Reinhold Friedrichs‘ bedeutsame Priesterpersönlichkeit vor allem im KZ Dachau manifestiert sich in seinen eigenen Berichten sowie in Mitteilungen von Zeitzeugen, insbesondere in zahlreichen Zeugnissen von überlebenden KZ-Häftlingen.
Erklärung von Bischof Gabriel Piguet[1] am 5. April 1948 in Rom über Reinhold Friedrichs
Ich versichere, daß dieser deutsche Priester sich allen deportierten Priestern gegenüber immer sehr gut verhalten hat.
[1] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Clermont (* 24.2.1887 in Macon-sur-Saône/Saône-et-Loire/F, † 3.7.1952) – Studium bei den Jesuiten in Villefranche-sur-Saône/ Rhône/F – Priesterweihe 2.7.1910 in Paris (St. Sulpice) – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire/F 27.2.1934 – Wahlspruch „Veritatem in caritate – Wahrhaftig in der Liebe“ (Eph 4,15) – Bischof von Clermont 11.3.1934 – Obwohl Verehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich während der deutschen Besatzung (1940–1944) den Nationalsozialisten. Am 28.5.1944 (Pfingstfest) wurde er in Clermont-Ferrand/Puy-de-Dôme/F nach dem Pontifikalamt im Bischofskleid von der Gestapo verhaftet und kam über das Gefängnis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzweiler-Struthof/F am 6.9.1944 ins KZ Dachau und dort am 25.9.1944 auf Block 26. Am 17.12.1944 weihte er den deutschen Diakon Karl Leisner in der Lagerkapelle zum Priester. Am 22.1.1945 kam er in den „Ehrenbunker“ und wurde am 4.5.1945 von den Amerikanern auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit. Am 22.6.2001 verlieh ihm Yad Vashem postum den Titel „Gerechter unter den Völkern“, da er während des Zweiten Weltkrieges jüdische Kinder gerettet hatte.
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Brief von Bischof Gabriel Piguet vom 19. Oktober 1948 aus Clermont-Ferrand an Reinhold Friedrichs
Danke für Ihren Brief vom letzten Monat. Ich hätte mich gefreut, Sie in Köln zu treffen, wo ich das Glück hatte, Ihren Hochwürdigsten Herrn Bischof [Michael Keller[1]] zu sehen. Ich habe ihn gebeten, Ihnen mein liebevolles und treues Gedenken zu überbringen, und ich stelle fest, daß er es getan hat. Ich würde mich freuen, Sie und die anderen Gefährten unseres Blocks 26 von Dachau eines Tages wiederzusehen; die Umstände werden es uns sicherlich erlauben […]. Überbringen Sie, verehrter Herr Domkapitular, meinen Gruß den Priestern in Ihrer Umgebung, die ich im Konzentrationslager kennengelernt habe, und seien Sie selbst meines stets sehr herzlichen und freundlichen Gedenkens versichert.[2]
[1] Bischof Dr. theol. Michael Keller (* 16.2.1896 in Siegen, † 7.11.1961 in Münster) – Priesterweihe 6.11.1921 – Regens in Osnabrück 1939, zuvor Subregens u. Spiritual – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Münster 28.10.1947
[2] Seeger, Hans-Karl / Latzel, Gabriele (Hgg.): Karl Leisner. Priesterweihe und Primiz im KZ Dachau, Münster 12004, Berlin 2. erweiterte Auflage 2006: 166
Fotos und Urkunden IKLK-Archiv