Verhaftung von Georg Elser am 8. November 1939

 

 

Haus im Wessenberg-Garten, Schwedengasse 10, in Konstanz, wo Georg Elser von Zollbeamten auf seiner Flucht am 8. November 1939 festgenommen wurde.

 

Johann Georg Elser (* als uneheliches Kind 4.1.1903 in Herma­ringen/Kreis Heidenheim, † erschossen ohne Pro­zeß u. ohne Urteil 9.4.1945 im KZ Dachau) – Seine Eltern hei­rateten 1904 in Königsbronn. Dort besa­ßen sie eine kleine Landwirtschaft. Georg bekam fünf Ge­schwister: Friederike (* 1904), Maria (* 1906), Ludwig (* 1909), Anna (* 1910) und Leon­hard (* 1913). Georg war ein mittelmäßiger Schüler. Er wurde Schreiner. Er galt als ruhi­ger, verschlosse­ner, in seinen materiellen Be­dürfnissen anspruchsloser und spar­samer Mensch. Als Einzel­gänger fühlte er sich niemandem freundschaftlich verbunden, war aber durchaus nicht unbeliebt, vor allem nicht bei Frauen. Er hatte mehrere Ver­hältnisse. Seine Freun­din Mathilde Niedermann gebar ihm 1930 einen Sohn Manfred, heiratete jedoch einen ande­ren Mann. Politisch trat Georg Elser nie hervor. Er hatte seine eigene Meinung und das genügte ihm. Von Berufs wegen war er Mitglied der Ge­werkschaft des Holz­arbei­terverbandes, außerdem zahlendes Mitglied des Roten Front­kämpferbund. Er wählte immer die KPD, weil er annahm, sie setze sich für Arbeiter ein. Den Nationalsozialis­mus und das neue Regime lehnte er entschieden ab. Er war der Meinung, „daß Deutschland anderen Ländern gegen­über noch weitere Forderungen stellen und sich andere Länder einverleiben wird und daß deshalb ein Krieg unvermeidlich ist …“ (Gruchmann, Lothar:  Autobiographie eines Attentäters. Johann Georg Elser. Aussagen zum Anschlag im Bür­ger­bräukeller. München am 8. November 1939, Stuttgart 1970: 81). Im Herbst 1938, als sich offensichtlich die Sude­ten­krise zu einem Krieg auszuweiten drohte, ent­schloß sich Georg Elser, durch ein Attentat die NS-Füh­rung (Adolf Hitler, Josef Goebbels und Hermann Göring) zu beseitigen. Nach dem deut­schen Überfall auf Polen am 1.9.1939 wußte er, daß nun ein Weltkrieg bevorstand, und er machte ernst. In minutiöser Kleinarbeit installierte er im Bürgerbräukeller in München eine Bombe in dem Pfeiler, vor dem Adolf Hitler alljährlich stand, während er seine Rede hielt. Hätte am 8.11.1939 kein Nebel ge­herrscht, so daß Adolf Hitler ge­zwungen war, statt des Flugzeuges den Zug von München nach Berlin zu nehmen und daher nicht wie in den Vorjahren eineinhalb Stunden lang re­dete, wäre der Anschlag gelun­gen.

Georg Elser wurde am 8.11.1939 gegen 20.45 Uhr in Kon­stanz verhaftet, zunächst wegen versuchten illegalen Grenzübertritts, dann nach Mün­chen gebracht und im Wit­tels­bacher Palais, der Münchner Gestapozen­trale, verhört und gefoltert. Man wollte nicht glauben, daß er diese Tat ohne Hintermänner vollbracht hatte. In der Nacht vom 13. auf den 14.11.1939 ge­stand er, allein der Attentäter ge­wesen zu sein. „Ich wollte ja durch meine Tat nur noch grö­ße­res Blutvergießen verhindern“ (Gruchmann 1970: 75), sagte er beim Ge­stapo­verhör. Offen­sicht­lich wollte man ihn für den großen Schauprozeß ge­gen England nach dem End­sieg aufbewahren. So kam er als Sonderhäft­ling in Einzelhaft ins KZ Sach­senhau­sen und im Winter 1944/1945 in den „Ehrenbunker“ ins KZ Dachau. Als der Ausgang des Krieges auch für den größten Opti­misten klar war und Georg Elser daher für den vorgese­henen Zweck nicht mehr verwendbar war, wurde er erschossen. Sein Deckname war Eller, ein Bom­benan­griff sollte seine Liquidierung tarnen. Der Zeit­punkt seiner Ermordung macht deut­lich, daß er zu den be­deutenden Wider­stands­kämp­fern gegen den National­so­zialismus zählt. Er wurde erschossen, weil er als erster dem Ziel, Adolf Hitler zu töten, denkbar nahe ge­kom­men war.

LINK zum Rundbrief des IKLK Nr. 36 – Dezember 1997: 4–8: 8. November 1939 – Attentat auf Adolf Hitler in München
LINK zum Rundbrief des IKLK Nr. 41 – Februar 2000: 15f.: Vom Täter Georg Elser und Bekenner Karl Leisner zum anerkannten Widerstandskämpfer und seligen Martyrer
LINK zum Rundbrief des IKLK Nr. 47 – Februar 2003: 54–67: Georg Elser Gedenken

Erinnerungen an Georg Elser in Konstanz

Quelle der Fotos: Thomas Alber

Link zum Georg-Elser-Arbeitskreis – Georg-Elser-Denkmal in Konstanz

Erinnerungen an Georg Elser in Königsbronn

Quelle der Fotos: Angelika Gottuso

 

 

Wappen von Königsbronn

 

 

 

 

Quelle der Fotos: IKLK-Archiv

Links zu Artikeln über Georg Elser unter Aktuelles