Schweizergarde
Gründung der Päpstlichen Schweizergarde zwecks Schutz des Papstes in seiner Residenz 22.1.1506 – In den Jahren 1914/1915 löste die heutige sogenannte Cinquecento-Uniform der Päpstlichen Schweizergarde die ursprüngliche Renaissance-Uniform ab.
Was Karl Leisner 1936 im Vatikan bewunderte, könnte einmal ein Ende haben.
Quelle der Fotos: Gabriele Latzel
Unter der Übershrift „Unterordnung hat ausgedient – Wer will heute noch bei der Schweizergarde arbeiten? Die älteste und kleinste Armee der Welt hat Nachwuchssorgen.“ berichtete Johannes Ritter in der F.A.Z. vom 20. Juni 2018 über die Probleme der Schweizergarde.
Online-Version des Artikels unter FAZ.NET vom 20. Juni 2018 – Schweizergarde vor Papstbesuch – Strammstehen für den Heiligen Vater
Karl Leisners Tagebuch über die Romfahrt im Mai/Juni 1936 ist im Nachlaß nicht vorhanden.
Max Terhorst:
Unsere gemeinsamen Erlebnisse habe ich in einem Bericht festgehalten, den ich ursprünglich 1972 oder 1973 vor einer Gruppe meiner Schüler[1] frei gesprochen hatte und der auf Tonband aufgenommen war. Nach diesem Tonband ist der Bericht geschrieben worden.[2]
[1] Max Terhorst war Oberstudienrat mit dem Fach Religion an der Berufsschule in Gronau.
[2] Seligsprechungsprozeß: 816
Samstag, 30. Mai 1936
Privataudienz bei Papst Pius XI.
Karl Leisner am 10. Februar 1939:
Mit Rührung und Ergriffenheit erinnere ich mich an die Audienz, die wir am Pfingstsamstag, am 31.[30.]5.1936 (an seinem 80. Geburtstag[1]) bei ihm in kleinem Kreise hatten. An die unvergeßlich lieben, väterlich-menschlichen Worte, die er in unserer Muttersprache mit uns wechselte. An die Grüße und den apostolischen Segen, den er uns an die Eltern und Geschwister, an die ganze Heimat und besonders die Jugend mitgab. An das unvergeßliche, leidgeprüfte, große, priesterliche Antlitz.
[1] Pius XI. wurde am 31.5.1857 geboren.
Max Terhorst:
Auf Freitag [Samstag] vor Pfingsten lautete unsere Einladung zur Privataudienz beim Papst. Um 10.30 Uhr sollten wir an der Pforte des Vatikanpalastes sein. Pünktlich überreichten wir einem der zwei in mittelalterlich bunten Landsknechtstrachten gekleideten und mit Hellebarden ausgerüsteten Schweizergardisten unsere Einladungsbilletts. Dieser musterte erstaunt unsere Jungengesichter und wohl auch unsere Kluft, dann wieder unsere Billetts, schließlich salutierte er stramm. – Unsere Karten schienen ihn zu überfordern. Wir grinsten uns an. Doch schon sehr bald erschien er wieder, gefolgt von einem Offizier der Garde, der unsere Einladungen in der Hand hatte. Auch dieser Offizier grüßte uns korrekt militärisch, musterte uns genau und forderte uns dann in sehr gutem Deutsch auf, ihm zu folgen. Wir gingen die Stufen hinauf und betraten eine sehr große Empfangshalle, in der wohl an die 100 Menschen versammelt waren. Alle in dunklen, sehr vornehmen Kleidern – die Herren im Frack, die Damen mit Schleiern.
Unser Offizier bahnte mit schnellem Schritt einen Weg durch diese Gruppen und munterte uns ständig auf, ihm nur auf den Fersen zu bleiben. Wir betraten einen zweiten Raum, nicht ganz so groß, aber auch hier waren noch viele Menschen, die in Gruppen zusammenstanden und nur sehr gedämpft sich unterhielten. Sie warteten offenbar auf eine Gruppenaudienz beim Papst.
Auch diesen Raum durcheilten wir schnellen Schritts. Es folgte dann noch ein dritter und vierter Raum, jeweils mit kleineren wartenden Gruppen. Schließlich kamen wir in einen Raum, in dem lediglich eine Gruppe von drei Personen war. Es mußten sehr vornehme Leute sein, wahrscheinlich aus Spanien. Der Offizier wies auf eine uns gegenüberliegende schmuckvolle Tür und sagte: „Dort, hinter dieser Tür ist das Arbeitszimmer des Papstes. Bitte, warten Sie einige Minuten. Sie werden gleich hineingebeten werden!“ Er salutierte und überließ uns unserm Schicksal.
Die Tür öffnete sich schneller als erwartet, ein Diener trat von drüben in unsern Raum und verbeugte sich grüßend; wir sahen im Hintergrund an einem großen Schreibtisch den Papst noch beschäftigt mit Schriftstücken. Doch ein Lichtblick tat sich auf. Neben dem Papst stand in seiner stattlichen Größe und Fülle Kardinal Caccia, dem wir uns nun schon vertraut fühlten. Zu unserm Erstaunen wurden wir auch in diesem Falle der anderen Gruppe vorgezogen und von dem Diener hineingebeten.
Sonntag, 31. Mai 1936
Erlebnis der Papstmesse Pfingstsonntag 1936
Am Pfingsttag selbst hielt es uns nicht lange im Bett. Bereits morgens gegen 6.00 Uhr waren wir an diesem herrlichen Maientag auf dem Petersplatz und schauten dem schon regen Treiben auf diesem herrlichen Platz zu.
Wir saßen auf den Kanten der riesigen, rechteckigen Grundsteine, auf denen eine jede der 25 Meter hohen Säulen der Kolonnaden ruht. Scharen von Menschen waren mit vorrückender Uhr unterwegs. Erst gegen 8.45 Uhr – eine viertel Stunde vor Beginn der Meßfeier – machten wir uns auf den Weg zum Portal. Wir zeigten einem – wie uns schien – höherchargierten Schweizergardisten unsere Platzkarten und erlebten dann dasselbe überraschte Gesicht wie vor zwei Tagen am Portal des Vatikanpalastes. Skeptischer Blick auf unsere jungen Gesichter, auf unsere nicht gerade nach Maßarbeit sitzenden Togen, dann wieder auf unsere Karten; doch schließlich schien der nicht zu bezweifelnde Besitz der Karten zu überzeugen. Der Gardist verbeugte sich und forderte uns auf, zu folgen. Wir betraten die weite und hohe Halle der Kathedrale. Unser Gardist führte uns stracks durch den Mittelgang hindurch auf den Hauptaltar zu. So kamen wir zur Vierung, dort steht das allen bekannte Wunderwerk [Gian Lorenzo] Berninis, der von vier gewundenen bronzenen Säulen getragene Baldachin, der den Hauptaltar und die Confessio Petri gleicherweise überdacht. Ihn wiederum überwölbt der Welt herrlichste Kuppel, die im Ansatz einen Durchmesser von 54 Meter hat und eine Höhe von 130 Meter erreicht. Unser Gardist umging den Altar nach rechts und im Chorraum – etwa in der Mitte zwischen Altar und Papstkathedra – in der Apsis wurden uns unsere Plätze an der rechten Seite im mehrreihigen Chorgestühl zugewiesen. So hatten wir gleicherweise sehr guten Blick zur Kathedra, auf der ja während der Feier der Papst zeitweise Platz nimmt, wie auch nach links hinüber auf die Rückseite des Altars.
Der belgische Zeichner Didgé hat im Comic „Victor in Vinculis – Sieger in Fesseln“ den Besuch bei Papst Pius XI. in folgenden Szenen dargestellt:
Siehe auch Aktuelles vom 2. Mai 2018 – Karl Leisner und Camillo Kardinal Caccia Dominioni.