Vor 70 Jahren starb Jan (Johannes) Hus auf dem Scheiterhaufen

HusJohannes (Jan) Hus (* um 1372 in Husinec/CZ, † 6.7.1415 in Konstanz) – Priesterweihe 1400 – tschechischer Reformator

Das evangelische Magazin „chrismon“ brachte im Juni 2015 einen Artikel über Johannes Hus unter der Überschrift „Die Macht des Gewissens – Für die Tschechen wurde Jan Hus zum Vorkämpfer der Freiheit. Arnd Brummer über die Faszination des frühen Reformators“.

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei

 

 

Karl Leisner begegnete dem Reformator im Studium und notierte aus der Kirchengeschichtsvorlesung von Prof. Dr. Georg Schreiber[1]:
Die Bezeichnung „Refor­mation“[2] ist deshalb kein Reservat für die Protestanten, wenngleich auch diese schon im Mittelalter ihre Vorläufer hatten ([John] Wyclif[3], [Johannes] Hus).
[…]
Hus (1364) ist in Prag der Verbreiter der Wyclif’schen Leh­ren. Von Prag aus, das immer sehr starke Beziehungen zu Mittel­deutsch­land hatte, beson­ders zu Erfurt, gelangen sie in den mitteldeutschen Raum. Hus entlehnte von Wyclif besonders den Gedanken von der Schrift als der einzi­gen Glaubens­quelle und die Ablehnung vieler Glaubenslehren, besonders der Jurisdik­tions­lehre. Man darf in den Beziehungen der Hus’schen Lehre zu Mittel­deutschland Hus nicht vom tschechischen Stand­punkte aus betrachten, da die tschechisch-deutschen Gegensätze erst im 19. Jahrhundert entstanden sind.

[1] Prof. Prälat Dr. phil. Dr. theol. Georg Schreiber (* 5.1.1882 in Rüdershausen, † 24.2.1963 in Münster) – Prie­ster­weihe 7.4.1905 in Hildesheim – Professor für Kirchengeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 1917–1935 u. 1945–1951
[2] protestantische Reformation – christliche Erneuerungsbewegung mit entschei­dendem Bei­trag zur Neugestaltung der Kirchen- und Weltordnung in der frühen Neuzeit – Be­einflus­sung des Denkens von Martin Luther durch die Vorläufer der Revolution John Wyclif u. Jan Hus
[3] John Wyclif (auch Wicliffe, Wiclef, Wycliff, Wycliffe) (* 1324 in Hipswell/Yorkshire/GB, † 31.12.1384 in Lutterworth/GB) – englischer Philosoph, Theologe u. Refor­mator

Arnd Brummer erwähnt im Magazin chrismon die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI.:
Und seine [Martin Luthers] Idee der sichtbaren Kirche, die ein weltliches Ding sei, wird fast 600 Jahre später ein römischer Papst durch einen ganz menschlichen Akt bestätigen: Benedikt XVI. mit seinem Rücktritt.
Zurücktreten kann ein weltlicher Amtsträger. Ein Papst, Stellvertreter Christi auf Erden, kann nur durch Tod und Auffahrt in die Ewigkeit sein Amt abgeben, wie Johannes Paul II. Dieser traditionell römisch-katholische Papst hat indes an anderer Stelle versucht, eine Brücke zu Jan Hus und seinen Erben zu bauen.
Bei einem Besuch in Prag 1990 mahnte er ein Umdenken seiner Kirche gegenüber Hus an. Dies wiederholte er 1999 bei einem Historikerkongress in Rom: „Heute […] fühle ich mich verpflichtet, mein tiefes Bedauern auszusprechen für den grausamen Tod von Jan Hus und für die daraus folgende Wunde, eine Quelle von Konflikten und Spaltungen, die dadurch in den Geist und die Herzen des tschechischen Volkes gerissen wurde.“

Arnd Brummer schließt mit den Worten:
Es bleibt zu hoffen, dass die Texte und Thesen John Wyclifs und Jan Hus’ überall sichtbar werden, wo der kirchlichen Reformation gedacht wird. Die sichtbare Kirche braucht eine permanente Reformation, wenn sie der unsichtbaren Kirche Jesu Christi geistlich nahekommen will. In diesem Sinne: Reformation war immer – wie der Galater-Brief des Paulus und der dort geschilderte Streit mit Petrus und Jakobus belegen – und wird immer sein! Danke, Jan Hus, für einen unersetzlichen Beitrag![1]
[1] chrismon: 39

Link zum vollständigen Artikel

Link zum Bericht im Deutschlandfunk vom 5. Juli 2015 – Der Reformator Jan Hus – „Er hatte heftigen Einfluss auf Europas Geschichte“

Auch Karl Leisner wäre heute sicherlich der Meinung, daß sich die christlichen Kirchen reformieren müßten.

Zur zweiteiligen Fernsehdokumentation über Jan Hus vom 1. Juli 2015 im Sender ARTE brachten u. a. folgende Zeitungen Berichte:

Link zur F.A.Z. vom 1. Juli 2015 – Die reine Lehre kostet ihn das Leben

Link zur Tageszeitung „Die Welt“ vom 1. Juli 2015 – „Lüsterne Priester“ wollten Jan Hus brennen sehen

Artikel in Kirche + Leben vom 5. Juli 2015
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