Tannenbaum und Krippe in der Wohnung von Familie Leisner Weihnachten 1942 mit Foto von Karl Leisner (links in der Krippe)
Maria Leisner aus Kleve am 20. Januar 1943 an Familie Magnus Weber in Alpseewies:
Auf unserem Krippenbild sehen Sie unten einen Vorhang, das sind die heiligen drei Könige. Meine Schwester Paula hat ihn mal in der Schule [unter Anleitung ihrer Kunstlehrerin Therese Fleischhauer] gemacht, er ist aus lauter kleinen Stoffresten zusammengenäht.
Foto IKLK-Archiv
Maria Leisner aus Kleve am 28. Dezember 1944 an Karl Leisner im KZ Dachau:
Lieber Karl!
Am Tage vor Weihnachten erhielten wir Deinen Brief [vom 2.12.1944], daß Du wohl schon geweiht seiest und am ersten Festtag Dein erstes heiliges Opfer feiern könntest.[1] Wir hoffen, daß alles so war. Unsere Freude kannst Du Dir denken. So waren wir Dir ganz besonders in Gebet und Opfer verbunden. Am Weihnachtsvorabend waren wir zu Brüker-Bettray eingeladen, die Freude der Kinder, die schönen Gedichte und Lieder. Das alles stimmte uns festlich. Frau [Alwine] Bettray war sehr tapfer.[2] Nachher gingen wir hierher [zur derzeitigen kriegsbedingten „Unterkunft“ bei Bauer August Janssen in Niedermörmter]. Unsere Krippe, ein Baum aus unserm Reichswald schmückten unser Zimmer. Wir sangen, lasen das Evangelium (alle aus dem Hause waren unserer Einladung gefolgt). Dann bekam jeder ein paar selbstgebackene Plätzchen in einer Serviette und einen (mit bunten Bleistiften) geschriebenen Spruch. Es war richtig kriegsgemäß, aber schön. Wir sangen und erzählten noch. Dann gings früh zu Bett. Um 3.15 Uhr standen Vater und ich auf. Wir fuhren mit zwei Mädels [Maria und Elisabeth] um 4.30 Uhr mit der Ponte [über den Rhein] nach Rees.[3] Dort machten wir [in St. Mariä Himmelfahrt] eine feine Christmette mit. Wir gedachten Deiner und Paula [in Birten[4]] ganz besonders. Nachher tranken wir mit Kleverns (Johe Sebus)?? Kaffee und besuchten Pastor [Franz] Janssen (Bruder von [August Janssen] hier [in Niedermörmter]) und [Kohlenhandlung Jan] Tepaß. Dann gings wieder zur anderen [Rhein-]Seite. Wir besuchten van Bürcks. Mittags besuchte ich [Paul] Wißkirchen in Grieth, der dort seit dem Angriff [vom 7.10.1944] noch [im Krankenbett] liegt. Mittags kam Paula von Birten. Wir sangen dann unsere herrlichen Lieder mit Flöten und Geigen. Anderen Tags wurde fein Schlittschuhgelaufen. Dir weiterhin Gottes Schutz und Segen. Mit vielen frohen Grüßen auch von [an] Hans [P. Otto Pies SJ]
Deine Maria
[1] Dies war der ursprünglich vorgesehene Termin.
[2] Alwine Bettrays Ehemann Eduard war am 7.10.1944 beim Angriff auf Kleve zu Tode gekommen.
[3] Den Kahn steuerte Wilhelmine Heuken (1912–1999) aus Niedermörmter.
[4] Paula Leisner:
Ich selbst hatte Gelegenheit, im Xantener Dom die Christmette mitzufeiern und dabei besonders an Karl zu denken. Unsere Mutter konnte dann noch am 26. Dezember, dem Primiztag Karls, seine Taufkirche in Rees besuchen (Seligsprechungsprozeß: 306).
Dienstag, 26. Dezember 1944, Heiliger Erzmartyrer Stephanus
Mutter Amalia und Vater Wilhelm Leisner waren zum Gottesdienst [in Karl Leisners Taufkirche St. Mariä Himmelfahrt] in Rees. Sie hatten allerdings noch nicht erfahren, daß es der Primiztag ihres Sohnes Karl war.
Weihnachten 1944 im KZ Dachau
P. Josef Fischer SAC:
Zu Weihnachten 1944 malte auch ein polnischer Priester das Weihnachtsbild für den Altar.[1]
[1] Fischer, Josef: Dokumentation über den Gründer Schönstatts [P. Joseph Kentenich SAC] und die Schönstattgemeinschaften im KZ Dachau 1941–1945, 3 Bde., (Typoskript um 1964) 1964 Bd. III: 64a
Lagerkapelle Weihnachten 1944
Christmette war in der Lagekapelle bereits um 16.00 Uhr am Heiligen Abend und am 1. Weihnachtstag Pontifikalamt und Pontifikalvesper mit Bischof Gabriel Piguet. Abends war in der Lagerkapelle internationales „nationales Krippensingen“, wobei Priester aus etwa 20 Nationen ihre Weihnachtslieder sangen. Auch die polnischen Mitbrüder durften daran teilnehmen Die Häftlinge hatten nach einem Entwurf des polnischen Kaplans Jozef Wdowiak die sogenannte „Dachauer-Krippe“ gefertigt.
P. Johannes Lenz hat in seinem Buch „Christus in Dachau“ auf Seite 451 ein Bild von der Lagerkapelle im Weihnachts-Schmuck veröffentlicht und es dem Jahr 1943 zugeordnet. Auf weiteren vorhandenen Fotos mit diesem Motiv ist das Jahr 1944 angegeben, was wahrscheinlicher ist.
Heinrich Auer:
Wir erlebten dort u. a. in der Weihnachtszeit 1944 beispielsweise eine unvergeßliche Abendstunde: Etwa 20 Nationen waren mit kleinen Chören von Priestern vertreten, wobei jede Nation in ihrer Muttersprache ihr schönstes Weihnachtslied sang. So brachten beispielsweise die deutschen Priester das alte Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ zum Vortrag.[1]
[1] Auer, Heinrich: Meine Erlebnisse im Konzentrationslager Dachau (1943–1945), (Typoskript) 1945: 5
P. Gregor Schwake OSB:
Danach [nach der Priesterweihe am Sonntag Gaudete] die hohe liturgische Feier des Weihnachtsfestes. Am Heiligabend beteten viele Priester miteinander die Matutin (Mette) des Festes. Am Weihnachtsmorgen hatten wir bischöfliches Pontifikalamt, ausgeziert mit dem herrlichen Choralproprium „Puer natus est“ [Ein Kind ist geboren], mit der weit schallenden, gemeinsam gesungenen „Dachauer Messe“ und einem eigens gedichteten (von P. [Léon] de Coninck [SJ]) und von mir komponierten weihnachtlichen, lateinischen Schlußhymnus, der ebenfalls von den Bläsern begleitet wurde. Am Nachmittag sangen wir gemeinsam die zweite Weihnachtsvesper mit Choral und Falsobordoni [musikalischer Satztechnik].[1]
[1] Schwake, Gregor: Vor zehn Jahren. Dezember 1944, Priesterweihe. In: Singt dem Herrn. Sängerblatt des ACV für Deutschland, Österreich und die Schweiz 5 (1954): 46
Ssiehe auch Aktuelles vom 24. Dezember 2013.