Am 9. März 1999 beschloß der Sozial-, Jugend-, Kultur- und Sportausschuß des Rates der Stadt Sassenberg „für eine der Straßen in dem Baugebiet [Versmolder Straße] die Bezeichnung „Karl-Leisner-Straße“ zu vergeben.“
Die Pfarrgemeinde St. Johannes Evangelist in Sassenberg unterbreitete mit Schreiben vom 19.1.1999 der Stadt Sassenberg eine Reihe von Vorschlägen für die Benennung von Straßen in dem Baugebiet „Versmolder Straße“. Laut Mitteilung der Stadt Sassenberg vom 1.9.2015 umfasste die Vorschlagsliste der Pfarrgemeinde „Namen von vorbildlichen Personen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, die im Glauben und im sozialen Engagement eine wichtige und überzeugende Rolle eingenommen haben. Neben u. a. Maximilian Kolbe, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King, Edith Stein und den Geschwistern Scholl ist hier auch Karl Leisner vorgeschlagen worden.“
Eine Ringstraße, die das Wohngebiet teilweise umschließt, sowie eine davon abgehende Querstraße, wurden daraufhin nach Karl Leisner benannt.
Die Begründung der Pfarrgemeinde St. Johannes Evangelist für die Benennung nach Karl Leisner lautete:
„Karl Leisner (1915 – 1945) wurde zu Rees geboren. Als Theologiestudent in Münster war er Diözesanleiter der Jugendschar [Jungschar]. 1939 wurde er als Diakon verhaftet. Bis zum Kriegsende kam er in das KZ Dachau. Trotz schwerer Krankheit hielt er mit unerschütterlichem Gottvertrauen durch. Heimlich empfing er mit Erlaubnis seines Bischofs Clemens August Graf von Galen durch den Mithäftling Bischof Piquet [Gabriel Piguet][1] von Clermont-Ferrand am 17. Dezember 1944 die Priesterweihe. Doch konnte er nur einmal, am 26. Dezember, zelebrieren. Nach der Befreiung verstarb er am 12. August 1945. Sein Leichnam ruht heute in der St. Viktors-Krypta [Dom St. Viktor] zu Xanten. Karl Leisner wurde inzwischen von Papst Johannes Paul [II.] seliggesprochen.“
[1] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Clermont, * 24.2.1887 in Macon-sur-Saône/Saône-et-Loire/Frankreich, † 3.7.1952; Priesterweihe am 2.7.1910 in Paris (St. Sulpice); Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire am 27.2.1934; Bischof von Clermont ab 11.3.1934. Obwohl Verehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich während der deutschen Besatzung (1940–1944) den Nationalsozialisten. Er wurde am 28.5.1944 verhaftet und kam über das Gefängnis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzweiler-Struthof am 6.9.1944 ins KZ Dachau und wurde am 4.5.1945 befreit.
Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, dass er die Stadt Sassenberg kennengelernt hat oder eine sonstige Beziehung zu dem Ort hatte.
Text und Fotos Christa Bocholt