Pater Dr. Johannes Otto Pies SJ, Deckname im KZ Hans u. Spezi, (* 26.4.1901 in Arenberg, † 1.7.1960 in Mainz) – Gründung der „Koblenzer Neudeutschen Gruppe“ im Bund Neudeutschland (ND) u. Kontakt mit der Gesellschaft Jesu 1919 – Eintritt in die Gesellschaft Jesu in ’s-Heerenberg/NL 14.4.1920 – philosophische Studien in Valkenburg/NL 1922 – Präfekt des Internates Kurfürst Franz Ludwig in Breslau/Wrocław/PL 1925–1927 – Abschluß der theologischen Studien in Valkenburg 1927–1931 – Priesterweihe 27.8.1930 – Primiz in Arenberg 14.9.1930 – Kaplan in St. Andrä in Kärnten/A 1931–1932 – erneut in Breslau 1933 – Novizenmeister in Mittelsteine/Ścinawka Średnia/PL 12.3.1933 bis 1938 – Letzte Gelübde 2.2.1940 – Rektor in Mittelsteine 1938–1941 – wenige Wochen Rektor in Hoheneichen bei Dresden – Am 31.5.1941 wurde er wegen eines Protestes gegen die Klosteraufhebungen verhaftet. Am 2.8.1941 brachte man ihn aus dem Gefängnis in Dresden ins KZ Dachau, wo er die Häftlings-Nr. 26832 bekam. Dort war er eine der ganz großen Priestergestalten. Am 27.3.1945 wurde er ohne Angabe des Grundes und ohne Bedingung entlassen. Er ging nach Pullach ins Berchmanskolleg und später zur Rottmannshöhe.
P. Franz Kreis SJ, der P. Otto Pies SJ als Novizenmeister erlebte hatte, berichtete in einem Gespräch beim KZ-Priestertreffen im September 1988 in Limburg, wie die Zeit im KZ Dachau P. Otto Pies SJ verändert hat:
„Eine Veränderung habe ich schon gemerkt. Er war „weltweit“ geworden. Im Noviziat haben wir eine starke Strenge erlebt. […] Diese Offenheit, die er danach hatte, das möchte ich als einen Wandel bezeichnen. Aber: Pater Pies ist sehr verschlossen, […] von sich persönlich hat er nie etwas erzählt.“
P. Otto Pies SJ wurde wieder Novizenmeister: zunächst in Rottmannshöhe und dann ab 1946 in Feldkirch am Vorarlberg/A, von 1947–1951 in Pullach bei München, anschließend auf dem Jakobsberg bei Bingen, und von 1954 bis zu seinem Tod war er Rektor und Instruktor in Haus Sentmaring bei Münster.
Seine weiteren Aufgaben galten ganz der Ausbildung und Betreuung des Ordensnachwuchses. 1948 mußte er wegen einer offenen Tuberkulose ein halbes Jahr in ein Sanatorium. Einen schweren Schlag versetzte ihm ein Autounfall 1951 auf der Rückfahrt von einer Wallfahrt nach Andechs, bei dem 16 Fratres tödlich verunglückten, er selber einen Schädelbruch und eine Gehirnerschütterung erlitt. Der Omnibus wurde auf einem unbeschrankten Bahnübergang von einem Eisenbahnzug erfaßt. P. Otto Pies SJ selbst bemühte sich aufopfernd um die Verunglückten. Der Anblick der verstümmelten und sterbenden Mitbrüder war für ihn schwerer zu ertragen als die Erlebnisse während seiner vierjährigen KZ-Haft in Dachau. 1957 erkrankte er an Krebs. Im Juni 1960 brach er zusammen. Bevor er sich im Wissen um seine unheilbare Krankheit ins Krankenhaus nach Mainz begab, verbrannte er seine gesamte persönliche Habe; am 1.7.1960 starb er im Hildegardis-Krankenhaus in Mainz ruhig und ohne Todeskampf.
Sein Grab befindet sich in Münster auf dem Klosterfriedhof der ehemaligen Niederlassung der Jesuiten „Haus Sentmaring“.
Quelle der Fotos: Gabriele Latzel
Otto Pies und Karl Leisner am 15. Dezember 1945 in der Kapelle von Block 26 im KZ Dachau
Willi Leisner über seinen Bruder Karl und Otto Pies
Die Freundschaft zwischen Otto Pies und Karl Leisner im KZ Dachau
ArtikelBesuch von Pater Otto Pies bei Familie Willi Leisner in Berlin, Lipaer Str. 3
28. August 1947 2. Juni 1950
Seeger, Hans-Karl, Gabriele Latzel und Christa Bockholt (Hg.)
Otto Pies und Karl Leisner. Freundschaft in der Hölle des KZ Dachau, Sprockhövel/Dommershausen 2007