Domkapitular Reinhold Friedrichs (* 8.5.1886 in Hüls/Krefeld, † 28.7.1964 in Münster) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1908 – Priesterweihe 1.6.1912 in Münster – nach acht Jahren Tätigkeit als Kaplan in Bocholt St. Georg u. zwei Jahren Kanonikus in Borken Kaplan in Münster St. Aegidii 1922 – Religionslehrer an den Berufsschulen in Münster 1924 – zusätzlich Diözesanpräses des Katholischen Kaufmännischen Vereins (KKV) 1935 – Neben unterschiedlichen seelsorglichen Aufgaben versah er das Amt des Polizeioberpfarrers. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden seine Aufgaben stark eingeschränkt, und man beobachtete ihn. Wegen des Wegfalls seiner bisherigen Tätigkeiten führte er religiöse Wochen durch. Dabei verhaftete ihn die Gestapo am 8.3.1941 nach einer Predigt über die „Kreuzwegstationen eines Priesters im Gefängnis“ in Recklinghausen-Essel, als Grund gab sie an „Propaganda-Chef von Klemens-August“. Am 20.3.1941 kam er ins KZ Sachsenhausen und am 12.9.1941 ins KZ Dachau. Dort erwarb sich der väterlich wirkende Mann die Hochachtung seiner Mitgefangenen. Im Herbst 1944 wurden die kommunistischen Blockältesten[1] abgelöst, und er trat ab 9.12.1944 an die Stelle von Engelbert Böhler, dem letzten Laien in dieser Position in Block 26. Seine Priesterkameraden nannten ihn liebevoll Blockvater. Am 5.4.1945 wurde er aus dem KZ Dachau entlassen und kehrte am 4.10.1945 nach Münster zurück. Er war in der Zwischenzeit in Rosenheim untergekommen. In Münster ernannte Bischof Clemens August Graf von Galen ihn am 17.12.1945 zum nichtresidieren Domkapitular. Am 22.1.1960 erfolgte seine Ernennung zum päpstlichen Hausprälaten. Am 1.6.1952 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
[1] Blockälteste waren KZ-Häftlinge. In der ersten Zeit wurden für den Priesterblock Kommunisten für diese Aufgabe bestimmt.
Bedřich Hoffmann:
Von den Blockältesten hing es ab, ob sie den Häftlingen das Leben im Lager erleichtern oder es auf dem Block zu einer wahren Hölle machen wollten. Es gab eine Zeit, da wurden als Blockälteste und Stubenälteste der Pfarrerblocks die schlimmsten Leute ausgesucht. Da nahm das Schikanieren kein Ende. Wenn nach dem Abendappell die hungergequälten Häftlinge nach der Arbeit eines ganzen Tages sich kaum auf den Beinen halten konnten, fand Exerzieren eines ganzen Blocks statt. Die Geistlichen mußten marschieren und singen. Laufschritt machen, in die Hocke gehen, in der Hocke hüpfen usw. Unterdessen wunderte man sich auf den anderen Blocks, warum man diese Pfarrer wieder so herumjagt. Ein Verbot jagte das andere. Man durfte sich nicht auf dem Wege vor dem Block niederlassen, man durfte nicht rauchen, man durfte keinen Kantinenkauf machen. Dabei wußte man nicht, was dies alles sollte. Irgendein Vorwand fand sich ja immer. Die Blockgewaltigen waren Sadisten. Mit Vorliebe setzten sie den Geistlichen zu in Wort und Schlag (Übersetzung aus dem Tschechischen: Bistumsarchiv Speyer, Nachlaß Römer Nr. 58).