Deutscher Kaiser u. König von Preußen Wilhelm II. (* 27.1.1859 in Berlin, † 4.6.1941 in Haus Doorn/Provinz Utrecht/NL) – Thronbesteigung 15.6.1888 – Exil in den Niederlanden 10.11.1918 – Thronentsagung 28.11.1918
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Voigt T. H.
Die Süddeutsche Zeitung vom 4. Juni 2016 brachte anläßlich des 75. Todestages von Wilhelm II. unter der Überschrift „Wie sich Wilhelm II. über Hitlers Erfolge freute“ einen ausführlichen Artikel von Oliver Das Gupta.
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Unter verschiedenen Aspekten läßt sich eine Verbindungslinie zwischen Karl Leisner und Wilhelm II. aufzeigen. Bereits Karl Leisners Urgroßvater hatte mit Wilhelm II. zu tun.
Tagebucheintrag
Kleve, Mittwoch, 23. Mai 1934
Um 10.30 Uhr los mit Opa [Friedrich Falkenstein[1]] spazieren: […] Opa erzählt mir so schön aus seiner Jugendzeit: Von seiner Gesellenzeit – wie er da große Strecken – manchmal nachts durch – zu Fuß gewandert ist. Durch das herrliche Sauerland zur Rekrutenaushebung, zur Arbeitsstätte, auf frohen Sonntagsnachmittagswanderungen. Abends war dann im Gesellenverein frohes Beisammensein. – Auch aus der Kulturkampfzeit weiß Opa noch mancherlei zu berichten: Wie hat da das katholische Volk zusammengestanden! Herrlich! – Ganz interessant erzählt Opa auch von Medebach […] von meinem Urgroßvater [Johann Wilhelm Falkenstein[2]], der dort Kanzlist am Gericht war und ganz wunderschön schreiben konnte, was sich anscheinend auf meine Mutter vererbt hat. Er mußte Urkunden, die an „Seine Majestät“ [Kaiser Wilhelm II.] gingen, schreiben! Allerhand! – Zum Mittagessen waren wir wieder zu Hause. Übrigens noch eins: Der Vater meines Urgroßvaters mütterlicherseits [Hermann Joseph Falkenstein[3]] wohnte in Bonn und war Leutnant, war aber das Soldatsein satt geworden und nach Medebach gezogen.
[1] Friedrich Moritz Falkenstein (* 2.5.1859 in Medebach, katholisch getauft 4.5.1859, † 4.4. 1945 ebd.) – zunächst Küfermeister in Kleve – Faß- und Bottichfabrik – Goch – Im Alter zog er nach Medebach. Er war Taufpate von Karl Leisner.
[2] Johann Wilhelm Falkenstein (* 24.12.1812 in Medebach, † 28.12.1891 ebd.) – Heirat 6.6.1846 in Medebach mit Wilhelmine Falkenstein, geb. Trippel – Büroassistent 1859 – 1889 als pensionierter Kanzlist wohnhaft in Medebach
[3] Leutnant Hermann Joseph Falkenstein (* 3.9.1774 in Medebach, katholisch getauft, † 3.4.1827 ebd.) – Schuhmacher – Heirat in Medebach mit Maria Falkenstein, geb. Meyer – Soldat
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Die Jugendbewegung hat ihren Ursprung im Ersten Freideutschen Jugendtag am 11./12. Oktober 1913 auf dem Hohen Meißner. Auslöser war die Einweihung des Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig, zu der der deutsche Kaiser Wilhelm II. die gesamte deutsche Führerschaft eingeladen hatte. Die Jugendbewegung in ihrer katholischen Prägung beeinflußte Karl Leisners Leben in besonderem Maße.
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Wilhelm II. hat Vater Wilhelm Leisner zwei Orden verliehen.
WilhelmII_Mai1915-1WilhelmII_August1915-1
Am 9. November 1918 erfolgte die Bekanntmachung der Abdankung des deutschen Kaisers Wilhelm II. durch Reichskanzler Prinz Max von Baden, die Ausrufung der Republik von einem Fenster des Reichstagsgebäudes aus durch SPD-Politiker Philipp Scheidemann und die Ausrufung einer Räterepublik nach russischem Vorbild vom Balkon des Berliner Schlosses aus durch Karl Liebknecht.
Für Karl Leisner begann am 9. November 1939 sein letzter und wichtigster Lebensabschnitt. Er überschritt einen „point of no return“; denn mit seiner Äußerung zu Georg Elsers Attentat auf Adolf Hitler begann für ihn ein Weg ohne Umkehr.
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Vater Wilhelm Leisner verglich sich mit Wilhelm II.
Vater Wilhelm Leisner nach 1945 in einem Vortrag bei Jung-KKVern:
Am 23. März 1943 wollten mir auch meine Mitbürger was tun, und damit sie mir nichts tun konnten, haben sie mich auch in Schutzhaft auf die Krohnenstraße [ins Gefängnis in Kleve] gebracht. Acht Tage durfte ich dort Tüten falzen – ich glaube, 550 Stück habe ich für die Firma Wilhelm Mertens fertig gebracht –. Aber zu der Zeit glaubten die Nazis nicht mehr 100% an ihren Gott Adolf [Hitler] und waren selbst etwas banger geworden, und da sie mir nichts anhaben konnten, haben sie mich nach acht Tagen wirklich entlassen. Ich durfte aber drei Monate keinen Dienst [beim Gericht] tun. Auch ein treuer KKVer, Heinz Heuvel, Geschäftsführer bei Schneider & Klippel, holte mir aus dem Sternbusch 5 kbm Buchenholz, und ich habe – wie Kaiser Wilhelm [II.] – Holz gehackt.[1] Im Winter 1943/44 hatten die wenigsten Brennmaterial und ich hatte genug Holz.
[1] Während seines Exils in den Niederlanden widmete sich Kaiser Wilhelm II. ausgiebig dem Holzhacken, denn er war der Meinung: „Durch das Holzsägen bin ich wenigstens noch für etwas nützlich.“