Anläßlich der Großen Viktortracht 1966 in Xanten wurden die sterblichen Überreste von drei Blutzeugen der NS-Zeit, darunter auch Karl Leisner, in der Krypta des Xantener Domes beigesetzt.
Aus Anlaß des Einzuges in den wiedererstandenen Xantener Dom fand dort 1966, 30 Jahre nach der Großen Viktortracht von 1936, wieder eine solche statt. Der Wiederaufbau des Domes bot die Möglichkeit, die Krypta zu erweitern und als Gedenkstätte für die Blutzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu gestalten. Seitdem befinden sich dort die Gräber von Heinz Bello, Karl Leisner und Gerhard Storm sowie Urnen mit Asche aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Bergen-Belsen und Dachau. Erinnerungsstücke und Schrifttafeln erinnern an Wilhelm Frede, Nikolaus Groß und Johannes Maria Verweyen.
Bischof Joseph Höffner aus Münster am 19. März 1966 an Amalia Leisner in Kleve
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Am Dienstag, dem 30. August 1966, wurden die Gebeine von Karl Leisner auf dem Friedhof an der Merowingerstraße in Kleve, wo er seit dem 20. August 1945 im Priesterrondell begraben war, exhumiert.
Protokoll
Protokoll
Zeitungsbericht
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Am Donnerstagabend, dem 1. September 1966, fand auf dem Neuen Friedhof in Kleve, am Ehrenmal für die Gefallenen, eine Gedenkstunde zur Verabschiedung der Gebeine von Karl Leisner statt. Die Ansprache hielt sein Kursgenosse Weihbischof Heinrich Tenhumberg. Nach der Gedenkstunde erfolgte die Überführung der Gebeine nach Xanten.
Ehrenfriedhof auf dem Neuen Friedhof in Kleve
1. Reihe v. l. Mutter Amalia und Paula Leisner, Weihbischof Heinrich Tenhumberg, Willi und Maria Leisner; 2. Reihe l. bzw. r. hinter Willi Leisner Wilhelm und Elisabeth Haas
Gedenkfeier
Gedenkfeier
Zeitungsbericht
Karl Leisners Sarg vor dem Volksaltar des Xantener Domes
Programmheft
In einem feierlichen Gottesdienst eröffnete Bischof Dr. Joseph Höffner am Samstag, dem 3. September 1966, um 18.00 Uhr, die Festwoche zur Großen Viktortracht im Dom in Xanten, weihte die neue Gedächtnisstätte und setzte die Särge von Heinz Bello, Karl Leisner und Gerhard Storm in der Krypta bei.
Eröffnungsfeier zur Großen Viktortracht am 3. September 1966
Weihe der Gedächtnsistätte und Beisetzung der Särge
Pontifikalamt zur Großen Viktortracht am 4. September 1966
Abschluß der Großen Viktortracht am 11. September 1966 auf dem Fürstenberg mit Predigt von Bischof Joseph Höffner:
„Bist Du ein glaubender Mesnch – bist Du ein bekennender Mensch?“
Impressionen zur Großen Viktortracht
Quelle der Fotos: privat und IKLK-Archiv
Orte der Kraft – Die Kraft der Gräber
Kein anderes Lebewesen auf Erden begräbt seine Toten, nur der Mensch. Gräber sind für ihn seit Urzeiten wichtige und auch religiöse Bezugspunkte. Manche Forscher vermuten, der Beginn von rituellen Bestattungen markiere gleichzeitig den Beginn von Religion: Die embryonale Haltung der Begrabenen drückt gewissermaßen die Hoffnung auf eine neue Geburt aus.
Früher ging man zu den Gräbern der Verstorbenen und feierte die Gemeinschaft mit ihnen in Form von rituellen Mahlen. Im Christentum verehrte man schon sehr früh die Gräber von Märtyrern.
Im Zusammenhang mit christlichen Heiligen entwickelten Theologen im Mittelalter die Vorstellung, in deren Gebeinen ruhe eine heilende Kraft; daher könne ihre Berührung Lebewesen heilen und Gegenstände heiligen.
Wie schrecklich es ist, kein Grab eines Verstorbenen zu haben, wissen heute am ehesten die Angehörigen von Vermißten; erst ein Ort zum Abschied nehmen gibt Kraft zur Versöhnung mit dem Schicksal. Eine Besinnung darauf, ein „Gespräch“ mit dem Verstorbenen an diesem Ort, kann das Grab zum Kraftort machen.