Justizoberinspektor Wilhelm Johannes Josef Leisner (* 26.9.1886 in Goch, † 13.10.1964 in Kleve) – anstelle von zwei Jahren Dienstpflicht in Preußen Beginn des Wehrdienstes als sog. Einjährigfreiwilliger beim Infanterie-Leibregiment in München 1.10.1910/1911 – „überzähliger Gefreiter“ 18.5.1911 – „überzähliger Unteroffizier“ 15.7.1911 – Wechsel zur Reserve 30.9.1911 – Vizefeldwebel der Reserve 13.5.1912 – Die Teilnahme an Übungen beim Infanterie-Leibregiment in den folgenden Jahren zeigt, daß er die Beförderung zum Reserveoffizier anstrebte. Das für den 16.7.1913 gedachte Patent zum Reserveoffizier wurde ihm am 11.5.1918 ausgehändigt.
Mit dem zur im Winter 1914/1915 neu aufgestellten bayerischen 8. Reserve-Division gehörigen Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 18[1] war Wilhelm Leisner ab 21. Januar 1915 an der Westfront.[2] Zugleich mit der Versetzung zum Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 18 war er am 16. Januar 1915 Leutnant der Reserve geworden.[3] Im Laufe des Krieges erhielt er das Verwundetenabzeichen und am 2. Juni 1915 das preußische Eiserne Kreuz II. Klasse.
[1] In diesem Regiment begegnete Wilhelm Leisner Pater Rupert Mayer SJ.
Kriegsarchiv, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München am 11.2.1999 an Johann Metzeler in Mittelberg:
Pater Rupert Mayer SJ gehörte keinem Regiment an, sondern war als Divisionsgeistlicher mit der im Winter 1914/15 neu aufgestellten bayer. 8. Reserve-Division ins Feld gekommen.
[2] Julius Trumpp:
In der Nacht vom 20. zum 21. Januar 1915 ging es von der bayerischen Hauptstadt nach begeistertem Abschied und frohen Mutes in einer Stärke von 49 Offizieren, 2022 Mannschaften und 176 Pferden nach dem Westen […] Zündende Begleitworte hat der Brigadekommandeur [Generalmajor Otto Freiherr von Pechmann] seinen Soldaten mit ins Feld gegeben: Vertrauend auf Gott, schneidig vorwärts, mit frischem, fröhlichem Geist und freudigem Sinn, stolz auf Manneszucht, an die Leistungen der besten aller Truppen heranzukommen bestrebt, sei der Wahlspruch: Trotzig in der Verteidigung, unaufhaltsam im Angriff (Trumpp, Julius: Das K. B. [Königlich Bayerische] Reserve-Infanterie-Regiment. Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Bayerische Armee, Bd. 56, München 1928: 15).
[3] Kriegsarchiv, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München:
Bezirkskommando I München. Zeugnis. Mit der Wahl des Offiziers-Asp. [Offiziersaspiranten] Vizefeldwebel der Reserve Leisner Wilhelm zum Offizier des Beurlaubtenstandes bin ich in Bezug auf Lebensstellung und außerdienstliches Verhalten einverstanden. Es bestehen auch sonst keine Beförderungshindernisse. München, 23.11.14. Gez. N. N. Oberst u. Bezirkskommandeur (Personalakte OP 62494).
Die F.A.Z. vom 18. November 2014 brachte unter der Überschrift: „Ludwig der Energielose – Bayerns letzter König lehnt den Verständigungsfrieden ab“ eine Buchbesprechung von Rainer Blasius zu Stefan März.
Stefan März: Ludwig III. Bayerns letzter König, Regensburg 2014.152 Seiten – ISBN 379172603X
Link zum Buch mit Leseprobe, Autorenportrait und Rezensionen unter bücher.de
König Ludwig III. von Bayern (* 7.1.1845 in München, † 18.10.1921 in Sárvár/H) – Prinzregent 1912–1913 – letzter König von Bayern 1913–1918
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 10.10.2015)
Aus der Lebens-Chronik zu Karl Leisner Band IV:
Mittwoch, 16. Juli 1913
Wilhelm Leisner wurde rückwirkend zum Leutnant der Reserve des Bayerischen Infanterie-Leib-Regiments ernannt:
Seine Majestät der König [Ludwig III.] haben dem Leutnant der Reserve der Infanterie Wilhelm Leisner I auf in ihn gesetztes Vertrauen und im Glauben an die geleistete Eidespflicht unter Einreihung bei den Reserveoffizieren des Infanterie-Leib-Regts. ein Patent seines Dienstgrades vom 16. Juli 1913 Allergnädigst zu verleihen geruht und lassen ihm, um diese Gnade allenthalben beweisen zu können, gegenwärtiges, mit dem beigedruckten größeren Kriegsministerial-Insiegel versehene Patent ausfertigen und zustellen.
Gegeben in der Haupt- und Residenz-Stadt München den elften Mai Eintausend neunhundert achtzehn.[1]
[1] Leutnantspatent für Wilhelm Leisner vom 11.5.1918 Patent:
Seine Majestät der König [Ludwig III.] haben sich unterm 11. Mai 1918 Allerhöchst bewogen gefunden, ein Patent vom 16. Juli 1913 Allergnädigst zu verleihen: dem Leutnant der Res. d. Inf. im Inf. Leib. Rgt. [Reserve der Infanterie im Infanterie-Leib-Regiment] Leisner I Wilhelm (geb. 26.IX.86) (Kriegsarchiv, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Personalakte OP 62494).
Das Bayerische Hauptstaatsarchiv – Kriegsarchiv – aus München am 30. März 2000 an Hans-Karl Seeger:
Genauere Angaben, warum Wilhelm Leisner am 11.5.1918 ein Patent vom 16.7.1913 verliehen worden ist, gehen aus seinem Personalakt nicht hervor. Laut einer Verordnung des bayerischen Kriegsministeriums vom 30.11.1917 sollten diejenigen, die im 1. Weltkrieg zu Leutnanten des Beurlaubtenstandes ohne Patent befördert wurden, bis zum 20.12.1917 Meldung davon erstatten. In seinem Personalakt ist die Meldung von Wilhelm Leisner noch erhalten. Wahrscheinlich wurden anhand dieser Meldungen in der Folge in größerem Umfang Patente an die gemeldeten Leutnante verliehen.
In unserem Aktenbestand des bayerischen Kriegsministeriums sind zwar Unterlagen über Beförderungen, Verleihungen von Patenten etc. vorhanden. Diese Akten enthalten aber nur selten Informationen darüber, warum jemandem ein Patent mit einem bestimmten Datum verliehen worden ist. Ansonsten könnten vielleicht aus den Akten des Infanterie-Leib-Regiments Angaben über die Beförderung von Wilhelm Leisner hervorgehen. Aus Zeitgründen können wir diese Akten jedoch nicht für Sie durchsehen. […]
Möglicherweise hilft Ihnen aber auch schon der Hinweis, daß Beförderungen zum Leutnant ohne Patent und Ausstellungen von Leutnantspatenten, die auf ein Datum vor der Beförderung zum Leutnant ohne Patent datiert wurden, üblich waren. Ein Vorteil der Möglichkeit, Patente zurückzudatieren, war, daß so Entscheidungen über Beförderungen unabhängiger von den tatsächlich geleisteten Dienstjahren vorgenommen werden konnten.
Mittwoch, 25. August 1915
Wilhelm Leisner kam zurück zum Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 18 und wurde bis zum 22. November 1916 erneut dem in München liegenden Ersatz-Bataillon des Infanterie-Leib-Regiments zugeteilt.
Maria Leisner:
Früh kam Karl schon mit unserer Mutter nach München, um Vater zu besuchen, der als Leutnant im königlichen Schloß [Fürstenried bei München] Wachdienst beim kranken König Ludwig II. [von Bayern – Otto I. von Bayern] halten mußte[1].[2]
[1] Nachdem König Ludwig II. am 13.6.1886 unter ungeklärten Umständen im Starnberger See ertrunken war, trat sein Bruder Prinz Otto (* 27.4.1884, † 11.10. 1916) laut Thronfolgeregelung dessen Nachfolge als König Otto I. an. Da dieser auf Grund seiner Geisteskrankheit regierungsunfähig war, übernahm sein Onkel Luitpold (* 12.3.1821, † 12.12.1912), der bereits seit der Entmündigung König Ludwigs II. am 10.6.1886 als Prinzregent eingesetzt war, weiterhin die Regierungsgeschäfte. Nach dessen Tod folgte ihm dessen Sohn Ludwig (* 7.1.1845, † 18.10.1921) nach, zunächst als Prinzregent und ab 5.11.1913 bis zu seiner Absetzung am 7.11.1918 durch die Proklamation des Freistaates Bayern als König Ludwig III.
[2] Leisner, Maria: Vortrag vom 29.10.1995 im Karl Leisner-Heim in Diestedde, (Manuskript) 1995: 2
Willi Leisner aus Berlin am 26. April 2000 an Hans-Karl Seeger:
Mein Vater löste in [Schloß] Fürstenried einen Bayern ab, der auf die Preußen nicht gut zu sprechen war. Der Bayer hat auf der Flucht eine blaue Bohne [Bleikugel] in den Hintern bekommen.
Als Wilhelm Leisner dem König [Otto I.] vorgestellt wurde, fragte dieser ihn: „Was sind Sie für ein Landsmann?“ „Rheinländer, Majestät“ war die Antwort; Preuße durfte er auf keinen Fall sagen. „Wie kommen Sie dann hierher?“ „Meine Mutter [Anna, geborene Henrich] ist Rheinpfälzerin und deshalb mache ich in München Dienst.“ Damit war das Gespräch zu Ende, während es mit dem nächsten Bayern länger dauerte.
Meine Mutter lebte mit uns beiden[1] in München [, Theresienstr. 45] bei einem Metzger in Logie.[2]
[1] Da Willi Leisner erst am 9.5.1916 geboren wurde, kann Mutter Leisner nur mit Sohn Karl in München gewesen sein.
[2] Tobias Teyke vom Stadtarchiv München am 7.4.2010 an Hans-Karl Seeger:
Im Münchener Adressbuch von 1915 ist zur Theresienstraße 45 der Metzgermeister Georg Reichlmeier aufgeführt.
Willi Leisner aus Berlin am 16. Januar 1944 an Franziska Sauer im Spessart:
Meiner Mutter ist die bayrische Küche durch die Weltkriegsjahre in München und Immenstadt nicht unbekannt.
Dienstag, 31. August 1915
Am 31. August 1915 erhielt Wilhelm Leisner den bayerischen Militär-Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern[1]:
Seine Majestät der König [Ludwig III.] haben Sich unterm 12. August 1915 Allergnädigst bewogen gefunden, dem Leutnant der Reserve der Infanterie Wilhelm Leisner den Königlichen Militär-Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern zu verleihen. Zur Bestätigung wird diese Verleihungs-Urkunde ausgestellt.
München, den 28. August 1915.
Der Ordens-Großkanzler:
Freiherr von Kreß [Friedrich Siegmund Georg Freiherr Kreß von Kressenstein].[2]
[1] Der am 19.12.1866 von König Ludwig II. gestiftete bayerische Militär-Verdienstorden ist seit 1905 in vier Klassen eingeteilt und wird in der 4. Klasse in drei unterschiedlichen Ausführungen verliehen: am Bande für Kriegsverdienst, mit Schwertern oder mit Schwertern am Bande für Kriegsverdienst.
[2] Urkunde über den Königlichen Militär-Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern vom 28.8.1915