deine Mitbrüder aus der Diözese Münster, die am Tage Deiner Priesterweihe in Dachau zugegen waren.]
Es folgen die Namen der Weltpriester aus dem Bistum Münster:
Bornefeld Antonius, Fresenborg Henricus, Friedrichs Reinoldus, Helmus Joseph, Hennen Henricus, Hürfeld Bernardus, Klumpe Joannes, Kötter Henricus, Mertens Matthias, Meyer Joseph, Meyer Guilelmus, Reukes Joseph, Schmedding Laurentius, Sonnenschein Joannes, Stammschröer Hermann, Weber Guilelmus, Wessing Augustus,
die Namen der Ordenspriester aus dem Bistum Münster:
Averesch Joseph, Averberg Theodorus, Dabeck Franziscus, Hessing Henricus, Krähenheide Antonius, Rehling Engelbertus, Schumann Aemilianus, Schwake Theodorus,
und die Namen der mit Münster verbundenen Priester:
Rindermann Joannes, Scheipers Hermann, Selhorst Henricus und Statniczuk Guilelmus.
Heinrich Portmann[1] erwähnt in seinen Tagebüchern im Zusammenhang mit anderen im KZ Dachau inhaftierten Priestern des Bistums Münster auch Reinhold Friedrichs:
[1] Prälat Dr. iur. can. Heinrich Portmann (* 5.10.1905 in Bockum-Hövel, † 30.4.1961 in Münster) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1926 – Priesterweihe 19.12.1931 in Münster – Geheimsekretär u. Kaplan in Münster bei den Bischöfen Clemens August Graf von Galen u. Michael Keller 17.11.1938 bis 14.4.1949
Tagebuch II, Mittwoch, 12.11.1941
Oenning
Gestern ist Kaplan Önning[1], Duisburg, der schon im KZ Dachau war[,] vom Sondergericht Duisburg zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt worden; er erzählte gegenüber [Domkapitular Dr. Wilhelm] van de Loo, die Münsterschen Priester Friedrichs, [Joseph] Reukes (Gronau), Leisner fühlten sich wohl – schwere körperl. Arbeit brauchten sie nicht zu leisten. – “
[1] Heinrich Oenning (* 3.4.1904 in Weseke, † 12.11.1977) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1924 – Priesterweihe 22.12.1928 in Münster – Kaplan in Duisburg-Wanheimerort St. Michael – Er kam am 22.8.1941 ins KZ Dachau, wurde am 18.10.1941 rücküberstellt an das Sondergericht Düsseldorf und zu 8 Monaten Haft unter Anrechung der Untersuchungs- und Schutzhaft verurteilt. Am 13.1.1942 wurde er entlassen und anschließend zur Wehrmacht eingezogen.
Reinhold Friedrichs[1]
[1] Friedrichs 1947: 32–38
Sieger
Am Stephanstage, am Tage der Primiz, kam dann die zweite Hälfte der Priesterhäftlinge dazu, um auch an dieser Feier teilzunehmen, bei der wohl kaum einer die Tränen unterdrücken konnte.[1]
[1] Friedrichs 1947: 36
Reinhold Friedrichs
Auf der Stube 3 unseres Blockes, auf der er früher beheimatet war, gab es zum Abschluß ein kleines Frühstück. Die Mitbrüder hatten hierzu Gaben aus ihren Paketen gestiftet und bedienten nun Bischof und Neugeweihten. Es war eine wirkliche Agape, ein heiliges Liebesmahl.[1]
[1] Friedrichs 1947: 37
* * * * *
Im Nachlaß von Karl Leisners Bruder Willi fand sich die Kopie einer „Weiheurkunde“ vom 13. Februar 1945. Unter den Unterschriften der Personen, die im KZ Dachau eine kirchliche Führungsposition besaßen, erscheint auch Reinhold Friedrichs.
Weiheurkunde_WLeisner-1
Eminenz Herrn Michael Kardinal von Faulhaber, Erzbischof von München und Freising.
Am Sonntag Gaudete im Advent im Jahre des Heils 1944 hat in der Kapelle des Lagers Dachau im [sonntäglichen] Hochamt Exzellenz Herr Gabriel Piguet, durch Gottes und des Apostolischen Stuhles Gnade Bischof von Clermont in Frankreich, dem Diakon Karl Leisner, der von seinem Bischof rechtmäßig aus dem Bistum Münster entlassen worden war, die Heilige Priesterweihe gespendet. Wir waren Zeugen dieser heiligen Weihe: und dieses bestätigen wir vor Gott.
Dachau, den 13. Februar 1945:
Georg Schelling, Lagerdekan[1], Kaplan in Bregenz, Apostolischer Administrator in Innsbruck-Feldkirch
León de Coninck, Lagerspiritual, Superior S.J., Belgien[2]
Reinhold Friedrichs, Religionslehrer, Münster
[1] Georg Schelling war am 1.10.1944 offiziell vom Erzbistum München und Freising zum Lagerdekan für das KZ Dachau ernannt worden.
[2] Pater Léon de Coninck SJ (* 10.1.1889 in Antwerpen/B, † 4.11.1956, beigesetzt in Brüssel) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu in Drongen/Tronchiennes/B 23.9.1905 – Priesterweihe 18.12.1920 in Löwen/B – Universitätsprofessor für Pastoraltheologie an der Universität in Löwen – Mehrsprachig und mit seiner großen Bandbreite an Wissen galt er gleichzeitig als Poet und Redner. Er kam wegen einer Predigt über den „Mythus des 20. Jahrhunderts“ am 19.6.1942 ins KZ Dachau, wurde 1944 Superior der dort inhaftierten Jesuiten und am 29.4.1945 befreit.
Fotos und Urkunden IKLK-Archiv