Was mag Karl Leisner im KZ Dachau von der Ermordung mitbekommen haben?

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Die F.A.Z. vom 3. Mai 2014 berichtete unter der Überschrift „Gedenken an Morde in Dachau“ von der Neugestaltung des Gedenkortes für russische Kriegsgefangene, die 1941/1942 auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen, einer an Dachau grenzenden Gemeinde, erschossen worden sind.

 

Gedenken an Morde in Dachau
In Bayern ist am Freitag [2. Mai] der mehr als viertausend Soldaten der sowjetischen Armee gedacht worden, die von 1941 bis 1942 auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen nahe des Konzentrationslagers Dachau ermordet wurden. Der Gedenkort ist·neu gestaltet worden; in Marmorplatten sind die Namen der Opfer, soweit sie ermittelt werden konnten, eingraviert. Sie waren in deutscher Kriegsgefangenschaft auf der Grundlage des sogenannten Kommissarbefehls ausgesondert und in das Konzentrationslager Dachau gebracht worden; zu ihnen gehörten nicht nur politische Kommissare der Roten Armee, sondern auch als „untragbare Elemente“ Stigmatisierte, darunter Soldaten jüdischen Glaubens. Sie wurden auf dem Schießplatz an Pfähle gebunden und erschossen. Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sagte, die Nationalsozialisten hätten die völkerrechtlichen Bestimmungen der Haager Landkriegsordnung und der Genfer Konvention „bewusst mißachtet“. (ff.)

siehe Link zur Süddeutschen Zeitung

siehe Link zur KZ-Gedenkstätte Dachau

Versteckt in einem Familienbrief schrieb Karl Leisner am Sonntag, 4. Juli 1943, aus dem KZ Dachau nach Kleve:
Könntet Ihr für einen Bekann­­ten noch eine russi­sche Gram­matik besor­gen?

Er wollte selbst noch Russisch lernen, nachdem Anfang Januar 1943 nicht mehr Deutsch, sondern Russisch – später auch Französisch – die vorherr­schende Umgangssprache im KZ Dachau war. Vor allem aber um sich auch mit Russisch sprechenden Menschen, insbesondere mit Jugendlichen, verständigen zu können.

P. Otto Pies SJ:
Den vielen jungen Russen, die von der Seuche ergriffen und meist schnell hinweggerafft wurden, hat er stets besondere Auf­merk­sam­keit und priesterliche Liebe geschenkt. Die armen Jungen wuß­ten nichts von Gott, oder sie hatten noch von der Großmutter gesehen, wie man das Kreuzzeichen macht: einige kannten auch den Namen Chri­stus, ohne recht zu wissen, wer er sei. Essen wollten sie haben, Gesund­heit und Freiheit finden. Karl gab ihnen zu essen, soviel er konnte, kau­derwelschte mit ihnen und brachte ihnen bei, wie man betet. Viele haben dann zum erstenmal und wohl auch zum letzten­mal den Weg zu Gott ge­funden (Pies, Otto: Stephanus heute. Karl Leisner. Prie­ster und Opfer, Kevelaer: Butzon & Bercker 1950: 143).