Willi Fährmann erwähnt Karl Leisner in seinem Roman „Unter der Asche die Glut“

In den spannenden Roman „Unter der Asche Glut, Würzburg 1997“ über die Jahre 1933 bis 1935 bindet der Schriftsteller Willi Fährmann aus Xanten auch Karl Leisner ein.

Bei der Planung einer Fahrt nehmen sich die Jungen im Roman Karl Leisner mit seinem Großen Lager 1934 in dem zu Kleve grenznahen Ort Groesbeek in den Niederlanden zum Vorbild:

„Bei uns in der Gruppe ist was los, Christian. Wir wollen mit Adalbert Voss im Herbst eine Woche auf Fahrt gehen. Aber es wird gemunkelt, keiner aus der Katholischen Jugend komme in eine Jugendherberge hinein.“
„Als Gruppe dürfen wir das schon lange nicht mehr, Martin.“
„Adalbert hat gesagt, wir machen es dann wie Karl Leisner aus Kleve. Der ist im vorigen Jahr mit einer Jungschargruppe nach Holland gegangen und hat dort ein Lager durchgeführt.“
„Davon habe ich auch gehört. Ganz schön mutig, der Karl. Aber Schluss jetzt. Ich will zu Lorenz in den Stall.“
(Willi Fährmann, Seite 587)

Vom 14. August bis zum 25 August 1934 führte Karl Leisner das Große Jugendlager in Groesbeek durch.

Am 11. September 1934 schrieb er seinem früheren Religionslehrer Walter Vinnenberg:
Vom 29.7. bis 13.8. Arbeit in der Jung- und Sturm­schar von Kleve und Bezirk [Kleve] – besonders: Vorbereitung eines „Ferienkin­derlagers“ auf holländi­schem Boden (in Groesbeek). – Weißt Du noch, wie wir im Klo­ster Mariental bei den Borromäerinnen dort zu Mittag „ge­schlemmt“ haben vor „etzlichen“ Jahren, als wir Jungens noch klein waren und Du – als unser Häuptling – für uns noch Herr Doktor hießt? – Also in jenes milch-, käse- und bouillon­reiche Land von Groesbeek startete ich eine Woche und mehr tagaus, tagein, um ein rechtes Jungenlager auf die Beine zu bringen, trotz – aller Hin­der­nisse etc. pp – scis [wie Du weißt]! – Mit Hilfe der Pfarrgeist­lichkeit von Groesbeek und der liebenswürdigen Schwester Oberin [Elisa­beth Kaßen­meyer] des Klosters Mariental, wo wir einst Bouil­lon schlürften und schlemmten, gelang das Stück.
2.) Wir bekamen einen Sammelpaß und so ging’s am 14.8. per Auto bis zur Grenze nach Wyler und dann „per pedes“ zum La­gerplatz, wo ein Vortrupp schon das Notwen­digste drei Tage vorher in Szene gesetzt hatte.
Am ersten Tag und am zweiten morgens regnete es ein bißchen. Seit der Gemeinschaftsmesse am zweiten Tag (Mariä Himmelfahrt) bis zum letzten Tag regnete es keinen Tropfen mehr. Am letzten Tag nur fünf Minuten erquicken­der Schauer! – Also das Wetter war – wie auf Bestellung! Präch­tig! – Tages­ordnung ungefähr – natürlich mit großen täglichen Unterschie­den des In­halts – so: 6.45 Uhr raus! 7.50 Uhr Morgengebet – Gemein­schafts­gebet aus dem „Kir­chengebet“ und Morgenlied. Es klappte wun­dervoll! Alle im Halb­kreis vor dem geweihten La­gerkreuz! – Dann Marsch mit Banner zur Kirche. – Gemeinschaftsmesse aus dem „Kir­chengebet“. – Nachher kurze Danksa­gung und Lied. Die Holländer waren sehr erbaut und be­geistert davon. Es war auch wirklich prächtig, so 45 frische Jungens sin­gen und beten zu hö­ren. – Nach dem Rückmarsch gleich feierlicher Flag­genappell. „Weit laßt die Fahnen wehen“ oder „Laßt die Ban­ner wehen“ oder unser neues wuchtiges Jung­scharlied [Wir sind die Jungschar, Herr und Gott, auf ewig dir ver­schworen.] (Noten Scheideweg [Zeitschrfit Am Scheide­wege 1934] Nr. 10 Seite 151!). Den Tag grüßt unser Banner (schwarzes Kreuz auf weißem Grund)! – Nach dem Kaffee Aufräumen! Der Küchendienst für den Tag tritt an, zugleich Wachdienst für Tag und Nacht. Dann „Religiöse Stunde“. Grund­stim­mung: Apostolat, Sen­dung des katholi­schen Jungen in unserer Zeit. (Gehalten vom Herrn Präses Kaplan [Heinrich] Brey, von Paul Dyck­mans, der als Pfarrhelfer mit war und sich prächtig be­währt hat, und mir.) Danach Wan­derung, Ge­lände­spiele, Zelt­stunden etc. für die Jungens in Gruppen zu 10 bzw. in Doppelgruppen.
Nachmittags bis 15.30 Uhr Ruhe! (13.00 Uhr war Mittag) – 15.30 bis 19.00 Uhr ver­schieden: Wanderung oder Spielstunden oder Singen etc. – 19.00 Uhr Abendes­sen. Nachher kurze Frei­zeit bis 20.00 Uhr für Waschen, Schuh- und Zähneputzen etc. – 20.00 Uhr Abendfeierstunde, Geschich­ten und Lie­der­stunde, lustiger La­ger­zirkus und Fez etc. – 20.45 Uhr Gemeinsames Abend­gebet am Lagerkreuz und Abendlied. 21.15 Uhr Parole – Stillschwei­gen! – Nachtwa­che zieht auf! – Na, das kennst Du ja! Und Dich interessiert weniger die tote Tagesordnung als das lebendige Leben: Der Lagerplatz war sehr gün­stig, nur keine größere Schwimmgelegenheit in nächster Nähe, nur Plansch­becken! – Gleich am Wald gelegen! Sandgrube in der Nähe!
Einige von den schönsten Bildern schicken wir Dir! – Als Köchinnen waren mit: meine Schwester Ma­ria und eine Schwester [Anna Maria Kempkes] eines andern Jungfüh­rers. Sie schliefen (frei!) im Kloster Ma­rien­tal. – Alles klappte vorzüglich und auf die Minute nach abends vor­her festge­legter Ord­nung! – Mariä Himmelfahrt war Fei­ertag und Gedenk­tag für unsre Gemein­de in Cleve (Mariä Him­melfahrt). – Sonntag großes Lagerfest. Sturm­schar [aus Kleve] da! – Siegereh­rung der Lagermeister! Spiele, Spaß, Freude! – An bei­den Tagen Pud­ding, am letzten Tag nochmals (so zu lesen in Notiz­büchern der Jungen – dop­pelt unter­stri­chen!) – Die Kost war sehr gut. Die Zucht ebenfalls! – Zwei­mal große Ta­ges­fahrten: 1.) zum Maaskanal – Schwimmen – 2.) nach Nijmegen! – Ein Neu­deutscher [Hans Dolff], der in N. Nijmegen auf dem Büro ist, führte uns. Er hatte von unse­rm Lager gehört und kam oft rü­ber. Er war Kölner und konnte span­nende Fahrtenge­schichten à la Karl May er­zählen. Und so könnte ich dranbleiben am Er­zählen – seitenlang! Kurz: es war ein Bomben­erfolg. Am 25.8. waren wir wie­der daheim.