Das ehemalige Finanzamt, das sogenannte Judenhaus, war ab dem 18. November 1941 zentrale Sammelstelle für die Deportation von Klever Juden in die osteuropäischen Vernichtungslager. Die Tafel rechts vom Eingang des Spoycenters erinnert an dieses Ereignis.
Quelle des Fotos: Henny van Loenen
Unter der Überschrift „Gedenktafel in Kleve antisemitisch beschmiert“ berichtete die Rheinische Post vom 25. April 2018 über die Schändung der Jüdischen Gedenktafel in Kleve.
RP ONLINE vom 25. April 2018 – Jüdische Gedenktafel mit Nazi-Parolen beschmiert
NRZ vom 24. April 2018 – Jüdische Gedenktafel in Kleve volksverhetzend beschmiert
Siehe auch NRZ vom 21. Oktober 2013 – Das Schicksal der Klever Juden.
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Karl Leisner und die Juden in Kleve
Synagoge und jüdischer Friedhof in Kleve
Quelle der Fotos: Karl Leisner-Archiv
Vermutlich lebten bereits im Mittelalter Juden in Kleve, belegt ist dort eine kleine jüdische Gemeinde jedoch erst im 17. Jh. Im Gerwin befand sich eine Synagoge, und der noch bestehende jüdische Friedhof stammt aus dem 17. Jh. 1806 lebten in Kleve 120 Juden, und 1821 errichtete man eine neue Synagoge an der Reitbahn. Diese wurde in der Reichspogromnacht niedergebrannt und das letzte in der Zeit des Nationalsozialismus noch existierende jüdische Geschäft Leffmann geplündert.
„Soweit sich die Klever Juden nicht zuvor ins Ausland absetzen konnten, wurden sie nach Beginn des 2. Weltkrieges systematisch deportiert und umgebracht. Von den rund 150 Juden, die vor dem Dritten Reich in Kleve lebten, sind ca. zwei Drittel geflüchtet, während das letzte Drittel ermordet worden ist“ (Krebs, Wolfgang / Leinung, Friedrich: Religionsgemeinschaften in Kleve, Kleve 1994: 90).
Im schriftlichen Nachlaß von Karl Leisner läßt sich keine Stellungnahme seinerseits zur Judenfrage erkennen. Im RAD wurde er dazu befragt, notierte aber keine Antwort[1].
[1] Dahlen, Mittwoch, 7. April 1937
Vom Dienst weg läßt der Chef [Oberstfeldmeister Walter Franz] mich in die Kantine holen. Dort sitzt er mit dem Dahlener Ortsgruppenleiter, einem Forstmeister. – Ein zweistündiges Gespräch entspinnt sich. Man will mich aushorchen. „Was halten Sie von konfessioneller Schule? Judenfrage? Kirche und Staat etc.“ Ich gebe ehrlich und freiweg ohne jede Hemmung Bescheid. – Etwas zu sehr will ich imponieren und lasse mich dadurch zu weit aus. Die Klugheit und das Maß fehlen noch. – Sonst ist’s wohl recht geworden.
Erstaunlich ist, daß er am 27. April 1935 die Todesanzeige des 26jährigen Juden Paul Gonsenheimer, des Sohnes des Textilgeschäftes Hermann Gonsenheimer in Kleve, in sein Tagebuch geklebt hat.
Seite 096aAußerdem verwundert es, daß er weder zu den Ereignissen in der Reichspogromnacht in Münster, wo er sich damals aufhielt, noch zu denen in Kleve, etwas vermerkt hat.
Familie Leisner hat nach dem Verbot vom 1. April 1933 weiterhin in dem Geschäft für Herren und Knabenbekleidung des Juden Carl Rosenberg gekauft. Maria Leisner bekam dort z. B. einen Mantel. Nach dem Krieg erhielt Vater Wilhelm Leisner ein Carepaket aus Amerika von der jüdischen Familie Haas, die bis zur Arisierung in Kleve ein Lederwerk betrieben hatte.
Siehe auch Aktuelles vom 27. Januar 2015 – Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in Kleve und Münster.