Seligsprechung Karl Leisners vor 15 Jahren

Papst Johannes Paul II. trägt zum Segen den Bischofsstab aus dem KZ Dachau

VON WERNER STALDER

KLEVE  Heute jährt sich zum fünfzehnten Mal das denkwürdige Ereignis der Seligsprechung von Karl Leisner, der in Rees geboren wurde und in Kleve aufgewachsen ist. Am 23. Juni 1996 sprach Papst Johannes Paul II. den Märtyrer vom Niederrhein im Olympiastadion in Berlin selig. Für alle, die dabei sein konnten, wird diese Feier ein unvergessenes Erlebnis bleiben. Drei Geschwister von Karl Leisner, seine beiden Schwestern Maria und Elisabeth und sein Bruder Willi, wurden Zeugen, wie ihr Bruder durch den Papst in die Reihe der Seligen aufgenommen wurde. Am Beginn der Eucharistiefeier erbat der Kardinal von Berlin die Seligsprechung Karl Leisners und Bernhard Lichtenbergs. Es war beeindruckend, wie Bischof Lettmann aus Münster mit engagierter Stimme und von der Vorlage abweichend die Vita Karl Leisners vorstellte. Und es war anrührend und machte nachdenklich, als Kardinalstaatssekretär Sodano nach der vollzogenen Seligsprechung dann ein wenig später im Hochgebet betete: „Wie Du uns hier am Tisch Deines Sohnes versammelt hast, in Gemeinschaft mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, den seligen Priestern Bernhard Lichtenberg und Karl Leisner, so sammle die Menschen aller Rassen und Sprachen, aller Schichten und Gruppen…“ Der damalige Präsident des Internationalen Karl-Leisner-Kreises, Pfarrer Hans-Karl Seeger, fasste seine Eindrücke wie folgt zusammen: „Dies geschah im Olympiastadion in Berlin. Hier hatte Hitler 60 Jahre zuvor die Jugend der Welt zusammengeführt und in ihrem Idealismus verführt und missbraucht, hier sollte das tausendjährige Reich immer wieder beschworen werden. Schon die Priesterweihe im KZ Dachau war ein großes Contra gegenüber dem Größenwahnsinn Hitlers, die Seligsprechung an diesem Ort aber stellte die Krönung dieses Contra dar. So empfanden es vor allem die noch lebenden Leidensgenossen von Karl Leisner.“ Bei der Seligsprechung im Beisein von rund 100.000 Gläubigen erteilte Papst Johannes Paul II. am Ende der Eucharistiefeier den Segen mit dem Bischofsstab der Priesterweihe Karl Leisners im KZ Dachau. Das war eine ganz außergewöhnliche Geste, denn normalerweise nahm der Heilige Vater nur immer seinen Kreuzstab für den Schlusssegen. Der Benediktinerpater Spitzig hatte  den Bischofsstab im KZ Dachau für die geheime Priesterweihe Karl Leisners geschnitzt. Die Weihe war am 17. Dezember 1944 durch den französischen Bischof Gabriel Piguet. Der Stab trägt ein Wappen und die Inschrift „Victor in Vinculis – Sieger in Fesseln.“ Karl Leisner wurde stellvertretend seliggesprochen für viele andere bekannte und unbekannte Zeugen des Glaubens im Nationalsozialismus. Als Zwanzigjähriger vertraute er seinem Tagebuch an: „Christus – Du bist meine Leidenschaft!“