Vor 80 Jahren traf Karl Leisner Pater Gustav Grauvogel SJ in Münster

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Pater Gustav Grauvogel SJ, von seiner Jugendgruppe „Grauspatz“ genannt, (* 3.3.1883 in Forbach/Mosel/F, † 3.2.1957 in Bad Godesberg) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu 30.9.1903 – Priesterweihe 2.5.1915 – Letzte Gelübde 2.2.1919 – Geistlicher Leiter der West­falen­mark (ND) – Minister der Jesuitenniederlassung in Münster, Königstr. 36a, 1925–1937

Foto Archiv der Deutschen Provinz der Jesuiten in München, Archivsignatur: Abt. 62, Nr. 188

 

 

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Ignatiushaus der Jesuiten in Münster, Kö­nig­str. 36a
Bis zur Beschlagnahme am 12. Juli 1941 diente es u. a. als Wohnhaus der Jesuitenkommunität. Pater Friedrich Muckermann SJ hatte dort auch sein Büro. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört.

 

 

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Fotos Gabriele Latzel

 

 

 

Neubau und heutiger Eingang zur Königsstraße 35/36

Hermann Rieke-Benninghaus am 22. April 2014 an Hans-Karl Seeger:
Das Haus, von dem es m. W. kein Foto gibt, hat im Krieg einen Treffer erlitten und ist vollständig neu aufgebaut. Die Front ist verändert. Bei dem Neubau ist auch die Nummer untergegangen, gleichfalls wurde dem Straßennamen noch in britischer Besatzungszeit ein -s hinzugefügt.

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Ein Stolperstein vor dem Neubau erinnert an den dort am 27. Juni 1941 verhafteten Pater August Benninghaus SJ.

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Foto Freundeskreis P. August Benninghaus SJ
Pater August Benninghaus SJ (* 7.11.1880 in Ankum-Druchhorn/Niedersachsen, † 20.7. 1942 Hungertod im KZ Dachau) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu (Deutsche Provinz, ab 1921 Nieder­deutsche Provinz) 26.4.1900 – Priesterweihe 24.8.1913 – Letzte Gelübde 2.2.1916 – Nachdem er bereits ab 1936 ver­schie­dentlich vom Vorwurf, gegen das Heim­tückegesetz verstoßen zu haben, freigespro­chen war, wurde er dennoch am 27.6.1941 ver­haftet. Er kam im August 1941 ins KZ Sachsen­hausen und am 11.3.1942 ins KZ Dachau.

 

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Hermann Rieke-Benninghaus am 22. April 2014 an Hans-Karl Seeger:
Ich füge Ihnen eine Postkarte bei, von P. Benninghaus geschrieben, die den Blick von seinem Zimmer auf die Mariensäule und die Ludgerikirche zeigt.

 

 

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Foto Gabriele Latzel

heutige Sicht von der Königsstraße aus – Die Mariensäule wurde nach dem Krieg versetzt.

 

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Karl Leisner notierte in seinen Tagebüchern:

Münster, Donnerstag, 31. Mai 1934
Nachher mit Franz B. [Bellmann] zum ND-Heim [an der Königstraße]. Ein feines Ding. P. Grau­vogel kennen­gelernt. Ein feiner Mann.

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Foto Graphische Kunstanstalt Kettling & Krüger, Schalkmühle i. Westf. Nr. 18045

ND-Heim auf der Königstr. in Münster

 

Münster, Samstag, 23. November 1935
Kurz nach 15.00 Uhr beim Lehrlingsheim. Los zu 13 (12 von der Führer­schaft und Fräulein Larsen) in zwei Autos. Gespräche mit dem Chauffeur (aus Gronau stammt er). Lustig-fröhlich-liebe Stimmung. – Burgbesichti­gung [in Raesfeld] bis zum Turm! Dann im Rittersaal bei Kerzenschein (Elektri­scher Neuanlagen-Mast[1]) Frühstück [Nachmittagskaffee] mit fröhlicher Unter­haltung, Scherz und „Aufziehen“. Dann „Stunden am Kamin“ um den warmen Ofen. [Fräulein] Larsen, P. Grauvogel und ein „for­sches“ münsterländisches Fräulein erzählen. Die andern hören und ab und zu gibt’s Neues. 19.15 Uhr weiter.

[1] vermutlich eine Lampe mit elektrischen Kerzenbirnen

Münster, Sonntag, 15. Dezember 1935
(Der Freudensonntag [Gaudete])
Sonntagnachmittag mit ihnen [Kurt Pohl und Heinrich Ingenleuf] spazieren und mit Köbes [? Lomme] und Adolf Bartz. Viel Freud. Zu P. Grauvogel [Münster, Königstraße 36a, heute Königsstr. 35/36].

Felizitas Kübele berichtete im Rundschreiben des „Kardinal-von-Galen-Kreis e.V.“ 2014: 69–74, unter dem Titel „Der katholische Landrat Dr. Max Stiff aus Münster: abgesetzt von den Nazis, geschätzt vom Volk“ u. a. von Pater Gustav Grauvogel SJ:
Prägung durch den „Bund Neudeutschland“
So war die Familie Stiff beispielsweise befreundet mit dem viel bewunderten Pater Gustav Grauvogel, einem begnadeten Studentenseelsorger, der von seiner Jungengruppe liebevoll „Grauspatz“ genannt wurde.
Der jugendbewegte Priester wirkte insgesamt elf Jahre bis 1937 in Münster und setzte sich für den „Bund Neudeutschland“ ein, einer kath. Bewegung unter Oberschülern die aus der Tradition des „Wandervogels“ entstanden war. Auch dieser Geistliche war wie Dr. Stiff in Lothringen geboren. Überaus bewundert und geschätzt wurde Pater „Grauspatz“ vor allem von Günter Stiff dem bekannten katholischen Jugendschriftsteller, Verlagsleiter und Herausgeber des KOMM-MiT-Kalenders.
[…]
Günter Stiff war damals (und auch später zeitlebens) ein begeisterter „Jugendbewegter“, geprägt vom katholischen Schülerbund „Neudeutschland“ und seinem vorbildlichen Pater Grauvogel. Über jene Zeit schreibt Günter: „Leider wurde unser neudeutsches Jugendheim von Hitlerhorden mit Pflastersteinen bombardiert und gestürmt, obwohl wir bereits über alle Mauen und Zäune geflüchtet waren. Da ich den Braunen misstraute weigerte ich mich, ins Jungvolk oder in die Hitlerjugend zu gehen. Ich hatte mit dem Gesocks durch meines Vaters Schicksal genug mitgemacht.“