Elio Guerriero
„Benedikt XVI”. Die Biografie
Mit einem Vorwort von Papst Franziskus und einem Interview mit Benedikt XVI.
Freiburg 2018
656 S., geb., 38,- €
Unter der Überschrift „Hat Rom immer recht? Mit hagiographischem Grundton, aber Sinn für einen eminenten Theologen: Elio Guerriero legt eine fast offizielle Biographie Papst Benedikts XVI. vor.“ besprach Jörg Ernesti das Buch in der F.A.Z. vom 21. Februar 2018 und bemerkte, bislang habe noch keine umfassende deutschsprachige Biographie vorgelegen.
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Joseph Ratzinger (* 16.4.1927 in Marktl am Inn) – Priesterweihe 29.6.1951 in Freising – Professor in Freising 1958 – in Bonn 1959 – in Münster 1963 – in Tübingen 1966 – in Regensburg 1969 – Bischofsweihe zum Erzbischof für das Erzbistum München und Freising 28.5.1977 – Kardinal 27.6.1977 – Papst Benedikt XVI. 19.4.2005 – Rücktritt als Papst 28.2.2013
Die Verbindung zwischen Karl Leisner und Joseph Ratzinger besteht in dem Kollegheft Wust: Noetik und Logik aus Karl Leisners Studium. Es existiert als Kopie im Karl Leisner-Archiv; das Original befindet sich bei Papst em. Benedikt XVI., der es als Joseph Kardinal Ratzinger zum 70. Geburtstag von Pfarrer Dr. Werner Hülsbusch[1] geschenkt bekam. Werner Hülsbusch war Doktorand bei Professor Joseph Ratzinger. Als Kaplan hat er das Kollegheft von einer Familie bekommen, deren Sohn es von Karl Leisner geliehen hatte. Joseph Kardinal Ratzinger hat versprochen, das Kollegheft eines Tages ins Archiv des IKLK zu geben.
[1] Dr. theol. Werner Hülsbusch (* 6.1.1929 in Lüdinghausen, † 29.9.2013) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 2.11.1947 – Priesterweihe 21.12.1953 in Münster – Kaplan u. Subsidiar in Rheinkamp-Meerbeck St. Barbara 1954–1958 – Emeritus in Münster 2004
Dr. Hülsbusch gehörte zum Ratzinger-Schülerkreis.
Siehe Aktuelles vom 1. September 2017 – Karl Leisner beim Ratzinger-Schülerkreis.
Dienstag, 8. Mai 1934
Aus der Vorlesung vermutlich von Dienstag, 8. Mai 1934[1]
Peter Wust: Noetik und Logik [Universitätsmitschrift 3, 1–3]
Die Philosophie ist eine Wissenschaft. Wie bei jeder Wissenschaft unterscheidet man auch bei ihr (1) Gegenstand (als Aufgabe und Ziel), (2) Methode und (3) Einteilung.
Geht man nun von der griechischen Namengebung aus (φιλια της σοφιαϛ), so versteht man unter Philosophie „Liebe zur Weisheit“ oder „liebendes Streben zur Weisheit“. – Der Philosoph ist also ein Weiser. Er weiß um das absolut Vernünftige. Aber nicht allein das Wissen um das absolut Vernünftige macht den Philosophen aus, wie wir ihn wenigstens verstehen. Die griechische Auffassung geht hier zu weit. Zum Wissen kommt noch das Sichrichten nach dem absolut Vernünftigen. Der Weise muß das Vernünftige mit Liebe sehen und sich danach richten.
1. Diktat:
I. Kurze Einleitung in die Philosophie
§ 1. Wie bei jeder Wissenschaft hat man auch bei der Philosophie Gegenstand, Methode und Einteilung zu unterscheiden.
§ 2. Der Gegenstand der Philosophie ist nicht so leicht zu bestimmen wie der Gegenstand einer Einzelwissenschaft. Nach der griechischen Namengebung ist die Philosophie Liebe zur Weisheit. Diese Definition ist jedoch, genauer betrachtet zu weit. Es ist bei ihr außer acht gelassen, daß die Philosophie Wissenschaft ist; als Wissenschaft aber ist sie dann ein weisheitsvolles Streben nach den letzten Gründen alles Wißbaren. Mit dem Begriff des weisheitsvollen Wissensstrebens wird dann darauf hingedeutet, daß die Philosophie auf einem höheren Niveau liegt als die Einzelwissenschaften. Durch den besonderen Adel ihres Wissenschaftscharakters ist sie die Königin der Einzelwissenschaften. Dieser geistige Adel der Philosophie ist aber bedingt durch die strenge Vitaluninteressiertheit, die sie vom Philosophen fordert. Die reine Idee der Philosophie verlangt es, daß der Philosoph, darin gleich dem schöpferischen Genius der Kunst oder dem Heiligen, für seine letzte und reinste Weltschau alle niederen Vitalegoismen überwindet, um ganz unbefangen der Wahrheit hingegeben zu sein.
Kolleg: Wie stelle ich mich zum Gegenstand der Philosophie ein?
Der Philosoph muß jenseits des Existenzkampfes dieser Welt stehen, jenseits des Getriebes dieser Welt; aber nicht über Wert und Wertung. Er steht vielmehr in der Entscheidung, nämlich im Dienste der Wahrheit. Mit dieser Auffassung verträgt sich nicht die Haltung 1) der positivistischen Pseudophilosophen 2) der Historisten und 3) der Kritizisten.
[1] Die ersten Diktate sind ohne Datum. Das vermutete Datum beruht auf Hinweisen im jeweiligen Tagebucheintrag.