Schloß Moyland bei Bedburg-Hau
von Moiland (ndl.) = schönes Land – erste urkundliche Erwähnung eines Hofes Moyland 1307 – Erwähnung einer Burg Moyland 1339 – nach häufigem Besitzerwechsel u. Umbau zu einem barocken Schloß Erwerb durch den späteren König Friedrich I. als Jagdschloß 1696 – Schauplatz des ersten Treffens zwischen Preußenkönig Friedrich II. u. Voltaire (1694–1778) 11.11.1740 – Umgestaltung im neugotischen Stil durch den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner (1802–1861) 1854 – Zerstörung im Zweiten Weltkrieg – Wiederaufbau – Museum für moderne Kunst u. Josef-Beuys-Archiv 1997
Karl Leisner und Schloß Moyland
Sonntag, 28. April 1929
Auf der Landstraße bei Schloß Moyland am 28.4.1929
(Wir gingen zum Kasperspielen nach Kalkar.) Photo: Jan [Ansems]
Karl Leisners Bruder Willi Leisner schreibt dazu in einem Brief vom 15. Mai 1929 an Walter Vinnenberg:
Beim Kasperletheaterabholen von Calcar haben sich die meisten „eifrig“ gedrückt. Denn nur Jan und wir zwei [Karl und Willi] waren am Dienstag, dem 30. im Ostermond, zum Abholen am Bahnhof.
Kleve, Sonntag, 23. Februar 1930
Fahrt zu dritt zum Busch bei Moyland
Um 14.00 Uhr waren wirklich drei Mann (Theo D. [Derksen], Gertje Gruitrooy und ich) zur Stelle. Es ging zuerst zu Mies [Lindenallee 125], aber die beiden [Hermann und Josef] mußten die Kinder [Geschwister Anni, Maria, Walter, Elisabeth und Heinz] verwahren und durften nicht mit. Also gings zu dritt im Klotzmarsch nach Bedburg, um dort Edi Krechel abzuholen. Der aber war wieder nach Hause gegangen, weil wir uns verspätet hatten. – Nun gings zum Moyländer Busch, wo ein Fußballtreibspiel zur „Erwärmung der Gemüter“ gemacht wurde. – Endlich waren Gertje und ich bis zu einem großen Feld „abgetrieben“. Jetzt warf ich mit dem Bumerang und er wäre bald in einem Baum hängengeblieben. Theo kam als zweiter dran und schon hing der Bumerang in der Spitze einer der wohl 20 m hohen Buchen.
Trauerkloßgesichter zuerst, aber nun hieß es, den Bumerang zurückerobern. – Aber, aber wie? – Mit Steinen und Knüppeln rückten wir dem Bumerang zu Leibe, und oft erklang der Ruf: Ah…, denn verschiedene Male kam ein Knüppel ganz in seine (Bumerangs) Nähe. Zuletzt nach eineinhalbstündigen Anstrengungen gelang es uns endlich, den „Herrn Bumerang“ von seiner luftigen Höhe herunterzubewegen. Verklärte Mienen! Nun gings mit Sing-Sang über Bedburg – [Prinz-]Moritz-Grab nach Cleve, wo wir gegen 19.30 Uhr landeten.
Kleve, Freitag, 28. März 1930
Um 16.00 Uhr setzte ich mich auf meine „Kiste“ (Rad) und fuhr über Schloß Moyland – Till, wo ich mir eben die ganz nette gotische Kirche [St. Vincentius] ansah, nach Wissel. Vor dem eigentlichen Ort standen zwei große – echt [typisch] niederrheinische Windmühlen. Von weitem sah man auch schon die romanischen Kirchtürme von [St. Clemens in] Wissel auftauchen. Bald landete ich dann auch glücklich an der Kirche. – Es ist eine stilechte, wundervolle romanische Kirche. Nur ein Teil des Chores, der später angebaut ist, ist gotisch. – Ich setzte mich zuerst etwas hin und ruhte mich von der Fahrt aus. Dabei betete ich still für mich. – Nun begann ich einen kleinen Rundgang durch das schöne Gotteshaus. Zum Teil waren noch sehr alte Sachen vorhanden. – Nachdem ich nun so ziemlich was gesehen hatte, setzte ich mich auf mein „Stahlroß“ und fuhr von dannen. Hinter Wissel rastete ich bei einem Bach (an einer Brücke) etwas. Es war herrlicher Sonnenschein und Wetter zum „Eierlegen“. Ich fuhr über Till – Schloß Moyland – nach Bedburg, wo ich mir die alte schöne (gotische) Kirche [St. Markus] beschaute. Von dort gings durch den Sternbusch dem „Heimatkral“ zu, wo ich um 18.30 Uhr landete.
Kleve, Sonntag, 19. Oktober 1930
Fahrt zur 700-Jahrfeier nach Kalkar am Sonntag, den 19.10.1930
[…] Dann über die Straße – auf das Schloß [Moyland] zu – auf der Landstraße nach Kalkar.
Kleve, Montag, 2. Januar 1939
Dann zu Hause alles fertig gepackt. – 13.14 Uhr ab Kleve. Willi, Elisabeth und Paula waren mit an der Bahn. Frau [Anna] Nielen und [Sohn] Erwin fahren [über Qualburg – Hasselt – Till-Moyland] bis Kalkar mit. Jupp K. [Kersten] ab „Kolbörg“ [Qualburg über Menzelen-West – Wesel – Haltern] bis Münster. Wir plaudern fein mitnander über Sinn und Aufgabe der Zeit. Politische Rückschau auf 1938. Grandios! – In Haltern ein gutes „Bauernbutterram“ [Bauernbutterbrot]. – 18.00 Uhr im [Priester-]Seminar. – Es beginnt der „Ernst des Lebens“.
Rundbrief von Vater Wilhelm Leisner aus Niedermörmter am Donnerstag, 9. November 1944, an seine Verwandten:
Vergangenen Samstag [4.11.] fielen mehrere Bomben, die in Kalkar einige Schaufenster entzweigehen ließen; eine von diesen ging bei Schloß Moyland in 100 m Nähe unserer Maria und Elisabeth nieder, die auf dem Wege nach Kleve waren, um dort noch Sachen in den Keller zu verstauen, damit die nicht durch den Regen ganz in die Brüche gehen. Da an dem Tag auch in Kleve ein Artillerieschuß war, waren sie froh, abends wieder gesund bei uns zu sein. Was nun unsere Stimmung anbelangt, kann ich Euch sagen, daß wir in bester Verfassung sind.
Peter Boisselier, ein Klassenkamerad von Karl Leisner
Peter Boisselier (* 5.3.1915 in Moyland, evangelisch getauft, † vermißt in Rußland 1944) – Schloß Moyland – Stiefsohn des stellvertretenden Außenministers Adolf Baron Stehenracht von Moyland[1] (1902–1969) – 1932/1933 als Oberprimaner in der gemischten Prima zusammen mit Karl Leisner als Unterprimaner
[1] Dr. jur. Gustav Adolf Baron Steengracht von Moyland (* 15.11.1902 auf Schloß Moyland, evangelisch getauft, † 7.7.1969 in Kranenburg) – Heirat in Berlin mit Ilsemarie Baronesse von Hahn (* 14.12.1908 in Griva/LV, † ?) 16.5.1933 – Mitglied der NSDAP 1.5.1933 – Mitgliedsnummer 2.837.625 – Überführung als Stahlhelm-Führer in die SA 1.9.1933 – SA-Sturmführer 20.4.1934 – Ortsgruppenleiter der NSDAP-Ortsgruppe Moyland-Schneppenbaum 1.11.1935 bis 31.3.1937 – Referent in der Dienststelle Ribbentrop 1.10.1936 bis 2.10.1938 – Ernennung zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes u. damit zum ständigen Vertreter des Reichsaußenministers 31.3.1943
Quelle der Fotos: Karl Leisner-Archiv