Prof. Dr. Karl Hofacker, genannt Zeus, (* 6.10.1877 in Straelen, † 23.7.1959 ebd.) – Heirat 24.8.1910 – Lehrer für alte Sprachen u. Geschichte – Studiendirektor u. Leiter des Gymnasiums in Kempen 1.10.1921 – Oberstudiendirektor u. Leiter des Gymnasiums in Kleve 1930–1934 – Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand Ende März 1934
Mittwoch, 22. April 1925
Karl Leisners Volksschullehrer Richard Trompetter hatte den Eltern Leisner empfohlen, ihren Sohn zum Gymnasium zu schicken.[1] Zum Schuljahresbeginn 1925/1926 nahm Direktor Dr. Josef Bast ihn in die Sexta b des Gymnasiums in Kleve auf.
[1] Hermann Mies im Seligsprechungsprozeß: 544 u. 546, s. auch: Willi Leisner im Seligsprechungsprozeß: 958
Tagebucheinträge und Briefe
Kleve, Dienstag, 1. Juli 1930
Befreiungsfeier des Rheinlandes.
[…]
Dann folgt das kernige „Flamme empor!“ Hiernach besteigt „Zeus“ [Karl Hofacker] das Rednerpult und gedenkt – mit seiner Bierstimme – aber sonst in packenden Worten der jammervollen Besatzungszeit, unter der ja auch wir Clever gelitten hätten. Mit dem Ausdruck der Freude über den Abzug der Besatzung und einem Hoch auf unser Vaterland endigt seine Rede. – Dann wie üblich, das Deutschlandlied. – Schulfrei.
Kleve, Dienstag, 2. Mai 1933
Tag des Schulbeginns![1] 8.00 Uhr Hitlergeburtstagsnachfeier.[2] Loyale, gute Rede von „Zeus“ [Karl Hofacker]. Beispiel an Hitlers Willenskraft, Arbeitswillen etc. Nur ärgerte mich, daß dieser alte Bierphilister [Spießbürger] so hitlerranerisch sprach. Beim Horst-Wessel-Lied [Die Fahne hoch] alles die „Flossen“ hoch [zum Hitlergruß]. Vom Chor nur Jupp [Gerlings], Hermann [Mies] und ich nicht! „Die Hände hoch!“ beim Deutschlandlied finde ich direkt geschmacklos. Als ob denn D. [Deutscher] gleich Nazi wäre! Nein!
[1] Es ist nicht klar, was mit „Schulbeginn“ gemeint ist. Die Osterferien waren bereits am 21.4. zu Ende.
[2] Adolf Hitlers Geburtstag am 20.4. fiel 1933 in die Osterferien.
Kleve, Montag, 29. Mai 1933
Zwei Stunden frei! Zeus [Karl Hofacker] weg.
Kleve, Montag, 3. Juli 1933
Vorladung vor den Herrn Direktor [Karl Hofacker]: Gerd Tosses, Jan van Lier, Manes [Hermann Mies], Jupp G. [Gerlings] und ich müssen als „Bonzen“ – folgenden Wisch unterschreiben[1]:
„Die unterzeichneten Schüler verpflichten sich hiermit, sich jeder verleumderischen oder hetzerischen Äußerung gegen die Regierung und ihr Werk zu enthalten.“
Wir hatten uns – Gott weiß, wie – auf scharfe Reden der Geit [von Dr. Wilhelm Verleger] gefaßt gemacht. Aber, es war sehr, sehr zahm. Zeus [Karl Hofacker] ist doch ein feiner Kerl!
Wie ich nachher von Papa durch Heini [Studienrat Dr. Heinrich Schönzeler] hörte, wollte die verflixte Geit uns alle „schassen“. Heini hat die Geit mal gefragt, wo er denn von 14 bis 18 gewesen wäre.[2] – Er hat uns gerettet! Junge, was [für] ein feiner, schneidiger Kerl!! Dr. P. [Bernhard Peters] soll sich feige benommen haben und uns nicht geschützt haben (dicitur [sagt man]!) – Also sind wir heilfroh, daß es nochmal „jut jejangen hat“ [gut gegangen ist]. Deo gratias. Um 14.00 Uhr zu [Kaplan Leo] Schmitz wegen Heimüberfall [durch die HJ]. Besichtigung.
[1] vermutlich im Zusammenhang mit dem Überfall der HJ auf die Mühle, das von Karl Leisner und seinen Kameraden hergerichtete Heim
Marienthal, Sonntag, 2. Juli 1933
Nach einigen Scharmützeln sind wir gegen 21.45 Uhr in Kleef [Kleve]!
Dort meldet man uns von der Stürmung des Heims [Mühle] durch die HJ, alles soll fein durcheinanderliegen.
[…]
Die Hitler-Jugend hat die Mühle besetzt. Wir sind bereit zu kämpfen.
[2] Es kann die Zeit des Ersten Weltkrieges gemeint sein oder seine Jugendzeit von 14 bis 18 Jahren.
Karl Leisner am Samstag, 9. September 1933, aus Kleve an Walter Vinnenberg in Münster:
Unser Direktor [Karl Hofacker] gab mir im Auftrag der Polizei eine Verwarnung [wegen der Fahrrad Kontrolle auf der Rückfahrt von Baltrum[1]]! Die Sache kostet also nichts. Heinz und Franz Ebben haben von ihrem „Zeus“[, dem Direktor der Höheren Landwirtschaftsschule,] ebenfalls eine Verwarnung bekommen.
[1] Baltrum, Montag, 14. August 1933
Landjäger vor uns auf der Straße und schreit uns an: „Halt!! Da haben einige kein Licht!“ – Die Spitze stoppt. Wir von der Nachhut wissen nicht, was los ist. Bald aber vernehmen wir die Stimme des Herrn Landjägers: „Na, wo ist denn Ihre Lampe? Und Ihr Rücklicht? Nein, so was geht nicht! Wir, bei uns im Oldenburger Land, sehen auf Ordnung.“
Kleve, Dienstag, 10. Oktober 1933
Zweite Stunde beim Zeus [Karl Hofacker] Vertretung [statt Deutsch]. Wir fahren fort in der Besprechung über die deutsche Frage und Bismarcks Reich. Ich stelle Dürftigkeit der geschichtlichen Kenntnisse bei mir fest.
Reinshagen, Donnerstag, 25. Januar 1934, 14. Tag
Um 13.09 Uhr landen wir [vom Gemeinschaftslager in Reinshagen] in Kleve. Herr Direktor [Karl Hofacker] ist am Bahnhof[, um seine Klasse abzuholen].
Abiturfoto der Abiturientia 1934 mit Oberstudiendirektor Dr. Karl Hofacker, der zum damaligen Zeitpunkt als Direktor bereits abgesetzt war. Aber die gesamte Klasse hatte ihn zu diesem Foto gebeten.
obere Reihe v. l.: 1. Johann van Aken, 2. Josef Gerlings, 3. Hermann Mies,
mittlere Reihe v. l.: 4. Emil de Vries, 5. Hermann Ringsdorff, 6. Gerhard Tosses, 7. Karl Leisner, 8. Gerhard Siebers, 9. Johann van Lier, 10. Otto Andrae,
untere Reihe v. l.: 11. Lambert Michels, 12. Wilhelm Homrighausen, 13. Dr. Karl Hofacker, 14. Studienrat Dr. Josef Müller, 15. Paul Brückner, 16. Edmund van Fonderen
Quelle der Fotos: Karl Leisner-Archiv