Der Kunsthistoriker Prof. Dr. phil. Wilfried Hansmann hat das Buch von Werner Stalder, dem ehemaligen Pressesprecher des IKLK, besprochen.
Rezension
„Mein ‚gestaldertes‘ Leben“. Zusammen mit diesem Titel, der augenzwinkernd Name und Tätigkeit umspielt, nimmt schon das Bildnis des lebensfroh lachenden Werner Stalder auf dem Einband seiner Autobiografie für ihn gefangen. Schlägt man die Lebenschronik auf, so taucht man auf unerwartete Weise ein in „77 bewegende Jahre“ des Mitarbeiters bei der Rheinischen Post und langjährigen Pressesprechers des Internationalen Karl-Leisner-Kreises: Etwa 300 Fotografien aus Kindertagen bis zur Goldhochzeit lassen zuerst das Auge an oft beneidenswerten Lebensstationen und Begebenheiten teilnehmen. Die Erwartung bei der Bildbetrachtung auf anekdotenreiches Lesevergnügen wird in den acht nach Jahresabschnitten untergliederten Kapiteln nicht enttäuscht.
Auf nahezu 300 Seiten erinnert sich der in Kleve geborene Werner Stalder an seine Kindheit, an die Zeit der Evakuierung während des Zweiten Weltkriegs, an die Schule und an die Berufsjahre im Leder- und Möbelhandel. Prägend für den Autor sind seine Aktivitäten in der Katholischen Jugend, im kirchlichen Dienst, in der St. Johannes-Bruderschaft seines Wohnortes Kranenburg-Nütterden und im Sport. Bei aller Fülle an Ereignisschilderungen kommt zweierlei nicht zu kurz: das Leben und die Geborgenheit in der Familie sowie die jahrzehntelange Verbindung mit der argentinischen Diözese Añatuya. Ihren Menschen und ihren Bischöfen ist der Verfasser herzlich zugetan, er besucht sie mehrmals und unterstützt sie unermüdlich durch Hilfsaktionen. Unvergesslich die zahlreichen Pilgerfahrten nach Rom mit Papstbegegnungen und andere Reisen im In- und Ausland, wobei immer wieder Freundschaften entstehen.
Als einen Höhepunkt in seiner Tätigkeit als Pressesprecher des Internationalen Karl-Leisner-Kreises schildert Werner Stalder eingehend die Seligsprechung von Karl Leisner durch Papst Johannes Paul II. im Berliner Olympiastadion und wie er die Vorgeschichte dazu erlebt. Als Geschenk der Diözese Münster überreicht er dem Papst einen Steigerstab in Anspielung auf dessen Zwangsarbeit im Bergbau während der Kriegswirren.
Im Leben des Siebenundsiebzigjährigen sind Begegnungen mit Persönlichkeiten aus Kirche und Politik herausragende Ereignisse; geradezu spektakulär seine Zusammenkünfte mit den Päpsten Paul VI., Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus in Rom. Wohl selten hat ein Rombesucher im Rahmen einer Audienz so viele Male mit den Päpsten sprechen können wie Werner Stalder.
Papst Paul VI. bittet ihn im Hinblick auf die damaligen Unruhen in der katholischen Kirche der Niederlande nach dem Konzil: „Beten Sie für die Kirche in Holland, es ist meine große Sorge.“ Das Buch zeigt mehrere Fotografien mit Papst Johannes Paul II., dem Werner Stalder – wie allen Päpsten – eine Gabe überreicht. Bei der letzten Audienz kurze Zeit vor dem Tod des schwer erkrankten Papstes bittet Werner Stalder ihn um den Segen für die Familien: „Da machte er ein kleines Kreuzzeichen und sagte: ‚Ich segne!‘ Und das waren seine beiden letzten Worte für mich.“
Bei der ersten Audienz Werner Stalders mit Papst Benedikt XVI. begleitet ihn Elisabeth Haas, die jüngste Schwester von Karl Leisner. Eine Fotografie im Buch zeigt den Heiligen Vater höchst erfreut, eine Schwester des Seligen kennenzulernen. „Karl betet für uns“ und „Karl Leisner ist eine wichtige Gestalt!“ sind für Werner Stalder kostbare Papstworte aus dieser und einer späteren Begegnung mit Benedikt XVI.
Herzliche Bekanntschaft verbindet Werner Stalder mit Papst Franziskus, dem Argentinier. Dem Papst ist die Diözese Añatuya vertraut. Bilddokumente im Buch lassen miterleben, wie sich beide umarmen. Beide lachen einander zu, und der Papst legt seine Hand auf Werner Stalders Schulter. Freude und Überraschung im Antlitz des Heiligen Vaters halten Fotografien fest, als ihm auf Initiative Werner Stalders die Herausgeber Hans-Karl Seeger, Gabriele Latzel und die Mitbearbeiterin Christa Bockholt die fünfbändige Edition der Tagebücher und Briefe von Karl Leisner vorstellen. Bei seiner jüngsten Begegnung mit Papst Franziskus überreicht Werner Stalder ihm das Buch des Rezensenten über das von Bert Gerresheim gestaltete Klever Erinnerungsmal für Karl Leisner. Als er dem Heiligen Vater die Seite mit dem Bild Johannes Pauls II. bei der Seligsprechung aufschlägt, bemerkt er dazu: „Karl Leisner ist ein großes Vorbild für die Jugend und die Priester.“ Der Papst nahm das Geschenk dankbar entgegen.
Wilfried Hansmann
Das Buch ist bereits in zweiter Auflage erschienen und bei der Buchhandlung Hintzen, Hagsche Straße 46-48, 47533 Kleve info@hintzen-buch.de – Tel. 02821 26655 zum Preis von 19,95 € erhältlich.
Siehe auch Aktuelles vom 20. Dezember 2016
und
Aktuelles vom 23. November 2016