Am 25. Juli 1945, dem Fest des hl. Jakobus, machte Karl Leisner zum letzten Mal einen Eintrag in sein Tagebuch. Der letzte Satz lautet: Segne auch, Höchster, meine Feinde!
Wer möchte nicht einen solchen Schlußsatz unter sein Leben setzen? Wie Jesus am Kreuz und Stephanus bei seiner Steinigung bittet Karl Leisner für seine Feinde. Wo andere unversöhnlich sind oder gar auf Rache und Vergeltung sinnen, ist Karl Leisner im Reinen mit sich und mit denen, die ihm nicht wohlgesonnen waren.
Der belgische Zeichner Didgé hat im Comic Victor in Vinculis – Sieger in Fesseln die Szene wie folgt dargestellt:
Am Sonntag, dem 12. Juni 1955, gab ein Fronleichnamsschmuck in Kleve Zeugnis von der bewundernswerten Gesinnung Karl Leisners.
Paul Pollmann-Daamen aus Kleve am 14. Januar 2012 an Hans-Karl Seeger:
Mein Onkel Johann Pollmann war in den 1940er bis 1960er Jahren sehr engagiert beim Schmücken seines Hauses [an der Stechbahn] bei der großen Fronleichnams-Prozession, zumal gegenüber am damaligen Ehrenmal der 2. Altar eingerichtet wurde. Wir alle waren damals bei den Vorbereitungen eingespannt. Ich erinnere mich gut, dass jeweils am Sonntagabend, wenn „mit alle Mann“ abgebrochen und aufgeräumt wurde, traditionell immer auch Herr [Wilhelm] Leisner dabei war und half, die vielen Meter Buchsbaumkränze abzuwickeln. Die dargestellten Sprüche am Balkon des Hauses wechselten von Jahr zu Jahr. Hierbei wurde in einem Jahr [1955] besonders an Karl Leisner gedacht.