Vor 70 Jahren – 7. Oktober 1944 im KZ Dachau und in Kleve

2014_10_07_Dachau

Quelle des Foto: Wikimedia Commons gemeinfrei

 

Karl Leisner schrieb am 7. Oktober 1944 einen Brief nach Kleve, ohne zu ahnen, was zur gleichen Zeit dort geschah.

 

 

 

2014_10_07_Zerstörung

Quelle des Foto: Wikimedia Commons gemeinfrei

 

Kleve nach der Zerstörung am 7. Oktober 1944

 

 

 

 

Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, am 7. Oktober 1944 an Walter Vinnen­berg als Soldat und an seine Familie in Berlin und Kleve:
Mein lieber Walter
Es drängt mich, Dir nach langen Jahren wieder einmal persönlich treuen Gruß zu sagen. Von Willi höre ich über daheim hier und da von Dir. Am herrlichen Reichswald steht der Englän­der. Ich dachte heute noch an die „Schlacht“ am Puhl, wo wir Dir Dein feines Sonntagshemd zerfetz­ten.[1] Jetzt geht’s in unsern alten Jagdgründen ernst zu. Gott wird un­sere herrliche, liebe Heimat und unser Volk beschirmen. Das ist unser Hof­fen und Gebet. Wie geht’s Deinen Lieben zu Hause [in Telgte]? Wie geht’s Dir im Süd­osten [im Militärdienst]? Oft denke ich Dein und aller lieben Kameraden, von denen schon so viele gefallen sind. In alter Liebe und Treue grüßt Dich
Dein Karl
Lieber Willi, liebe Fränzl, meine Lieben alle!
Immer wieder lese ich Euern lieben Brief vom 29.9., und jedesmal erfreut und beglückt er mein Herz aufs Neue. Euer prächtiges Gottvertrauen, Euer Starkmut, Eure Liebeskraft erfrischt mich ganz innerlich; denn fünf Jahre öder Gefangenschaft können auch ein starkes Herz manchmal müde werden lassen. Ohne Gottes Gnade wäre ich längst nicht mehr so obenauf, wie ich es trotz allem noch bin. Ich danke Euch da immer wieder für Euer stetes Gebet. Auf den Bescheid des Bi­schofs [Clemens August Graf von Galen] und Euer Ja oder Nein [zur Priesterweihe im KZ] bin ich natürlich sehr gespannt. Könnte mir abratenden Entscheid von ihm und Euch schon erklä­ren. Am 2.10. kam Paket mit feinstem Kuchen und Obst von [Familie Magnus] Weber, Alpsee­wies, Post Immen­stadt (13b). Danke bitte herzlichst! Am 3.10. von Mutter daheim vom 21.10.[9.]. Welch feine Sachen! Vielen Dank Euch und allen. Am 4.10. Paket von Tante Paula, [Dortmund,] Jägerstraße 31. Bitte treue Dank­grüße! Mit Willi Fasbender ist traurig.[2] Schade um den alten Wanderer Her­mann [Hachmann, dem ein Fuß amputiert werden mußte]. Guten Genesungsgruß nach Ludwigs­lust! Beibrief bitte an Wal­ter. Er kann mir per Feldpost antworten. Aus der Heimatzei­tung [Der Volksfreund] konnte ich den Grad der Kriegsbedro­hung ablesen. Eure gute Stimmung hat mir das Herz leichter gemacht. Ihr seid doch alle Prachtkerle. Jetzt seid Ihr zwei [Willi und Fränzl in Berlin] beiein­an­der. Ich kann mir Eure Freude ausmalen. Die rechte Liebe überwindet auch die härtesten Tage. Gott schütze und segne Euch alle! Oft geht, gerade im Ro­senkranz­monat, mein Gedenken zu Euch. Und in Gott sind wir alle wohl geborgen, und finden sich unsere Herzen. Dürfte ich um ein wenig Essig und Mehl bitten, wenn möglich. Gott schenke uns frohes Wiedersehn! Karl
PS Mutter zum Geburtstag [am 26.10.] gute Glückwünsche!

[1]
vermutlich am Sonntag, 11. oder 18.3.1928
[2]
Willi Fasbender galt
1944 als ver­mißt.

Samstag, 7. Oktober 1944 – Bombenangriff auf Kleve
Dieser Tag war ein Tag des Schreckens für die Stadt. Gegen 13.40 Uhr zer­stör­ten 335 englische Bomber inner­halb von 30 Minuten 80% der Bebau­ung. 1728 Tonnen Spreng- und 90 Zentner Brandbomben gingen auf den Kern der Stadt nieder. Dabei fanden 649 Menschen unter den Trümmern den Tod, unter ihnen Propst Jakob Küppers und der Kaplan der Un­terstadtkirche Johannes Smeets.

Friedrich Gorissen:
Gewaltiger Feuerschlag vernichtete das alte Kleve
Ein einziges Bombergeschwader vernichtete am 7. Oktober 1944 kurz nach Mittag mit einem gewaltigen Feuerschlag die alte Stadt Kleve. Die Schwanenburg wurde hart getroffen, ein viermotoriger Bomber fiel im Absturz auf den Schwanenturm und nahm dessen Oberbau mit in die Tiefe. Die beiden Türme der Stiftskirche sanken in sich zusammen und zerschlugen die Gewölbe der Kirchenschiffe. Die Fassade der Reformier­ten Kirche [auf der Großen Straße] ragte einsam aus dem Schutt der Alt­stadt hervor. Von den barocken Patrizier- und Bürgerhäusern war nicht eines erhalten geblieben. Das schöne Heimatmuseum, zuletzt in einem Landhaus des 17. Jahrhun­derts an der Linde untergebracht, war zerstört und ausgeplündert. Das Stadtarchiv konnte zum größten Teil geborgen werden; die zugehörige Bibliothek indessen erlitt in den ersten Nach­kriegs­jahren durch Plünde­rung und Verwahrlosung erhebliche Verluste. Die reiche und alte Biblio­thek des Klever Stiftes, noch Mitte der dreißiger Jahre geordnet, brannte vollständig aus. Das Stiftsarchiv, in einem Seiten­bau der Stiftskirche untergebracht, ging mit seinem ganzen Aktenbestand verloren; erhalten – wenn auch beschädigt – blieben die meisten Urkun­den. Die Kunstwerke, soweit sie sich in der Kirche befanden, wurden zer­stört. Die Trümmer der Altäre blieben durch die Sorge des britischen Kunstschutzoffiziers Ronald Balfour vor weiterer Vernichtung bewahrt.[1]
[1] Friedrich Gorissen: Gewaltiger Feuerschlag vernichtete das alte Kleve. In: Stadt Kleve, 7. Oktober: Der Tag, an dem Kleve in Schutt und Asche versank, Kleve 1960: 19

Bernhard Baak:
In einer halben Stunde vernichtet, was in Jahrhunderten aufgebaut
Als das große Verhängnis über Kleve hereinbrach, am 7. Oktober 1944, hatte nach einer überschläglichen Schätzung etwa ein Drittel der Bevölke­rung die Stadt verlassen. Der Angriff geschah um die Mittagsstunde, als die Straßen fast menschenleer waren. In einer halben Stunde wurde ver­nichtet, was in Jahrhunderten gebaut worden war. In diesem und den fol­genden Angriffen, die eine fast menschenleere Stadt trafen, fanden viele den Tod; über 500 Tote wurden beim Standesamt registriert, ohne die, von denen niemand weiß. Wer den Angriff vom 7. Oktober erlebt hat, wird das wüste Bild nicht vergessen, das sich dem Auge darbot, als ver­störte Menschen aus den Kellern und den Ruinen ihrer Häuser hervorkro­chen und um sich nichts anderes als Ruinen erblickten in einer gespensti­schen, von dichtem schmutziggrauem Trümmerstaub überzogenen Land­schaft. Die aus der zerstörten und an vielen Stellen brennenden Stadt ost­wärts flüchtenden Menschenmassen mußten oft beträchtliche Umwege machen, da die wie Kraterlandschaften anmutenden Straßen nicht gangbar waren.[1]
[1] Bernhard Baak: ebd.

Paula Leisner schickte am 7. Oktober 1944 im Auftrag der Familie folgende Eilnachricht nach Berlin[1]:

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[1] Eine gleiche Nachricht ging vermutlich an Karl Leisner ins KZ Dachau.

Nach dem Bombenangriff bepackten Vater und Mutter Leisner vier Räder, von denen zwei platt waren, mit dem Allernötigsten und erreichten mit ihren drei Töchtern nach sieben Stunden Marsch den Hof von Bauer August Jans­sen in Niedermörmter. Dort blieben sie bis zum 6. März 1945. Man hatte auch überlegt zu Fränzl Leisners Bruder Pfarrer Burkard Sauer und dessen Schwester Cä­cilia, die ihm den Haushalt führte, nach Rothenbuch im Spes­sart zu ziehen, wo auch Vater Johann Sauer lebte.

Im Sammelbrief seiner Familie vom 12. Oktober 1944 und 13. Oktober 1944 erfuhr Karl Leisner Einzelheiten.
Niedermörmter, den 12. Oktober 1944
Mein lieber Karl!
Unsere Eilkarte besagte Dir, daß wir alle mit dem Leben davongekommen sind. Du hast sicher gut für uns gebetet. Unser schönes Kleve ist gewe­sen und so zogen wir mit schwer bepackten Fahrrädern (zwei davon platt) über Materborn, Alte Bahn, Kalkar nach hier, wo wir bei Janssens herzlich aufgenommen wurden. Inzwischen sind wir noch zwei­mal in Kleve gewesen und haben Kleider, Wäsche geholt. Mit Dank ge­gen Gott, der uns das Leben erhielt, hoffen wir, hier bleiben zu können. Falls auch hier geräumt wird, beabsichtigen wir nach Rothenbuch im Spessart zu wandern. Wir sind alle guter Dinge und frohen Mutes; ein Glück, daß keiner von uns am Irdischen klebt, so ertragen wir leichten Herzens unseren Verlust. Willi und Fränzl teilten uns mit, daß Du dort geweiht werdest. Das ist unser größtes Glück. Wir beten jetzt viel für Dich und all unsere Freunde, die ihr Leben in Kleve [am 7.10.1944] las­sen mußten, bitten im Himmel für Dich. Eduard Bettray haben wir gestern hier beerdigt. Herr [Wilhelm] Hendriksen mit Schwestern [Gertrud und Magdalene], Heinz Heuvel mit Mutter [Elisabeth] und Marga, Propst [Jakob] Küppers, [Johannes] Schöttler mit Frau [Elisabeth] und zwei Töchter [Tochter Elisabeth und Sohn Herbert], [Ferdinand] Peusen mit Frau [Maria] und zwei Töchter [Else und Maria] und 1000 andere. All dieses Leid wird Dich nicht mutlos machen, dafür bist Du eben ein Leis­ner. Ein Glück, daß schon etwa 4000 Kleve verlassen hatten. Unser [Luft­schutz-]Kel­ler, den wir mit zwölf Bäumen stark gestützt hatten und in dem wir viel gebetet hatten, hat stand gehalten. Beide Häuser, rechts und links von uns, durch Volltref­fer platt. Alle Häuser weit und breit unbe­wohnbar.[1] Sämtli­che Kirchen, Schwanenburg, Gymnasium, Große Straße vernichtet. Mühlenstraße aus­gebrannt. Genug von den Greueltaten. Landratsamt in Hönnepel, Amtsge­richt in Kalkar, Landgericht in Moers [unter­ge­bracht] usw. Seit drei Tagen pflücke ich hier Äpfel und bewun­dere Gottes Natur. Täglich brau­sen die Flieger über uns und die Artillerie schießt aus Rich­tung Gennep und Nijmegen aus allen Rohren. Das ist das Leben am schö­nen Nieder­rhein. In unse­rem Keller hatten wir bis abends 30 Mann zu Gast, darunter vier Schwer­verwundete. Theodor Daamen – blind und Kie­fer­bruch, seine Schwägerin und Ladenfräulein[2] und ein Eisenbahner mit Knochenbruch. Außerdem beherbergten wir eine Familie Menke mit sechs Personen, von denen wir vier aus ihrem Keller holten. So hatten wir das Glück, uns für andere betä­tigen zu können, und das war recht befriedi­gend. Unsere drei Mädels ha­ben sich herrlich bewährt. Der liebe Hans [P. Otto Pies SJ] wird in den nächsten Wochen besonders für Dich besorgt sein [wegen der Prie­sterweihe]; von ihm [an ihn] treue Grüße. Nach fünfjähri­ger Vorbereitung wirst Du gewiß ein würdiger Priester werden. Meine herzlichsten Wün­sche begleiten Dich.
Dein Dichliebender Vater
13.10.
Lieber Karl!
Wir danken Gott und der Rosenkranzkönigin[3], daß wir alle leben. Es war am 7.10., als unser geliebtes Kleve in Trüm­mer gelegt wurde. Nur am Stadtrand ist noch etwas ganz. Wir fügen uns in unser Los, denn es ge­schieht nichts ohne den Willen Gottes [vgl. Mt 10,29]. In Goch[, Klever­straße 167,] wurde das Heim der lieben Tanten [Julchen und Maria] am 30. Septem­ber zerstört. Unser lieber Hannes Pollmann war beim Angriff in unserm Keller. Er ist nach Westfalen abgereist[4], wo seine Frau [Wilhel­mine] schon zehn Tage vorher war. Mit Dir freuen wir uns auf die heilige Weihe und beten inständig für Dich. Herzlichst grüßt Dich Deine Dichliebende Mutter
Lieber Karl!
Nun mußten wir unsere liebe Heimat verlassen. Aber wir danken Gott, daß wir alle gesund sind. Und so werden wir uns, nach dem Kriege, ja auch mal wieder ein kleines Heim schaffen können. Wir waren noch mal wieder da, die Trümmer, das ist ja ein trauriger Anblick, aber man denkt dabei nur an unsere lieben Toten. Gestern wollten Paula und Elisabeth noch nach Kleve, da aber die Artillerie schon bis Kleve schoß, war es zu gefährlich. Nielens sind nun in Calcar. Überall sieht man hier Bekannte und freut man sich über jeden der noch lebt. Von Willi und Fränzl beka­men wir tags vor dem Angriff noch Post, mit [der Kopie des Briefes vom 23. September und] der Nachricht, daß Du Dich weihen lassen willst. Un­sere Freude darüber ist groß, wenn wir auch fern von Dir sein müssen. Aber Du weißt ja, daß wir im Gebet und in Gedanken immer bei Dir sind. Nun wünsche ich Dir weiterhin Got­tes Gnade und Segen. Mit vielen herz­lichen Grüßen auch von [an] Hans [P. Otto Pies SJ] Deine Maria
Lieber Karl!
Wir sind so froh und dankbar, daß wir alle noch leben. Der Herrgott hat uns wunderbar beschützt. Ich wünsche Dir den besonde­ren Segen Gottes, auf daß Du ein guter Priester wirst. Wir freuen uns mit Dir. So gibt es immer noch Freude in allem Leid. Recht treue Schwe­sterngrüße von Deiner Elisabeth
Mein lieber Bruder Karl!
Dein letzter Brief machte uns recht froh. Wir beten alle jetzt besonders füreinander, gelt! Viele Angriffe erlebte ich in Frankfurt/M. mit, aber so et­was Dolles noch nicht. Gestern wollten Elisabeth und ich versuchen, in die Stadt zu kommen. Wir kamen uns vor, wie Spähtruppsoldaten, als wir uns bei Berg und Tal [am Papenberg] durch den Wald schli­chen. Bei [Hotel] Thunert mußten wir umkehren. Ja, am Irdischen soll man nicht kleben. In einigen Sekunden war alles hin. Nun bleibe gesund. Auf ein Wiedersehen! Herz­lichst bin ich Deine Paula
[1]
Paul Hohstadt:
Als die Hölle hereinbrach – Ein Augenzeuge überlebt im Hause Karl Leisners die Zerstörung von Kleve
[…]
Am Samstagvormittag des 7. Oktober stand ich auf dem Turm der Ölmühle [bei Spyck] und schaute über das von Aufklärungsfliegern umflogene Klever Land. Von Unruhe gepackt und Unheilvolles ahnend holte ich zu Hause mein Gepäck und eilte unter Tieffliegergeschossen in die Oberstadtwohnung mei­nes Schwagers [Erwin Nielen]. Kaum in der Flandrischen Straße ange­langt, zogen plötzlich dunkle Geschwader über die Stadt. Während unseres Skat­spiels im [Luftschutz-]Keller [von Familie Wilhelm Leisner] heulten um halb zwei sämtli­che Sirenen. Kurz darauf begann ein fürchterliches Bombarde­ment. In Erge­bung des Todes wie er uns auch treffen mochte, mit all seinen Ängsten und Schmerzen, haben wir während des sinnlosen Angriffes betend bei der Got­tesmutter Schutz gesucht, als der Hölle Nacht über uns stürmte. Gottdank hatte das Haus W. L. [Wilhelm Leisners] keinen Volltreffer bekom­men, so daß alle 17 Personen wie durch ein Wunder gerettet wurden (Kirche + Leben vom 11.10.1964).
[2]
vermutlich Menschen aus dem Gemüseladen „Döres Daamen“ in Kleve, Hohen­zollernstr. (heute Ringstr.)/Ecke Arnulfstr.
[3]
Die katholische Kirche feiert am 7.10. Maria als „Unsere Liebe Frau vom Rosen­kranz“,
Rosenkranzkönigin.
[4]
vermutlich nach Iserlohn

Karl Leisner antwortete am Sonntag, dem 22. Oktober 1944:
Meine Lieben alle!
Traurige Gewißheit wurde mir durch Euren Brief vom 16., was ich jahre­lang düster ahnte und seit Wochen fürchtete: Unsere geliebte Heimat zer­stört, hunderte teuerster Mitbürger tot und verletzt. Und Ihr lebt dank der Huld Gottes, die sich wunderbar an Euch erwiesen hat. Gott und Unserer Lieben Frau bin ich sehr dankbar für Eure Errettung aus diesem er­sten furchtbaren Ansturm des Krieges. Ich bin so froh, daß Ihr bei Bauer Jan­ssen so liebevolle Aufnahme gefunden habt, und bitte, auch meinen Dank der lieben Familie zu sagen. Wenn ich für Euch bete, bete ich auch für sie mit. In diese Freude mischt sich aber das bittere Weh um so viele er­schlagene Freunde, Wohltäter und Bekannte. Ich will versuchen, für den Hochwürdigen Herrn Propst [Jakob Küppers] und alle toten und armen Mitbürger hier das heilige Opfer feiern zu lassen. Jetzt sind wir alle arm wie Job [vgl. Ijob 1,6–22], liebste Mutter, treuer, guter Vater, liebe Schwe­stern. Wir sind einzig der Für­sorge Gottes und guter Menschen anheimge­stellt. Und doch wollen wir grade im tiefsten Leid das Vertrauen auf Gott üben und pflegen in treuem Beten und täglichem Opfern. Wir leiden ja mit und für den Herrn. Möge der Herr Euch weiter so schützen und uns alle trotz allem wieder zusammen­führen! Der Tag und die Stunde des furchtba­ren Angriffs [am 7.10.1944] waren der Morgen des Rosenkranzfestes, als Hans [P. Otto Pies SJ] das heilige Opfer für uns alle darbrachte. Grüßt ihn aufs herz­lich­ste. [P. Otto Pies SJ läßt herzlich grüßen.] Welch gnä­dige Erhörung! Dir, liebe Elisabeth, meine herz­lichsten Wünsche zum Namenstag [am 19.11.]! Ich bin Dir am Tag innig verbunden. Auch Frau [Elise] Bongartz gute Wünsche. Euch, liebe Fränzl und Willi, bin ich jetzt in beson­derer Mitfreude verbunden und werde täg­lich noch treuer Euch ein­schließen. An Deine lieben Ver­wandten liebe Grüße von mir, bitte. Herzlich! Euer Karl

PS Frau [Alwine] Bettray und Kindern [Resi, Margret und Ria] meine Anteil­­nahme [zum Tod des Mannes und Vaters Eduard am 7.10.1944]!