Prof. Dr. phil. Johannes Maria Verweyen (* 11.5.1883 in Till, † an Flecktyphus 21.3.1945 im KZ Bergen-Belsen) – Philosoph, Freimaurer u. Theosoph – Schüler des Königlichen Gymnasiums in Kleve 1892 – Wechsel zum Collegium Augustinianum Gaesdonck Ostern 1896 – Umzug nach Düsseldorf u. Besuch des Hohenzollerngymnasiums Herbst 1899 – Abitur ebd. 1902 – Promotion als Philosoph mit dem Thema „Walter Ehrenfried von Tschirnau“ an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1905 – Habilitation u. Privatdozent ebd. 1908 – Ernennung zum außerordentlichen Professor 1918 – Erklärung seines Austritts aus der katholischen Kirche vor dem Amtsgericht in Bonn 21.3.1921 – Anschluß an die Theosophen auf Grund seiner Neigung zur Parapsychologie u. zum Okkultismus – Beeinflussung durch den indischen Philosophen Jiddu Krishnamurti (1895–1986) u. dessen Lehre von der Meisterung des Lebens – Entzug der Lehrbefugnis an der Universität Bonn wegen offener Kritik an den Ideen des Nationalsozialismus 9.4.1934 – Rückkehr zum katholischen Glauben 2.2.1936 – nach 30 Jahren erstmaliger Wiederempfang der heiligen Kommunion 8.4.1936 – Ab 1941 begann die Jagd auf Johannes Maria Verweyen. Auf einer seiner Vortragsreisen wurde er am 27.8.1941 ohne Anklage verhaftet und in das berüchtigte Gestapo-Gefängnis Alex in Berlin gebracht. Am 23.5.1942 kam er ohne gerichtliches Verfahren vom Gefängnis ins KZ Sachsenhausen. Dort trug er die Armbinde Sprachlehrer. Als die Evakuierung des Lagers Sachsenhausen bevorstand, meldete er sich zum Transport nach Bergen-Belsen und gelangte am 7.2.1945 ins dortige KZ. Sein Leben endete am 21.3.1945 als Gefangener Nr. 42436.
Aus Anlaß des Einzuges in den wiedererstandenen Xantener Dom fand dort 1966, 30 Jahre nach der Großen Viktortracht von 1936, wieder eine solche statt. Der Wiederaufbau des Domes bot die Möglichkeit, die Krypta zu erweitern und als Gedenkstätte für die Blutzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu gestalten. Seitdem befinden sich dort die Gräber von Heinz Bello, Karl Leisner und Gerhard Storm sowie Urnen mit Asche aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Bergen-Belsen und Dachau. Erinnerungsstücke und Schrifttafeln erinnern an Wilhelm Frede, Nikolaus Groß und Johannes Maria Verweyen.
Werner Stalder berichtete am 23. März 2015 in der Rheinischen Post über Prof. Johannes Maria Verweyen. Hier der ungekürzte Text:
BEDBURG-HAU-TILL Am 21. März 1945, heute vor 70 Jahren, starb im KZ Bergen-Belsen der aus Bedburg-Hau-Till stammende Universitätsprofessor Dr. Johannes Maria Verweyen. Ein Mitgefangener Verweyens in Sachsenhausen schrieb: „Professor Verweyen trug sein Geschick mit der Gelassenheit des Philosophen und der Ergebenheit des Christen. Niemals hat jemand aus seinem Munde ein Wort der Klage oder Anklage gehört, aber jeder, dem an den Stätten des Grauens sein Los zu schwer dünkte, durfte zu Professor Verweyen kommen. Er war auch dort noch, in der Hölle des Konzentrationslagers, die ‚inkarnierte Heiterkeit’, die ihm aus einer höheren Welt zuteil wurde. Und etwas von dieser ging dann von ihm auch auf den über, der ihm nur seine Seele öffnete…“. Die Aussage des ehemaligen Mitgefangenen gipfelt in der Feststellung: „Ich glaube ohne Übertreibung sagen zu dürfen, dass Professor Verweyen im KZ wie ein Heiliger gelebt hat, und ich glaube, er ist dort wirklich zu einem solchen geworden.“ Johannes Maria Verweyen wurde am 11. Mai 1883 auf einem Bauernhof in Till geboren. Er besuchte die Grundschule in Till und anschließend das Königliche Gymnasium in Kleve (heute Freiherr vom-Stein-Gymnasium), dann einige Jahre die Bischöfliche Studienanstalt Collegium Augustinianum Gaesdonck bei Goch und zuletzt das Hohenzollern-Gymnasium in Düsseldorf (heute Görres-Gymnasium), wo er 1902 auch sein Abitur machte. Danach folgten Studien an den Universitäten Freiburg, Leipzig, Berlin, Straßburg und in Bonn. 1905 promovierte er in Philosophie an der Universität Bonn, 1908 habilitierte er sich ebendort, und im Jahre 1921 ernannte ihn die Universität Bonn zum Professor der Philosophie. Zu seinen Lebzeiten galt Johannes Maria Verweyen als der Vertreter deutscher Philosophie, der stark ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat. Im Jahre 1934 wurde er von den damaligen Machthabern ohne Angabe eines Grundes seiner Professur enthoben. Im August 1941 wurde er von der Gestapo in Frankfurt am Main in so genannte Schutzhaft genommen, in das Polizeigefängnis Alex in Berlin überführt, und im Mai 1942, ohne je verhört worden zu sein, in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Am 4. Februar 1945 wurde er in das Konzentrationslager nach Bergen-Belsen gebracht, wo er am 21. März 1945 an Fleckfieber verstarb. Ein Leidensgenosse hatte ihn am 20. März 1945 zum letzten Mal gesehen. „Die übliche Abmagerung, Schüttelfrost, begleitet von Zähneklappern, und der Verzweiflungsausdruck in den Augen, im Gesicht und am ganzen Körper, warfen ihre Todesschatten voraus. Wir trösteten uns gegenseitig, denn auch ich fühlte mich miserabel.“ Als der ukrainische Mithäftling, der mit Verweyen öfter zusammenkam, im Lager der „Todgeweihten“ die Flecktyphusbaracke aufsuchte, erreichte ihn die Nachricht, dass Professor Verweyen tot sei. Er schreibt: „Angesichts der Schreckens- und Gräuelzustände, die den noch am Leben Verbliebenen beschieden waren, habe ich seine Erlösung davon fast beneidet. Und wären die englischen Truppen nur etliche Tage später gekommen, hätte ich auch Bergen-Belsen nicht mehr überlebt.“ Vom gesamten Diplomaten- und Geistlichentransport, rund 1000 Gefangene, sind nur zwei polnische Priester und etwa sechs bis acht Konsule am Leben geblieben, als die Befreiung kam.
Krypta im Xantener Dom 1966
Fotos IKLK-Archiv