Sendenhorst: Karl-Leisner-Straße im Ortsteil Albersloh

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Seit dem Jahr 2002 gibt es in dem zu Sendenhorst gehörenden Ortsteil Albersloh eine Karl-Leisner-Straße. Auf Anfrage teilte die Stadt Sendenhorst am 15. September 2015 mit, daß der Beschluß durch den Fachausschuß des Rates der Stadt Sendenhorst getroffen wurde. Die Vorschläge für diese Benennungen erfolgten durch die Ratsfraktionen.

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Die Karl-Leisner-Straße ist eine von der Edith-Stein-Straße abgehende Sackgasse im Baugebiet Zegen Esch in Albersloh. Hier wurden die Straßen nach Widerstands­kämpfern im Nationalsozialismus benannt. Neben Karl Leisner und Edith Stein sind es die Geschwister Scholl, Alfred Delp, Dietrich Bonhoeffer und Dechant August Wessing[1].
[1] August Wessing (* 18.1.1880 in Gescher, † 4.3.1945 im KZ Dachau) – Eintritt ins Colle­gium Borromaeum in Münster Ostern 1903 – Prie­ster­weihe 25.5.1907 in Münster – Pfarrer in Hoetmar 9.3.1932 – Dechant des Dekanates Frecken­horst 10.1.1939 – Er kam wegen Polenseelsorge am 2.10.1942 ins KZ Dachau. Im Februar 1945 erkrankte August Wessing, geschwächt von der Zwangsarbeit, an Fleckfieber und starb am 4. März 1945. Richard Schneider hat die Asche des Verstorbenen aus dem KZ-Gelände ge­schmuggelt. Die Urne wurde nach einem feierlichen Requiem am 25.5.1945 in der Ge­meinde St. Lambertus in Hoetmar im Sockel des großen Kreuzes auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.

WessingDieser war gemeinsam mit Karl Leisner im Priesterblock des KZ Dachau, wo er als heiligmäßiger Priester angesehen wurde. Da er zu den Priestern der Diözese Münster gehörte, durfte er an der Priesterweihe Karl Leisners im KZ teilnehmen. Auf einem Glückwunschzettel, den 30 Priester aus der Diözese Münster in latei­nischer Sprache unterschrieben haben, ist sein Name an erster Stelle aufgeführt, ebenso hat er neben den anderen Weltpriestern aus dem Bistum Münster auf einer Glück­wunsch­karte mit einem allgemei­nen Bischofswappen und dem Wahlspruch[1] des Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen[2] unterschrieben.
[1] Nec laudibus nec timore – Weder für Lob noch aus Furcht
[2] Clemens August Graf von Galen (* 16.3.1878 auf Burg Dink­lage i. O., † 22.3.1946 in Münster) – Priesterweihe 28.5.1904 in Münster – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Mün­ster 28.10.1933. Am 18.2.1946 wurde er zum Kardinal ernannt und am 9.10.2005 in Rom se­ligge­sprochen.

Rundbrief des IKLK Nr. 45 – August Wessing, Seiten 70-77 (Auswahl)

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Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, daß er die Stadt Sendenhorst oder die damals noch selbständige Gemeinde Albersloh kennengelernt hat oder eine sonstige Beziehung zu den Orten hatte.

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Vermutlich hat er aber erfahren, daß Bischof Clemens August Graf von Galen aufgrund der erheblichen Zerstörung u. a. des Collegium Borromaeum durch die Luftangriffe der Alliierten auf Münster, am 14. Oktober 1944 die Leitung des General­vikariats zum St. Josef-Stift in Sendenhorst verlegt hatte und er sich meistens auch dort aufhielt.

 

Am 3. Dezember 1944 schrieb der Bischof an alle Priester im Kriegseinsatz:
Sie werden vielleicht erstaunt sein, daß ich heute nicht von Münster, son­dern von Sendenhorst aus diese Zeilen an Sie richte. Aber wenn Sie, wie ich hoffe, die Nr. 22 unseres „Amtsblattes“ erhalten, so ersehen Sie aus dessen Inhalt, daß ich genötigt war, die Leitung des Generalvikariats hier­her zu verlegen. Nach den furchtbaren Zerstörungen, die Münster erneut seit dem 12.9.44 durch feindliche Fliegerangriffe erlitten hat (von denen in den Wehrmachtsberichten die Rede war[1]) und durch die auch das Coll. Borromäum fast unbewohnbar geworden ist, war eine Verlegung leider notwendig. Der Hochwürdigste Herr Generalvikar [Franz Meis] ist ständig hier in Sendenhorst und auch ich bin meistens hier, wo wir in einem Nebengebäude des St. Josef-Stiftes eine Notunterkunft gefunden ha­ben. Herr Regens Prälat [Arnold] Francken will im Seminar in Münster bleiben, solange es noch möglich ist.[2]
[1] OKW-Bericht vom 13.9.1944:Tagesangriffen anglo-amerikanischer Bomberverbände auf mehrere Orte im Reichsgebiet am 12. September entstanden vor allem in Münster und Mün­chen größere Schäden in Wohngebieten (OKW 2004 Bd. V: 298).
[2] Bistumsarchiv Münster, Slg G-A9

Am 30. Oktober 1944 schrieb Bischof Clemens August Graf von Galen an Willi Leisner in Berlin:
Der Bischof von Münster, Sendenhorst, Westf., 30.10.1944 Westtor 360
Sehr geehrter Herr Leisner!
Erst gestern habe ich Ihr Schreiben vom 13.10. samt Anlagen emp­fan­gen. Der Brief vom 1.10. ist bisher nicht in meine Hände gekom­­men.
Auf dem anliegenden Blatt [Extrabogen] habe ich eine Antwort für Ihren Bruder auf­geschrieben, welche meine Zustimmung enthält zu seiner Bitte, in Da­chau die hl. Priesterweihe empfangen zu dürfen. Ich weiß nicht, ob Sie ihm das Blatt so zusenden können, und gebe Ihnen anheim, in einer an­deren Form, wenn Ihnen das besser scheint, meine Zustimmung über­mitteln zu wollen. Sollten Sie erfahren, daß Ihr Bruder sein Ziel erreicht, so bitte ich um baldige Nachricht.

Link zu Aktuelles vom 22. November 2014 – Der entscheidende Brief kam aus dem St.-Josef-Stift in Sendenhorst

Text und Fotos Christa Bockholt und IKLK-Archiv