Adolf Hitler (* 20.4.1889 in Braunau am Inn/A, † Suizid 30.4.1945 im Bunker der Reichskanzlei in Berlin) – Eintritt in die später in NSDAP umbenannte DAP 12.9.1919 – mißlungener Versuch, die bayerische u. die Reichsregierung zu stürzen 8./9.11.1923 – Wahl zum Vorsitzenden der NSDAP 29.7.1929 – deutscher Staatsbürger durch Einbürgerung 1932 – Ernennung zum Reichskanzler 30.1.1933 – Eigenernennung als Führer u. Reichskanzler zum Staatsoberhaupt nach dem Tod Paul von Hindenburgs 1934 – Anzettelung des Zweiten Weltkrieges mit dem Überfall auf Polen 1.9.1939 – Seine rassenideologische Vernichtungspolitik forderte Millionen von Opfern. Alle Attentate auf ihn mißlangen. Am 29.4.1945 heiratete er Eva Braun und beging mit ihr am 30.4.1945 Suizid.
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Als Karl Leisner am Morgen des 9. November 1939 von seinem Mitpatienten Johann Krein hörte, Adolf Hitler habe das Attentat vom Vortag durch den Schreiner Georg Elser im Bürgerbräukeller in München überlebt, war dies keine Neuigkeit für ihn; denn er hatte bereits in den Radionachrichten davon erfahren.
Vermutlich hatte er ebenfalls gehört, daß bei der Explosion acht unschuldige Menschen ums Leben gekommen waren, wohingegen Adolf Hitler den Raum bereits verlassen hatte. Anzunehmen ist, daß Karl Leisner Mitgefühl mit diesen umsonst gestorbenen Menschen hatte. So ist seine spontane Reaktion zu verstehen, indem er sagte: „Schade, daß er nicht dabei gewesen ist“.
Joachim Ziller, Hauptamtsleiter in Königsbronn und Initiator des Georg-Elser-Arbeitskreises am 19. November 2014 an Hans-Karl Seeger:
Schon früh am 9. November [1939] muss der Rundfunk das Attentat gemeldet haben, denn im Laufe des Vormittags sendete der Reichssender München bereits eine ausführliche Reportage (Haasis Seite 139[1]). Und am Morgen des 9. November berichteten auch die Münchner Neuesten Nachrichten über den Anschlag (Haasis, Seite 135[2]).
[1] Haasis, Hellmut G.: Den Hitler jag ich in die Luft. Der Attentäter Georg Elser. – Eine Biographie: Hamburg 2009: 139
[2] a. a. O.: 135
Johann Krein aus Trier am 12.3.1946 an P. Clemente Pereira SJ in Trier:
Ich glaube, es war Anfang November [1939], als wir im Zuge einer Massenentlassung von Kranken aus Kriegsgründen vom Waldhaus nach dem Hauptgebäude umzogen. Herr Kaplan Stein kam eine Etage höher, aber Herr Leisner und ich blieben – ich glaube sogar nicht ohne unser Betreiben – auf einer Terrasse beieinander. In jenem furchtbaren November erfuhren wir auf der Terrasse von dem mißglückten Attentat auf Hitler. Ich kann mich erinnern, alles war in Aufregung, und ich selbst wie alle ehrlich glücklich, daß Hitler nichts passiert war. In dieser Stimmung trat ich von der Terrasse aus in das Zimmer von Herrn Leisner. Ich teilte ihm ohne irgendeinen Hintergedanken das Geschehen mit, mußte jedoch feststellen, daß er bereits unterrichtet war. Er sagte dann: „Schade, daß er nicht dabei gewesen ist.“ Ich vergesse die Worte nie. Ich weiß heute, wie richtig sie waren. Was wäre uns an Leid erspart geblieben, wenn Hitler damals umgekommen wäre. Der Wahrheit die Ehre: Ich weiß aber auch, daß ich mich damals entsetzte; wenn ich auch seine Abneigung gegen Hitler kannte, so hatte ich doch nicht geglaubt, daß er in dieser Situation diesen Wunsch aussprechen würde. Ich verließ erregt das Zimmer. Einige Zeit später – ich lag auf der Terrasse – unterhielten sich einige Nachbarn über das Attentat. Jeder beteuerte in seiner Art, wie verabscheuungswürdig die Tat sei. Ich schwieg lange in meinem ehrlichen Ingrimm über das bei Herrn Leisner vorher Gehörte. Herr Leisner war übrigens nicht anwesend. Schließlich fiel den übrigen meine Einsilbigkeit auf, und [sie] fragten mich um meine Meinung. Ich erwiderte ohne lange Überlegung, es seien nicht alle der gleichen Meinung wie sie und auch ich, wobei ich mit dem Kopf nach dem Zimmer von Herrn Leisner wies. Die Eile und die Eindringlichkeit, mit der dann ein Herr aus dem Magdeburgischen – seinen Namen habe ich vergessen, aber er wäre leicht festzustellen – auf mich eindrang, um Näheres zu erfahren, hätte mich warnen müssen, aber ich gestand diesem schließlich auf sein wiederholtes Drängen hin, was Herr Leisner gesagt hatte. Sofort danach war mir klar, daß ich das Thema unter allen Umständen hätte abbiegen oder etwas hätte erfinden müssen, daß ich die Fragen, kostete es was es wollte, nicht wahrheitsgemäß hätte beantworten dürfen. Es spielte sich dann alles mit Blitzeseile ab. Der Herr war im Nu von der Terrasse verschwunden, und ich sah ihn nach wenigen Minuten unten auf der Straße. Trotz meines wiederholten Rufens blieb er nicht stehen, sondern ging eilenden Schrittes Richtung St. Blasien. Schließlich lief ich ihm nach, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten, und dann, als er mir drohte, mich auch anzuzeigen, wenn ich ihn nicht begleitete, ging ich mit zur Ortsgruppe. Dort bestätigte ich dann blutenden Herzens, was mein Begleiter vortrug, und ich tat dies auch später gegenüber dem vernehmenden Herrn der Partei. Ich stellte Herrn Leisner als einen guten ehrlichen Kameraden hin, aber was half das schon. Daß mir seine Inhaftierung furchtbar war, brauchte ich nicht zu schildern, das sahen alle, die um mich im Geschäftszimmer des Hauses herumstanden. Es war mir dann noch Gelegenheit geboten, mich von Herrn Leisner allein zu verabschieden. Der Schreck saß mir, als ich mich ihm in der Kurhalle näherte, dermaßen in den Gliedern, daß ich mich kaum bewegen konnte. Er drückte mir feste die Hand, sagte, als er mein totbleiches Antlitz sah, ich solle es nicht zu sehr zu Herzen nehmen, gab mir jedoch zu verstehen, daß er das Schlimmste befürchte. Ich suchte, damals noch selbst überzeugt, ihn von dieser Meinung abzubringen. Meine Überzeugung bei dem herzlichen Abschied war, daß er die Zusammenhänge und die furchtbare Verkettung der Umstände erfahren hatte, daß er meine schicksalhafte Einbeziehung und meine Seelenqual erkannt hatte und er deshalb nicht in Unfrieden von mir scheiden wollte.
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