Das Pfarrheim wurde 1982 fertiggestellt und 1983 durch Pfarrer Johannes Thönißen[1], eingesegnet. Er hatte sich während seiner Tätigkeit in Simmerath-Einruhr sehr dafür eingesetzt, daß das neue Pfarrheim den Namen seines Freundes Karl Leisner bekam.
[1] Johannes Thönißen (* 28.4.1915 in Krefeld, † 18.4.2005 in Inden-Altdorf) – Priesterweihe 18.5.1940 in Aachen – Pfarrer in Simmerath‑Einruhr 4.11.1977–31.5.1982
Raum im Karl-Leisner-Pfarrheim
Fronleichnam 1998 war Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff zu Besuch in der Gemeinde und und hielt die Festpredigt.
Johannes Thönißen aus Simmerath‑Einruhr am 19. September 1978 an Heinrich Kleinen in Uedem:
Erstmals 1934 verlangte das nat.‑soz. Regime als Voraussetzung für die Zulassung zum Abitur die Teilnahme an einer 14‑tägigen „nationalpolitischen Schulung“. Hierzu trafen die Oberprima des Klever [Staatlichen] Gymnasiums, der Karl Leisner, und die Oberprima des Krefelder [Humanistischen] Gymnasiums, der ich angehörte, Anfang Januar 1934 – es war wohl am Montag [Donnerstag], dem 8.[11.]1.1934 – im Sportheim Remscheid‑Reinshagen zusammen. Lehrer beider Schulen, die hierfür geeignet erschienen, sollten uns nationalsozialistisch schulen.
Der Zufall wollte es, daß Karl Leisner und ich Bettnachbarn waren. Sehr schnell fanden wir heraus, daß wir in der Gesinnung übereinstimmten und auch in ähnlicher Weise in der kirchlichen Jugendarbeit tätig waren: Karl als Dekanats‑Jungschar‑Führer von Kleve, ich in der Jungschar‑Arbeit meiner Heimatpfarre St. Anna Krefeld.
Am Anfang stand die Frage, wer aus den Klassengemeinschaften den „Geist“ der Tage bestimmte: eine Minderheit von Parteifanatikern – wenn ich nicht irre, waren darunter zwei bis drei SS‑Leute, die auch aus der Kirche ausgetreten waren –, oder die übrige Mehrheit, von der ein nicht geringer Teil zur Katholischen Jugend – Neudeutschland, Quickborn, Sturmschar (wie K. Leisner und ich) gehörte.
Die Entscheidung fiel – wie ich meine – beim ersten gemeinsamen Mittagstisch: Am Anfang fühlbare Verlegenheit. Da steht Karl auf und sagt in freudiger Bestimmtheit: „Wir beten“. Ab dann war das Tischgebet selbstverständlich. Darüber hinaus trafen sich die Mitglieder der katholischen Jugendbünde täglich in den Freizeiten zu Singerunden und Gesprächskreisen. Manchmal konnte man meinen, in einer Altenberger Jugendführertagung zu sein. Einer der Schulungsleiter (SA‑Mann) kritisierte das auch einmal, aber man war offenbar unentschlossen, etwas dagegen zu tun. Daß es auch heftige Diskussionen mit den Parteianhängern gab, versteht sich von selbst. Diesen Durchbruch verdankten wir – das ist meine persönliche Meinung – vor allem der Initiative Karl Leisners.
Am Sonntag, dem 14. Januar, gemeinsamer Kirchgang. Die Indizierung von Rosenbergs „Mythus“[1] wurde bekanntgegeben. Eine verhaltene Begeisterung ist bei Karl zu bemerken, hinter der unausgesprochen das Wort „endlich“ stand. Es ist wohl bekannt, daß die Jugend der Kirche das anfängliche Zögern der Bischöfe nicht verstand.
Am Gründonnerstag, dem 29.3.1934, besuchte Karl mich dann in Krefeld. Es ging um den Plan, Lieder für die Jungschararbeit zu sammeln (wegen bald beginnenden Hochschulstudiums kam es nicht mehr dazu). Karl war nach der morgendlichen Gründonnerstagsfeier[2] mit dem Fahrrad gekommen. Nach Tisch gingen wir zusammen zur Betstunde, dann fuhr er zurück.
Wohl noch im April 1934, jedenfalls in 1934, traf ich Karl ein weiteres Mal in Goch. Mein Vetter Gerd Welbers, der Jungscharführer in Pfalzdorf war, hatte mich dorthin mitgenommen. Karl Leisner leitete eine Führerrunde „glaubensstark, begeisterungsfähig“, so wie er im Schrifttum dargestellt wird.
[1] Rosenberg, Alfred: Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Rassenlehre. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltungskämpfe unserer Zeit, München 1930
[2] Seit 1956 wird das Abendmahlsamt wieder abends gefeiert mit anschließender Anbetung des Allerheiligsten.
Fotos Theresa Hüpgen und IKLK-Archiv